„Solange die Stadt keine großen Fehler macht, hat niemand das Recht, die Fondation anzugreifen.“ Mit diesem Satz reagierte Marisol Corboud, Präsidentin der Fondation Corboud und Witwe des 2017 verstorbenen Schweizer Stifters Gérard Corboud, am Dienstag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Versuche aus dem Kreis der Corboud-Erben, den Status der Stiftung und die Beheimatung der einschlägigen Gemäldekollektion im Wallraf-Richartz-Museum (WRM) zu erschüttern und die Sammlung oder einzelne Bilder „zurückzuholen“. Wie zu hören ist, stützen sie sich unter anderem auf den Vorwurf, die Stiftung sei „insolvent“ und das WRM als Standort ungeeignet.
Dass es besagte Versuche gegeben hat – in Gestalt einer als „privat“ bezeichneten Unterhaltung mit WRM-Direktor Marcus Dekiert und eines an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gerichteten Briefes mit einem dort formulierten „Gesprächswunsch“ –, wird weder seitens der Stadt noch der Stiftung noch auch des Stifterratsvorsitzenden Peter Jungen bestritten.
„Ich als Präsidentin habe“, stellt Marisol Corboud fest, die „absolute Verantwortung, und ich stelle mich schützend vor die Fondation, für die es schließlich einen festen unanfechtbaren Vertrag gibt.“ Das gelte umso mehr, als der „hängende“ Erweiterungsbau für das WRM jetzt endlich auf die Zielgrade komme. Wie das Presseamt der Stadt mitteilt, steht Reker in dieser Sache auf der Seite der Stifterin.
Der „feste Vertrag“ ist die Vereinbarung des Stifterpaares Gérard J. und Marisol Corboud aus dem Jahre 2001, der die mehr als 170 in der Sammlung Corboud beheimateten Gemälde aus Impressionismus und Neoimpressionismus als „ewige Dauerleihgabe“ an die Stadt Köln gab, konkret: an das WRM. Auch für Peter Jungen ist die Sachlage juristisch eindeutig: „Es handelt sich hier“, führte er in einer Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung aus, „wohl eher um private Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit dem Erbe von Gérard Corboud.“ Die Fondation Corboud und damit die Sammlung seien aber nicht „Bestandteil des Erbes“. Vielmehr sei die Stiftung eine „eigenständige Rechtsperson“.
Marisol Corboud möchte im Interesse der Stiftung öffentlich bei den Verwandten ihres Ehemannes keine Motivforschung betreiben; Kenner der Materie (die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen) tun dies aber durchaus: Da schlage, so ist zu hören, jemand – zeitlich geschickt kurz vor etlichen mit der Sache befassten Ausschuss- und Ratssitzungen – bei der Stadt Köln auf den Busch, um zu schauen, ob da vielleicht „ein Hase herausspringt“. Unmetaphorisch ausgedrückt: ob es nicht doch gelingen könne, Bilder aus der Sammlung Corboud im Interesse einer gewinnbringenden Veräußerung zu lösen. Vorbild dafür könnte, so wird gemutmaßt, das Vorgehen im Fall der 17 Bilder der Fondation Surpierre sein, die Marisol Corboud selbst im vergangenen Jahr aus Ärger über die Verzögerungen beim Erweiterungsbau aus dem WRM abgezogen hatte.
In der Kölner Kulturpolitik sieht man Versuche, den Status der Fondation Corboud zu verändern, ebenfalls als vergeblich an: „Es sei denn“, so formuliert es FDP-Sprecher Ulrich Wackerhagen, „in Deutschland bricht noch mal eine Diktatur aus.“ Kritik wird indes mittlerweile an Museumsdirektor Dekiert laut. Er habe sich, heißt es, auf keinen Fall auf das Gespräch mit der Erbenseite einlassen dürfen.