Die Soul-Funk-Band aus Texas hat mit ihrer lang ersehnten zweiten Platte in Köln Halt gemacht. Ganzkörpergänsehaut war garantiert.
Black Pumas im E-WerkRaubkatzen mit Pailletten-Zähnen beißen nicht
Im Kölner E-Werk darf sich das Publikum bei Onkel Steve aus dem 8600 Kilometer entfernten US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico bedanken. Denn ohne ihn wäre das überwältigende Konzertfinale der Black Pumas am Donnerstagabend kaum möglich gewesen. Aber von vorne.
Die Psychedelic-Soul-Band aus Austin, Texas, hat auf der Tour zu ihrem lang ersehnten zweiten Album „Chronicles of a Diamond“ Halt in Köln gemacht. Die Band-Chronik liest sich wie eine Erfolgsgeschichte. Frontmänner Eric Burton und Adrian Quesada lernten sich am Telefon kennen. Quesada, ein Veteran der Musikszene in Austin, war auf der Suche nach einer neuen Band. Mit seinem Latin-Fusion-Kollektiv Grupo Fantasma hatte er bereits einen Grammy gewonnen und war als Vorband mit Prince auf Tour gewesen.
Black Pumas: Grammys, Joe Biden und ausverkaufte Tourneen
Am Telefon hörte er das erste Mal die Stimme von Burton und war sofort von dessen Talent überzeugt. Dabei hatte Burton, einst Straßenmusiker auf dem Santa Monica Pier in Los Angeles, nur „irgendein Geschwafel“ gesungen. In den ersten Minuten der Bandgeschichte entstanden gleich zwei Singles. Die beiden schrieben „Black Moon Rising“ und „Fire“ in der ersten Jam-Session.
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Das darauffolgende Debütalbum, dessen Sound voller Zuversicht ist, bescherte ihnen Grammy-Nominierungen, mehrere ausverkaufte Tourneen und einen Auftritt bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden. Nun also die schwierige zweite Platte – und der zweite Auftritt in Köln.
Kölner E-Werk: Sound tief in Schwarzer Musikgeschichte verwurzelt
Doch im E-Werk wird die Band den mittlerweile hohen Erwartungen gerecht. Trotz der relativ kurzen Diskografie hat die Setliste kaum Schwächen. Der Sound klingt modern und ist gleichzeitig tief in der Schwarzen Musikgeschichte verwurzelt: Gospel, Soul, Blues, Funk, R'n'B und Rock finden sich fragmentarisch im Set wieder. In „Old Man“ legt die Band problemlos gleich mehrere Genrebrüche ein.
Jedes Instrument bekommt einen Moment im Rampenlicht. Wie JaRon Marshall, der sein Keyboard teils wie eine Kirchenorgel einsetzt. Dabei zeigt er die Seelenruhe eines Chirurgen, der keinen falschen Handgriff macht.
Raubkatzen mit Pailletten-Zähnen
Das Bühnenbild füllen die Konturen von zwei sich anfauchenden Raubkatzen. Reißzähne und Augen sind von funkelnden Pailletten geformt, die klarstellen, dass sie alles andere als böse Absichten haben, denn auf der Bühne versprühen die Pumas nur gute Laune.
Die Gitarrenmelodien von Quesada sind dabei essenziell, sie führen mit Burtons Stimme einen Dialog wie zwischen alten Freunden. Ein Dialog, der auch mal laut und emotional werden kann. Wenn Burton seinen Herzschmerz herausbrüllt, bringt Quesadas beruhigender Gitarrenklang ihn zurück auf den Boden.
Soul des 21. Jahrhunderts
Den gesanglichen Gipfel besteigt Burton zu „More Than a Love Song“. Die mühelosen Oktavsprünge laufen parallel zu der Flugbahn der zwei schwarzen Vögel, die er besingt. Höher und höher fliegen sie in den Himmel, um nur zu zweit zu sein. Dann legen sie einen Sturzflug ein, begleitet von einem stechenden Schrei des Sängers.
Das Publikum nimmt die Band mit auf den Flug. „Fly together“, ruft der Saal im Chor. Die Lautstärke lässt darauf schließen, dass kaum jemand will, dass der gemeinsame Flug endet. Die Augen sind dabei fixiert auf Burton, man fragt sich, welche Töne wohl als Nächstes aus ihm herauskommen mögen. Niemand hat seine Stimme und doch weiß man, woher deren musikalische Wurzeln liegen: Sam Cooke, Marvin Gaye und Curtis Mayfield. So klingt der Soul des 21. Jahrhunderts.
Triumphaler Siegeszug mit Demut und Hoffnung
Dann kommt das Finale und der besagte Onkel Steve. Der hatte einem jungen Burton nicht nur seine erste Gitarre finanziert. Mit derselben Gitarre saß Burton 2011 eines Tages auf dem Hausdach seines Onkels in New Mexico. Vor ihm lagen Gebirge, hinter denen sich die Sonne neigte. Voller Ehrfurcht schrieb er eine erste Version des bisher erfolgreichsten Songs der Band, „Colors“.
Beim Singen verspüre er jedes Mal ein großes Gefühl der Einheit, sagte Burton einmal. Damit ist er nicht der einzige. Die Klangfolge der Gitarrenakkorde erweckt Demut und Hoffnung zugleich. Burtons verwundbare Soul-Stimme steigert sich in einen triumphalen Siegeszug hinein. Der Gospel-artige Hintergrundgesang macht den Hit zur Hymne. Ganzkörpergänsehaut garantiert.
Während Burton von seinen Lieblingsfarben singt, die sich in der Natur vereinen, lässt sich jeglicher Weltschmerz auf den Song übertragen. Das einzig Schlechte an dem Titel ist, dass der endet. Genau wie das Konzert. Nach „Colors“ applaudiert das Publikum minutenlang. Es ist noch unklar, wo die Erfolgsgeschichte der Black Pumas einmal enden wird. Fest steht: nicht im Kölner E-Werk.