Bei „Hart aber fair“ ging es um Klimaschutz. Moderator Klamroth vermied erfolgreich jegliche Nähe zur „Letzte Generation“-Aktivistin van Baalen.
„Hart aber fair“Louis Klamroth geht Klima-Aktivistin der „Letzten Generation“ scharf an
Bei „Hart aber fair“ lässt der neue Moderator Louis Klamroth am Montagabend (30. Januar 2023) über den Klimawandel diskutieren. „Letzte Abfahrt: Wie verändert die Klimakrise Alltag und Leben?“ will Frank Plasbergs Nachfolger von seinen Gästen wissen. Die Sendung zum Thema war von vielen mit Spannung erwartet worden – Klamroth ist mit der Klima-Aktivistin Luisa Neubauer liiert, was seit Beginn seiner Moderation auf Vorbehalte gestoßen war. Kritiker werfen ihm vor, bei diesem Thema nicht neutral agieren zu können. Der 33-Jährige dagegen betonte stets seine journalistische Unabhängigkeit.
Zu Gast ist am Montag ARD-Meteorologe Sven Plöger, der auch in der zuvor im Ersten laufenden Doku mit Felix Neureuther über die Probleme des Ski-Tourismus mitwirkte. Außerdem im Studio: Gitta Connemann (CDU), Konstantin Kuhle (FDP), Aimée van Baalen (Letzte Generation) und Hildegard Müller (Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie VDA). Plöger muss zunächst zum wiederholten Mal den Unterschied zwischen Wetter und Klima erklären und warum der Schnee, der inzwischen in den Skigebieten gefallen ist, nicht den globalen Trend der Erderwärmung widerlegt. Schneekanonen, wie sie immer öfter eingesetzt werden müssten, würden umweltschädliche Effekte noch verstärken.
CDU-Politikerin Connemann findet dagegen: „Skifahren ist die Suche nach dem Sündenbock“. Wer auf die Malediven fliege, verhalte sich schließlich auch nicht klimafreundlich. Man sollte in umweltfreundliche Technologien investieren, beispielsweise durch Snow-Farming. „Verzichte oder Verbote sind hier nicht die Antwort“, meint Connemann. Den Zahn, dem Problem mit neuen Technologien begegnen zu können, muss Plöger ihr aber ziehen. Beim Snow-Farming beispielsweise würde oft künstlicher Schnee eingesetzt. „Wir brauchen eine Haltung!“, sagt der Meteorologe.
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„Hart aber fair“: Louis Klamroth greift Volker Wissing an
Der deutsche Verkehrssektor verfehlt neben dem Gebäudebereich die Klimaziele besonders stark. Auch Volker Wissings Sofortprogramm genügt den Anforderungen laut Expertenrat in keiner Weise. „Kann oder will Herr Wissing nicht?“, will Louis Klamroth von dessen Parteifreund Kuhle wissen. Kuhle will eine „sektorübergreifende Betrachtung“, das sei alles nicht so einfach, verteidigt er den Verkehrsminister. „Ist Herr Wissing träge oder der Verkehrssektor?“, bohrt Klamroth weiter. Plöger springt Klamroth bei und findet es „schizophren“, dass man es in Deutschland nicht schaffe, endlich ein Tempolimit einzuführen. Er beruft sich auf die neuen Zahlen des Umweltbundesamts, wonach die CO2-Ersparnis bei Tempo 120 km/h weitaus höher sei als noch vor Kurzem gedacht.
Kuhle findet dagegen, die Studie sei in sich nicht schlüssig und ein Tempolimit müsste man schon besser begründen. Auch Müller ist gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung und meint, das sei eine „zu einfache Lösung“ für ein komplexes Problem. Sie findet auch die Argumentation der Aktivistinnen und Aktivisten von „Letzte Generation“ für ein Tempolimit zu simpel, Aimée von Baalen solle sich besser informieren, stichelt sie gegen den jungen Studiogast. „Wir können die Klimakrise nicht regeln, indem wir dem Bürger vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat“, meint sie.
„Hart aber fair“: Klima-Aktivistin verteidigt Klebe-Aktion
Van Baalen verteidigt die Klebe-Aktionen damit, dass der Staat die Regeln des Pariser Klimaabkommens breche, daher würden sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter weiterhin auf die Straße gehen. Ob die Bevölkerung dafür Verständnis habe und sich die Aktivisten einen Gefallen mit ihrem radikalen Protest tun, will Klamroth wissen. Eine Mehrheit sicher nicht, kommt heraus, egal, welche Umfragen die Gäste heranziehen. Connemann sagt, Deutschland allein würde sowieso nichts bewirken, selbst wenn man jetzt sofort „den Stecker ziehen“ würde. Die großen Klimasünder wie China müssten überzeugt werden. Mit „Diskriminierung“ erreiche man gar nichts. Sie meint offenbar die Autofahrerenden.
Kuhle und Connemann reiten weiterhin das Technologie-Pferd: E-Fuels, Wasserstoff & Co. gehörten die Zukunft, Verbote brauche es nicht. Hier schreitet Plöger erneut ein: Die meisten dieser Technologien wie Fliegen mit Wasserstoff würden ja noch gar nicht funktionieren. Bis dahin sollten wir doch bitteschön andere Maßnahmen umsetzen, denn sonst reiche uns die Zeit nicht.
Louis Klamroth bezeichnet Forderungen der „Letzte Generation“ als „läppisch“
Dann geht es um die konkreten Forderungen der „Letzten Generation“: Das sind ein Tempolimit von 100 km/h und die Wiedereinführung eines 9-Euro-Tickets. Das seien doch eher „läppische Forderungen“ angesichts des „Untergangsszenarios“, das die Aktivistinnen und Aktivisten malten, meint Klamroth ironisch. Zudem wird die Einsetzung eines „verbindlichen Gesellschaftsrats“ verlangt, der erarbeiten solle, wie Deutschland bis 2030 Nullemissionen erreichen könne.
Dazu wählt Klamroth scharfe Töne: Es werde doch die parlamentarische Demokratie abgeschafft, wenn ein Expertenrat verbindliche Entscheidungen festlege, sagt er in Richtung van Baalen. Klamroth unterbricht auch Connemann und Kuhle nicht, die die Aktivistin teilweise hart angehen. Die CDU-Politikerin will van Baalen erklären, wie Politik funktioniert. Diese lasse sich doch immer von Experten beraten, belehrt sie die Aktivistin. Van Baalen kontert, zu oft lasse sich Politik von Einzelinteressen wie denen von Konzernen korrumpieren.
Ein weiteres Argument gegen die „Letzte Generation“ bringt Klamroth in die Diskussion: die mögliche „Vereinnahmung der Klimabewegung durch Linksextremisten“, vor der das Innenministerium zuletzt gewarnt hatte. Kuhle spricht von einem möglichen Einfallstor, sieht aber noch keine konkrete Gefahr. Van Baalen betont die Friedlichkeit aller Proteste der „Letzten Generation“.
CDU-Politikerin über „Klima-Kleber“: „Sie treten die Demokratie mit Füßen“
Dann dreht sich die Diskussion zum wiederholten Mal um den Empörungswert, den die Klebe-Aktionen haben. FDP-Politiker Kuhle tun die Bürgerinnen und Bürger leid, die unter der „Letzten Generation“ zu leiden hätten. Ob sie nicht verstehen könne, wenn Menschen auf ihrem Weg zur Arbeit genervt seien und ihre Freiheit eingeschränkt sehen, will er von van Baalen wissen. Klar, sagt diese.
CDU-Politikerin Connemann greift deutlich höher ins Regal: „Sie treten Demokratie mit Füßen!“, ereifert sie sich. Durch die Klebe-Aktionen drohe eine „Anarchie“, suggeriert die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion.
Dann erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer Interessantes aus der inneren Organisation der „Letzten Generation“: Van Baalen ist quasi hauptberuflich im Klimaschutz unterwegs und bekommt ein Gehalt ausgezahlt, das sich aus Spenden speist. Aber: „Man wird nicht dafür bezahlt, sich auf die Straße zu kleben“, stellt sie klar. Sie leiste Bildungsarbeit in Schulen und anderen Einrichtungen und könne so ihren Lebensunterhalt bestreiten.