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Folkbarde Devendra BanhartAllein gegen den Colonius

Lesezeit 2 Minuten

Devendra Banhart in Köln

  1. Devendra Banhart gab ein entzückendes Konzert im Kölner Stadtgarten.
  2. Dabei legte er sich scherzhaft mit dem Colonius an, der ihm im Stadtbild störte.
  3. Eine Kritik.

Köln – Als Devendra Banhart im Herbst 2017 in der Stadthalle Mülheim auftrat, hatte das Weekend-Festival dem amerikanisch-venezolanischen Folk-Barden eine ganze Big Band zur Seite gestellt, das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld nämlich, das sonst den Lautsprecher Jan Böhmermann zu begleiten pflegt. Der feingliedrige Sänger zeichnet sich dagegen durch die konsequente Weigerung aus, seine Stimme zu erheben: Er flötet, summt, tiriliert, nuschelt so sanft wie einst João Gilberto, oder parliert fröhlich vor sich hin, wie einer dieser seltenen Lehrer, die ihre Autorität allein durch die Gewissheit gewinnen, dass man ihnen mit gespitzten Ohren zuhört.

In Mülheim glänzte Banhart im reizvollen Kontrast, am Mittwochabend im Kölner Stadtgarten ist er dagegen wieder ganz bei sich, unterstützt von einer vierköpfigen Band, die so sacht wippend spielt, wie er singt. „Is this nice?“ lautet die gleich erste, gewisperte Frage ans Publikum, „gefällt es Dir/ Möchtest Du, dass ich Dir dieses Lied singe?/ Es fängt an mit einer Frage/ Oh, die habe ich ja schon gefragt“. Und so geht es weiter, in fröhlichem Eklektizismus, mal hüftkreisend im Discorhythmus, mal südamerikanisch croonend, mal auf Zuruf aus dem Publikum, und zuletzt mit einem langen psychedelischen Exkurs („Seahorse“), der doch tatsächlich an die Doors erinnert. Minus deren sexistischen Frontmann.

Banhart begleitet seinen Vortrag mit einem sagenhaften Repertoire an Gesten und kuriosen Verrenkungen, die unrockiger, femininer und verspielter nicht sein könnten. Anfang der Nuller Jahre war er angetreten, mit weicher Ausgeflipptheit die letzten Riffs des Rocks hinwegzuspülen, und wurde dafür gurugleich verehrt. Die Prophetenphase inklusive Hollywood-Dating scheint er elegant überstanden zu haben. Längst sind die Erlöserlocken abgeschnitten, hat sich Grau hat in seinen Bart gemischt, allein sein verstrahlter Charme ist noch gewachsen.

In Köln hat sich Banhart den hinter dem Stadtgarten dräuenden Colonius – er nennt ihn den T-Mobile-Tower – zum laufenden Gag auserkoren. Er wundert sich über den Anachronismus eines Fernsehturms, widmet ihm scherzhaft Lieder, plädiert schließlich für dessen Abriss.

Was ja wiederum bestens zu seinem grundsympathischen Windmühlenkampf gegen alles Phallische passt.