In einer neuen Serie spielt Heike Makatsch eine Frau, die einen Roboter liebt. Im Interview spricht sie über den Siegeszug der Künstlichen Intelligenz.
Heike Makatsch„Androide als Liebespartner – das ist eigentlich nur noch ein kleiner Schritt“
Die Schauspielerin Heike Makatsch (51) wurde von der Viva-Moderatorin in der Neunzigerjahren zur international bekannten Schauspielerin, die seit einigen Jahren etwa auch als Kommissarin im Mainzer „Tatort“ zu sehen ist. Ab dem 6. April kann man sie nun in der Sky-Serie „Tender Hearts“ sehen, in der es um die Liebe zwischen einer Frau und einem Androiden geht – und die Frage, wie sich technologischer Wandel und künstliche Intelligenz auf unsere Art zu lieben auswirken werden. Im RND-Interview spricht sie darüber:
Frau Makatsch, halten Sie Roboter als (gleichberechtigte) Liebespartner für ein realistisches Zukunftsszenario?
Heike Makatsch: Die künstliche Intelligenz hält bereits überall Einzug. Vor 20 Jahren gab es noch keine Smartphones, und jetzt wird unsere Welt auf eine Art und Weise davon bestimmt, wie wir uns das nicht hätten vorstellen können. KI hat bereits geprägt, wie wir miteinander agieren, wie wir uns selbst sehen und wie wir unsere Begegnungen leben. Zu Androiden als Liebespartnern ist es eigentlich nur noch ein kleiner Schritt. Was uns vermutlich noch davon abhält, ist die Vorstellung, dass die Roboter aus Gummi sind und sich nicht anfühlen wie Fleisch und Blut. Aber ich denke, die Möglichkeit besteht auf jeden Fall.
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Können Sie sich also vorstellen, dass in zehn Jahren die Generation Ihrer Töchter Roboter datet oder Beziehungen mit ihnen führt?
Ich hoffe immer noch auf romantische, herkömmliche Liebe. Ich würde mir wünschen, dass Liebe immer noch durch die Begegnung mit einem realen, imperfekten Gegenüber stattfindet, der einem Herausforderungen abverlangt und mit dem man in eine Beziehung tritt, die zu einem gewissen Grad unvorhersehbar ist. Aber vielleicht wird das irgendwann auch mit Robotern möglich sein, und dann sind die Unterschiede zwischen Mensch und KI nur noch herbeigedacht. Ich hätte mir vor Kurzem auch nicht vorstellen können, dass man sich seine Sexualpartner aus einer Dating-App herbeiswipt. Ich will nicht wahrhaben, dass wir uns irgendwann vielleicht gar nicht mehr von KI-Robotern unterscheiden. Manchmal frage ich mich, warum wir etwas entwickeln, was uns am Ende obsolet macht oder uns zumindest dieses Gefühl gibt.
Haben Sie auch Sorge, dass Ihr Beruf irgendwann ersetzt wird durch KI?
Ich mache mir keine riesigen Sorgen wegen meines Jobs. Es gibt schon jetzt Filmgenres, bei denen das der Fall ist. Bei „Avatar“ oder anderen animierten Filmen spielen das auch oft Schauspieler vor und werden dann zu anderen Figuren gemacht. Das sind schon Grenzgänge. Aber richtig schönes gritty Arthouse bleibt den Schauspielern wahrscheinlich immer vorbehalten. (lacht)
Sie haben Dating-Apps angesprochen. Glauben Sie, durch die neuen Möglichkeiten wird das Thema Daten und Beziehungen eingehen immer schwieriger?
Es ist schon möglich, dass die Begegnungsstätten seltener werden. Menschen ziehen sich mehr zurück in virtuelle Welten. Schon an einem der früher besten Flirtorte, in der Straßenbahn oder dem Zug, sitzen die Menschen nur noch vertieft in ihre virtuelle Welt am Handy. Da sieht man sich nicht mehr. Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass Discos und Kaffeehäuser von jungen Menschen weniger frequentiert werden, als ich das mal kannte. Aber ich bin auch nicht mehr wirklich die Zielgruppe bei dem Thema. Ich bin gespannt, wie es bei der nachwachsenden Generation in meinem Haushalt aussehen wird.
Bei Ihrer Serienfigur ist auch die Selbstoptimierung ein großes Thema. Merken Sie selbst auch, dass Sie das manchmal mehr beschäftigt, als Sie es wollen?
Das hält sich bei mir Gott sei Dank in Grenzen. Natürlich werde ich älter, und das geht auch nicht unbemerkt an mir vorbei. Solche Gedanken, dass das Leben in einer Kurve verläuft, die irgendwann im Verfall und Tode endet, und die äußere Hülle einem nicht immer gleichbleibend funktionierend zur Verfügung steht, habe ich schon. Aber das hält mich eher dazu an, über genau diesen Prozess nachzudenken, ihn anzunehmen und daraus inneres Wachstum zu ziehen, anstatt zu versuchen, Vergangenes zu konservieren. Das ist einfach nicht möglich. Wenn man das erkannt hat, muss man loslassen lernen.
In der Schauspielbranche ist es dennoch immer noch der Fall, dass es für Schauspielerinnen ab etwa 50 Jahren schwieriger wird, gute Rollen zu bekommen. Wie sehen Sie das?
In unserem Beruf als Schauspieler löst sich sowieso oft nicht ein, was man sich vorstellt. Es kommen nicht unbedingt die Projekte auf deinen Tisch, von denen du dachtest, dass du sie spielen solltest. Das ist auch schon mit 20 oder 30 so. Aber ich will es nicht kleinreden, dass es noch mal ein Gefälle gibt für Frauen ab einem gewissen Alter. Ich bin da aber halbwegs optimistisch, da dazu eine öffentliche Diskussion losgetreten wurde und Schauspielerinnen und Frauen fragen, wo die Geschichten sind, die für Frauen in ihren Vierzigern oder Fünfzigern relevant sind. Da ist der Schuss vielleicht noch nicht gehört worden von den großen Filmproduktionen, aber die werden sicherlich bald auf diesen Wagen aufspringen.
Zurück zur Serie: In einer kurzen Sequenz schaut die Hauptfigur Nachrichten über ihre VR-Brille und es wird etwas über Klimaflüchtlinge gesagt. Sie sind vor wenigen Jahren auch mal bei Fridays-for-Future-Demos mitgelaufen. Machen Sie das immer noch?
Die Corona-Pandemie hat diesem ganzen Demonstrationsgeschehen etwas einen Riegel vorgeschoben und ihm den Wind aus den Segeln genommen. Ich glaube, dass insgesamt eine Resignation oder Ohnmacht Einzug gehalten hat. Aber natürlich bin ich absolut für die Ziele, die Fridays for Future verfolgt.
Mittlerweile gibt es auch die Letzte Generation. Was halten Sie davon?
In der Not greifen Demonstranten zu rabiateren Mitteln, um Gehör zu finden. Das ist wahrscheinlich grundsätzlich nachvollziehbar.