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Jubiläum„Großartiges für Köln geleistet“

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Bereit zur Feierstunde im Stiftersaal: Oberbürgermeisterin Henriette Reker (von links), Ministerpräsident Armin Laschet, Mäzenin Marisol Corboud, Universitäts-Rektor Axel Freimuth und Festrednerin Gudrun Gersmann.

  1. Der Sammler Ferdinand Franz Wallraf wird in einem Festakt im Stiftersaal gewürdigt

Das Wichtigste kommt oft erst am Ende einer Rede: „Ich hoffe und wünsche mir, dass auch künftig viele Bürgerinnen und Bürger dem großen Vorbild Ferdinand Franz Wallrafs folgen und sich für das Wohl und das Ansehen unserer Stadt engagieren“, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Montag im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museum. Der Wunsch ist gut begründet: „Köln ist auf Menschen wie diese angewiesen.“

Anlass für den Festakt, der musikalisch unterstützt wurde vom Collegium musicum der Universität zu Köln, war das letztgültige Testament, das Wallraf vor 200 Jahren seiner Heimatstadt Köln zugedacht hatte. Die überbordende Sammlung von Kunstwerken, Büchern, Mineralien, Dokumenten, Münzen, Möbeln und Instrumenten sollte „zu ewigen Tagen bei dieser Stadt und Gemeinde zum Nutzen der Kunst und Wissenschaft verbleiben“. Die Objekte, verteilt auf verschiedene Institutionen, sind nach Ansicht der OB „die Grundlage für die heute so reiche und eindrucksvolle Kölner Museumslandschaft.“ Wallraf habe Großartiges für die Stadt geleistet und diese nachhaltig geprägt.

Seinem Beispiel sind bis heute viele Menschen gefolgt. Alle Kölner Museumssammlungen, so Reker, seien bürgerlichen Ursprungs. Sie lobte die Förderkreise, „ohne die unsere Stadt umso vieles ärmer wäre“, und nannte exemplarisch die Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig sowie den Stifterrat. Zudem würdigte sie große Stifter – namentlich Josef Haubrich, Peter und Irene Ludwig sowie Gérard Corboud. Ohne sie „wäre unsere Stadt nicht die, die wir heute kennen.“ Insbesondere erwähnte Reker an dieser Stelle die anwesende Marisol Corboud, deren Fondation Corboud seit 2001 die Tradition der großen Stifter fortsetze.

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Ausführungen zum Erweiterungsbau für das Museum blieben freilich aus. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet immerhin erinnerte in seiner Rede daran, dass die Entwicklung nicht nur konfliktfrei verlaufe. Aber er hoffe, dass Stadt, Stifter und Museum einen guten Weg finden. Vor allem nutzte Laschet die Gelegenheit, um die Bedeutung der Stifter und Mäzene für das Land an Rhein und Ruhr hervorzuheben. Nicht fürstliche Gnade, wie in anderen Bundesländern, sei hier die Basis für eine reiche Kulturszene, sondern bürgerschaftliches Engagement.

Dass Wallrafs kölnisches Streben nicht nur auf die Sammlung zielte, sondern weit darüber hinaus, wurde an diesem Abend ebenfalls betont. So konzipierte er den Melatenfriedhof und dachte sich neue Bezeichnungen für das Kölner Wegenetz aus.

Diesem „Straßennamen-Wallraf“ widmete sich Gudrun Gersmann, Inhaberin des Lehrstuhls der Frühen Neuzeit am Historischen Institut der Kölner Universität, in ihrem Festvortrag. Als Wallraf 1811 den Auftrag erhielt, in dem von den Franzosen besetzten Köln Ordnung in das Wirrwarr der Straßen zu bringen, machte er sich „mit Feuereifer, ja sogar mit Übereifer“ an die Arbeit. Die „Instrumentalisierung von Straßennamen zu erinnerungspolitischen Zwecken“, laut Gersmann eine Erfindung der Französischen Revolution, wurde von Wallraf begeistert praktiziert. Es ging ihm darum, seinen Kölnern die große Geschichte der Stadt in Erinnerung zu rufen. Daher konzipierte er – und das war nach Gersmanns Einschätzung „städteplanerisch eine neue Idee“ – etwa ein Römerviertel mit Agrippina-Platz, Augustusstraße, Cäsarwerft und Constantinstraße.

Aber nicht nur der Stadthistoriker, sondern auch der Ästhet sah sich herausgefordert. Anstößige Namen, deretwegen man sich – so Wallraf – „vor allen fremden Ohren schämen“ musste, sollten eliminiert werden: Vorneweg die Pißgasse, aus der das Börsengasschen wurde. Die Diebesgasse mutierte zur Thieboldgasse, die Straße Am Elend zum Catharinengässchen und die Kühegasse zur Inselgasse/Mont de l’Isle.

Jedoch – statt Jubelstürme erntete Wallraf heftige Kritik seiner Kölner. Viele der Neuschöpfungen wurden gestrichen – erst einige von den Franzosen und nach deren Abzug noch viele mehr 1815 im preußischen Köln. Er sei wie ein „Schulbube“ behandelt worden, klagte Wallraf irritiert.

Immerhin spendete Gudrun Gersmann – wenn auch posthum – Trost. Die meisten der 50 von den Preußen gebilligten Straßennamen hätten bis heute überlebt. „So ist Köln mit Wallraf denn doch letztlich in die Moderne aufgebrochen oder zumindest ein Stück weit in ihr angekommen.“ sagte sie. Dafür sind wir ihm dankbar.“ Man darf anfügen: Auch dafür.