Köln kann es nicht – und schon gar nicht mal anders als immer. Dass Gerhard Richter seine Werke offenkundig lieber nach Berlin gibt, ist das Ergebnis von viel zu wenig Tatkraft der Stadt.
Warum ist den Schramma-Nachfolgern nicht gelungen, ein Gespräch mit dem Künstler zu beginnen?
Und ist es nicht bezeichnend, dass der Name der Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach in diesem jüngsten „Sommer-Theater” noch nicht einmal auftaucht?
Unser Kommentar.
Es sei alles „noch ein bisschen in der Schwebe“, so Gerhard Richter zu den Plänen, seine private Sammlung eigener Bilder nach Berlin zu geben. Aber es spricht vieles dafür, dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) demnächst mit einer Zusage aus Köln-Hahnwald heimkehren kann.
Für den Künstler kämen drei Räume im geplanten Museum der Moderne einer salomonischen Lösung gleich: Sein Werk wäre nicht nur in seiner Geburtsstadt Dresden prominent vertreten, sondern auch in der Weltkunstmetropole Berlin. Und Köln, seit rund 40 Jahren seine Heimatstadt, sollte sich nicht grämen, da es doch bereits über sein Domfenster und im Museum Ludwig über eine der wichtigsten Richter-Sammlungen weltweit verfügt.
Also alles wie immer am Rhein – und die Debatte über ein Richter-Museum nur Sommertheater? Tatsächlich hatte die scheinbar in letzter Sekunde lancierte Idee von Ex-OB Fritz Schramma etwas Verwegenes, insbesondere in ihrer Variante, das Stadtmuseum aus der Historischen Mitte aus- und stattdessen das Richter zu widmende Museum dort einzuquartieren.
Allerdings führt gerade diese Verwegenheit zum Kern der Sache: Warum ist es Schrammas Nachfolgern in den letzten zehn Jahren nicht gelungen, mit Richter ruhig, besonnen und zugleich mit dem von Schramma geforderten Herzblut ins Gespräch zu kommen?
Es ist kein Geheimnis, dass Richter seit Jahren für seinen Nachruhm sorgt. Er hat das Gerhard-Richter-Archiv in Dresden nach Kräften unterstützt und seinen „Atlas“, eine Sammlung an Bildvorlagen, dem Lenbachhaus in München überlassen. Es ist auch bekannt, dass man Richter nicht lange überreden muss, wenn man ihn erst einmal für etwas begeistert hat.
Seine Zusage für das Domfenster gab er spontan, und auch im Museum Ludwig schwärmt man davon, wie unkompliziert das Arbeiten mit dem Künstler sei. Es wäre also kein Ding der Unmöglichkeit gewesen, einen Teil der Richter-Sammlung für Köln zu gewinnen. Aber OB Henriette Reker scheint bislang keinen Draht gefunden zu haben; Von Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach war im jüngsten „Sommertheater“ um ein Richter-Museum bezeichnenderweise erst gar nicht die Rede.
Das alles passt ins Bild einer Stadt, die sich als Kunstmetropole versteht, aus ihrem großen Erbe aber nicht die nötige Inspiration zu ziehen weiß. Dabei liegen die letzten großen Leistungen auf diesem Feld nicht lange zurück: Die Kunstmesse Art Cologne wurde 1967 gegründet, das Ludwig Museum im Jahr 1986 eröffnet. Heute gibt es zwar ambitionierte Projekte wie die Historische Mitte oder die Via Culturalis. Aber das Vertrauen in die Fähigkeiten der Stadt, solche Ideen auch zu verwirklichen, hat nach den Skandalen um die Oper und die vielen aufgeschobenen Vorhaben zu Recht gelitten.
Ein Richter-Museum wäre ein schönes Zeichen, dass Köln auch anders kann. Die vertane Chance stünde für die entgegengesetzte Botschaft: Köln kann es nicht – und erst recht nicht anders.