Köln – Auf jeden Fall durfte der Zuschauer froh darüber sein, dass es diesmal nicht wieder um Corona ging. Thema bei „Hart, aber fair“ war das von vielen so nicht erwartete gute Abschneiden der CDU in der sachsen-anhaltinischen Landtagswahl und seine – potenzielle – Aussagekraft für die Bundestagswahl im September. Kommt also doch noch in Sicht, was vor wenigen Wochen als nahezu erledigt galt: ein Kanzler Armin Laschet?
Leider waren die Auskünfte dazu in der einigermaßen lebhaft diskutierenden Runde nicht sehr viel origineller als das, was landauf landab bereits am Wahlabend geäußert wurde. Und damit auch nicht weiterführend als der ewige Pandemie-Sermon.
Dass der Urnengang in dem kleinen Bundesland weniger eine Pro-CDU- als vielmehr eine Anti-AfD-Wahl war – auch viele Linkswähler hatten ihr Kreuzchen bei Reiner Haseloff und den Seinen gemacht – und das Ergebnis insofern für den Herbst wenig präjudiziert: Darauf konnten sich der „Welt“-Journalist Robin Alexander, der Blogger Sascha Lobo, das Grünen-Vorstandsmitglied Ricarda Lang und der Ex-SPD-Bürgermeister im sächsischen Augustusburg, Dirk Neubauer, ziemlich schnell einigen. Nur CSU-Generalsekretär blies schon mal gewohnt beflissen ins Unions-Siegeshorn.
Leider kam dann im Fortgang das – tatsächlich nicht uninteressante – Thema der Machtoptionen im Kontext der Bundestagswahl, die als definitives Ende der Ära Merkel eine weithin erkennbare Zäsur darstellt, einigermaßen unter die Räder. Moderator Frank Plasberg drehte es in Richtung Vertrauensverlust und -gewinn – was naheliegend alle Parteien betrifft, nicht nur die Union. Die freilich vor allem, sie hat da nach den Maskenaffären einiger Abgeordneter, aber auch nach vielen Fehlern in der Pandemiebekämpfung möglicherweise am meisten aufzuholen.
Aber es ging naheliegend auch um grüne Vergesslichkeiten bei der Angabe von Nebeneinkünften und einen frisierten Lebenslauf. Blumes einschlägiger Entlastungsangriff gegen Lang traf freilich erwartbar sein Ziel nicht. Annalena Baerbocks Nachlässigkeiten mit der flagranten Korruption besagter Mandatsträger gleichzusetzen – es haut erkennbar nicht hin. In der Sache ergiebiger war da schon Alexanders Differenzierung zwischen (erlaubtem) Lobbyismus und (strafbarer) Korruption.
Vertrauen durch Bürgernähe
Der Mann aus Augustusburg war als lebendiger Beweis dafür eingeladen worden, dass und wie man mit forcierter Bürgernähe Vertrauen schaffen kann. Dass die urbanen Berufspolitiker die Nöte zumal des Mannes auf dem flachen Land nicht wahrnehmen und verstehen und deshalb Vertrauen verspielen und nicht mehr ankommen – der Vorwurf droht freilich inzwischen zur Plattitüde zu verkommen.
Konkret fällt er derzeit im Augenblick wiederum zumal den Grünen auf die Füße, die über die von der Regierungskoalition beschlossene CO2-Bepreisung von Energie hinaus den Spritpreis hochschrauben möchten. Tatsächlich indes wollen die Grünen, wie Lang mit der Intensität eines Maschinengewehrs dartat, ihren Klimaschutz sozialpolitisch so flankieren, dass der auf dem Land wohnende und daher auf sein Auto angewiesene Geringverdiener eben gerade nicht die Zeche zahlen soll.
Die von der Union perhorreszierte Vermögenssteuer dürfte ihn sowieso weniger schrecken. Überhaupt konnte die von Plasberg verschiedentlich etwas unverdient ausgebremste Grünen-Vertreterin ihrem CSU-Kontrahenten wirkungsvoll eins eintunken: Die Union entdecke vor allem dann ihr Herz für die sozial Schwächeren, wenn sie damit der Konkurrenz eins auswischen könne.
Konflikte zivilisiert ausgetragen
Die – am Montagabend zivilisiert ausgetragenen – Konflikte haben es zweifellos in sich. Aber sie und die zugehörigen Narrative sind inzwischen so eingefahren, dass die einschlägigen Debatten, wie gesagt, kaum mehr neue Erkenntnisse zeitigen. An diesem Mangel krankte auch die jüngste „Hart, aber fair“-Sendung.