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Jahrelange SucheNeue Interimsstandorte für Kölner Kunstbibliothek kosten drei Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
Bis zum 30. Juni muss die Kunst- und Museumsbibliothek ihren Standort an Kattenbug in der Innenstadt verlassen.

Bis zum 30. Juni muss die Kunst- und Museumsbibliothek ihren Standort an Kattenbug in der Innenstadt verlassen.

Unter anderem Gerhard Richter hatte sich dafür eingesetzt, dass die Kunst- und Museumsbibliothek eine neue Heimat findet. Jetzt ist klar, wo.

Die Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ab April für mindestens drei Jahre übergangsweise an zwei Standorten unterkommen. Zum einen sollen Büros für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Buchbindewerkstatt und einige Bestände an der Vogelsanger Straße 66-80 in Ehrenfeld eine neue Heimat finden. Das Gebäude ist rund einen Kilometer von der Haltestelle Venloer Straße/Gürtel entfernt.

Und zum anderen sollen die Bücher der KMB an der Ettore-Bugatti-Straße 5/15 in Gremberghoven gelagert werden. Beide Gebäude sind rund 15 Kilometer voneinander entfernt. Über die Kosten für die beiden neuen Standorte soll der Stadtrat am kommenden Donnerstag entscheiden. Zunächst soll es um 2,98 Millionen Euro für die Jahre 2025 und 2026 gehen.

Ungewöhnliche Pressemitteilung

Wie mehrfach berichtet, muss die KMB aus dem langjährigen Standort Kattenbug, rund 600 Meter vom Dom entfernt, zum 30. Juni ausziehen, weil ihr der Vermieter gekündigt hatte. Das ist seit Jahren bekannt, trotzdem präsentiert das Kulturdezernat erst jetzt eine Interimslösung.

Am 8. Januar hatte das Kulturdezernat eine ungewöhnliche Pressemitteilung versendet unter dem Titel „Interim für Kunst- und Museumsbibliothek gefunden“. Nur wo das Interim sein soll, teilte das Dezernat nicht mit.

Viel Kritik aus der Kulturszene

Kulturdezernent Stefan Charles, seit 2021 im Amt, wird sowohl aus dem Stadtrat als auch aus der Kulturszene stark kritisiert. Unter anderem hatte Rainer Osnowski, Geschäftsführer des Literaturfestivals lit.Cologne, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Verweis auf Charles‘ umstrittene Vorgängerin Susanne Laugwitz-Aulbach gesagt: „Alle waren froh, dass die Zeit zu Ende war. Man dachte, es kann nur besser werden – wir wurden vom Gegenteil überzeugt. Dieser Mann ist nicht präsent.“

Zuvor hatten viele Vertreter aus Kunst und Kultur die jahrelange Ungewissheit rund um die KMB kritisiert, zuletzt gab es eine Petition namens „Rettet die KMB“ (wir berichteten).

Der Künstler Gerhard Richter.

Der Künstler Gerhard Richter

Der Kölner Ehrenbürger, Künstler Gerhard Richter, nannte die Bibliothek in einer öffentlichen Stellungnahme „eine unerschöpfliche Wissens- und Inspirationsquelle“, die er über Jahrzehnte hinweg schätzen gelernt habe. „Als Kölner Bürger bin ich stolz, dass die Stadt über diesen reichen Schatz verfügt, der jeden Tag von vielen Kunstinteressierten – Professionellen wie Laien – aktiv genutzt wird.“

Laut eigener Aussage ist die KMB mit mehr als 550.000 Bänden und mehr als 9000 Zeitschriftentiteln zur bildenden Kunst sowie Dossiers zu mehr als 100.000 bildenden Künstlerinnen und Künstlern sowie Institutionen „eine der weltweit größten öffentlichen Bibliotheken zur modernen Kunst und Fotografie“.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude von Kaufhof an der Leonhard-Tietz-Straße.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude von Kaufhof an der Leonhard-Tietz-Straße.

Der Lesesaal befindet sich im Museum Ludwig, die Bücher sind nicht auszuleihen. Zwar müssen nicht sämtliche 550.000 Bücher der auf fünf Orte verteilten KMB umziehen, sondern lediglich die 250.000 Exemplare, die an Kattenbug gelagert werden.

Wann ist die frühere Kaufhof-Zentrale umgebaut?

Auf lange Sicht prüft die Verwaltung, ob die KMB dauerhaft in der früheren Kaufhof-Zentrale an der Leonhard-Tietz-Straße in der Innenstadt einen neuen Standort findet. Doch der Umbau des Gebäudes eines privaten Investors, damit die Stadt es nutzen kann, verzögert sich um zwei Jahre.

Ab nächstem Jahr soll es nach und nach für die Stadt hergerichtet sein (wir berichteten). Auch hier bezahlt die Verwaltung viel Geld, der Vertrag von 2022 sah eine Kaltmiete von 812.337 Euro pro Monat vor, sobald die Stadt das Haus nutzt.

Sollte die KMB tatsächlich in die frühere Kaufhof-Zentrale ziehen, ist die Frage, wann das Gebäude umgebaut ist. Der Vertrag für den Interimsstandort in Ehrenfeld soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bis 31. Juli 2028 laufen, der Vertrag für das Gebäude in Gremberghoven bis 1. April oder 31. Juli 2028. Beide Kontrakte kann die Stadt demnach bei Bedarf verlängern.