Von Gerhard Richter bis Ai Weiwei – in der Kölner Kunst- und Museumsbibliothek sind aktuell Beispiele von Zeitungskunst zu sehen.
Ausstellung in der KMBHier gibt es Kunststars zum Anfassen
Zeitung, das vergängliche Informationsmedium, zu dauerhafter Kunst machen, das war die Idee Günther Ueckers, als er 2012 einen mit großen Nägeln durchbohrten Stapel Zeitungspapier 60 Mal in Bronze gießen ließ. Sein Vorhaben ist jedenfalls insofern gelungen, als dieser nagelbestückte „Zeitungsblock“ aus Edelmetall nicht in der Papiertonne, sondern auf dem Kunstmarkt landete – einer davon wurde 2022 beim Auktionshaus Lempertz für rund 35.000 Euro versteigert. Nun muss man sie aber nicht unbedingt erst umständlich und kostspielig in Bronze gießen, um eine Zeitung zum Kunstwerk zu veredeln.
Geschenkte Kunst?
Denn das Medium selbst bietet die seltene Gelegenheit, Kunst zum sehr kleinen Preis für viele zugänglich zu machen. So verspricht etwa die „Bild“-Zeitung, zu dessen 60. Erscheinungsjahr Ueckers Bronze-Kunstwerk entstanden war, mit ihren Zeitungskunst-Ausgaben ihren Lesern „ein Kunstwerk zu schenken“– gemeint sind beigelegte, ganzseitig bedruckte Blätter etwa von Christo oder Heinz Mack. Und auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat seiner Zeitung in der Vergangenheit bereits zahlreiche Kunstwerke beigefügt. Neben einer Kerze von Gerhard Richter 2020 als Trost in Zeiten der Coronakrise oder Norbert Biskys Sinnbild bedrohter Freiheit, gestaltete Georg Baselitz 1996 sogar ein ganzes Blatt unter dem Titel „Moderne Zeiten“ – einer seiner expressiven, auf dem Kopf stehenden Porträtköpfe in Rot, Grün und Orange ziert das Titelblatt.
Bereits seit 1990 sammelt Helmut Schäfer Zeitungskunst
Ein Exemplar dieser besonderen Ausgabe ist aktuell, neben einer ganzen Reihe von weiterer „Zeitungskunst“ im Lesesaal der Kölner Kunst- und Museumsbibliothek ausgestellt. Seit um 1990 die ersten dieser Art auftauchten, sammelt der Kölner Helmut Schäfer alle Kunstausgaben von Zeitungen, die ihm in die Hände kommen. Oft ließ er die Seiten nachträglich von den Künstlerinnen und Künstlern signieren. Von Christo, über Jenny Holzer, Sigmar Polke bis Ai Weiwei ist über die Jahre eine beachtliche Zeitungskunstsammlung angewachsen.
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Dass Kunst und Information sich nicht ausschließen müssen, zeigen die jährlichen Kunstausgaben der „Welt“. Darin werden die üblichen Pressefotos für das tagesaktuelle Geschehen mit den Kunstwerken eines bestimmten Künstlers ersetzt. So kommt es, dass Löws Nominierung der Spieler für die deutsche Nationalelf plötzlich mit einem Blumenstillleben von David Hockney bebildert wird. Text und Bild, die hier im Kontrast zueinander stehen, bilden vielleicht eine ganz neue Kunstform, die übrigens von Kunsthistorikern bislang noch nicht beachtet wurde. Dabei wurden viele der Werke namhafter Künstlerinnen und Künstler eigens für die jeweilige Zeitungsausgabe angefertigt und sind damit auf eine bestimmte Auflage limitiert. Günther Uecker gab bis 1983 sogar eine eigene Künstlerzeitung heraus.
„Zeitungskunst, Sammlung Helmut Schäfer“, Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, im Lesesaal Museum Ludwig, bis 9. März, Montag 14 - 21 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 10 -21 Uhr. Freitag bis Sonntag, 10 -18 Uhr. Der Eintritt ist frei.