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Kölner Autor Christian HuberWie man sich selbst neu erfindet

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Christian Huber 

Köln – Er hat Comedy-Bestseller geschrieben und sein Podcast ist einer der beliebtesten in Deutschland – läuft also bei Christian Huber. „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ heißt sein neuer Roman und damit ist ihm jetzt auch noch der schwierige Sprung aus der lustigen Unterhaltung ins ernste Fach gelungen.

Doch ganz so perfekt, wie es aussieht, ist es in den letzten Jahren gar nicht gelaufen, erzählt der 37-Jährige im Kölner Café Reichard. Denn vor diesem Roman hatte er schon ein Buch fast fertig geschrieben – das wir niemals lesen werden. „Ich habe alles markiert und gelöscht“.

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Christian Huber 

Christian Hubers Comedy-Romane „7 Kilo in 3 Tagen“ und „Alle anderen können einpacken“ standen wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Mit dem Team von Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ wurde er u.a. für die Goldene Kamera und den Deutschen Comedypreis nominiert. Unter @christian_huber folgen ihm in den sozialen Netzwerken mehr als hunderttausend Menschen. Und sein Podcast mit Tarkan Bagci („Gefühlte Fakten“) zählt zu den beliebtesten Deutschlands.

Obwohl Freunde und der Verlag ihm gut zuredeten: „Die haben gesagt: »Ist doch super, das werden die Leute mögen!«“. Aber er selbst mochte es nicht. Und mit jeder Seite, die er schrieb, ging es ihm schlechter. Bis er im letzten Moment ausstieg. Und wieder bei Null anfing.

„Der psychische Druck war schon krass“, sagt er. Aber es gab einen Moment, in dem der Knoten platzte: „Da war ich bei meinen Eltern in der Oberpfalz zu Besuch und saß in meinem alten Zimmer. Das Buch spielt ja quasi in dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Und da habe ich innerhalb von einem Nachmittag 15 Buchseiten runter geschrieben“. Und zwar nicht irgendwelche Seiten, sondern den Schluss des Buchs.

Eine geniale Eingebung. Denn so konnte er sicher gehen, dass er sich nicht nochmal verliert beim Schreiben – schließlich war immer klar, wo es mit der Geschichte hin geht. „Das hat mir sehr viel Stabilität gegeben. Und dann hatte ich auch wieder richtig Spaß am Schreiben.“

Das Versprechen eines spannenderen Lebens

Das merkt man dem Roman an. Und man merkt auch, dass der Autor ganz nah bei seiner Geschichte ist. Die zwar fiktiv ist, aber das Lebensgefühl kennt er genau: Eine Dorfjugend Ende der 90er Jahre. Tristesse und Ödnis. Ängste, Unsicherheiten, Minderwertigkeitsgefühle. Aber auch: Das Versprechen eines spannenderen Lebens. Musik, Parties und die Möglichkeit von Liebe.

„Ich hab natürlich auch recherchiert, mit alten Freunden telefoniert und war viel in der Heimat. Denn ich wollte auf jeden Fall über etwas schreiben, was ich selbst kenne, sonst driftet man schnell in Klischees ab. Und wenn ich über einen Jugendlichen im Jahr 1999 schreiben will, dann muss die Geschichte dort spielen, wo ich selber aufgewachsen bin, sonst wäre es für mich nicht authentisch.“

Das Buch beschönigt nichts, im Gegenteil: Der 15-jährige Pascal muss mit seiner tragischen Familiengeschichte klar kommen, die Spuren hinterlassen hat – seelisch und körperlich. Aber in diesem traurigen Winter 2022 taucht man gerne für fast 400 Seiten ab in die Geschichte eines heißen, aufregenden Sommertags Ende des vergangenen Jahrtausends.

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Nostalgisch, melancholisch, aber auch emotional unter Hochspannung – es gibt viele Begriffe, die die besondere Atmosphäre dieses Romans beschreiben. Lustig gehört nicht dazu. Dabei ist Christian Huber ist damit berühmt geworden, lustig zu sein. Nachdem er sich eine Zeit lang als Selfmade-Musikproduzent durchgeschlagen hatte, lasen immer mehr seine witzigen Sprüche bei Twitter.

Vor zehn Jahren war das noch kein gängiges Geschäftsmodell, aber es funktionierte trotzdem: Verlage wurden auf ihn aufmerksam und Jan Böhmermann. Der engagierte ihn als Autor für das „Neo Magazin Royale“ bei der Kölner Produktionsfirma bildundtonfabrik.

Dort arbeitet auch Tarkan Bagci, mit dem Christian Huber seit 2019 den ebenso lustigen wie erfolgreichen Podcast „Gefühlte Fakten“ produziert. Die Chemie zwischen den beiden stimmte auf Anhieb und das spüren auch die Hörer und Hörerinnen: „Ich liebe Tarkan, das ist einer der wichtigsten und besten Menschen, die ich jemals kennen gelernt habe“.

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Christian Huber hätte also einfach locker noch ein weiteres lustiges Buch schreiben können. Es hätte sich vermutlich genauso gut verkauft wie die Vorgänger. Warum also hat er sich jetzt als Autor nochmal komplett neu erfunden – wo doch alles so gut läuft?

„Ich wollte mich weiter entwickeln und ich langweile mich schnell. Auch im Podcast hasse ich es, mich mit irgendwelchen Anekdoten oder so zu wiederholen – was außer mir wahrscheinlich kein Mensch merken würde. Und so war mit diesem Buch auch, ich wollte einfach etwas komplett Neues schreiben. Das war auch eine Herausforderung für mich selber, ob ich das überhaupt kann.“

"Die größten Selbstzweifel, die es gibt"

Und? Was denkt er jetzt, wo das Buch fertig ist? „Ich hadere immer, ständig, ich habe die größten Selbstzweifel, die es gibt.“ Und gerade deswegen schreibt er vermutlich so überzeugend über einen unsicheren Jugendlichen, der sich trotz allem auf das Wagnis des Lebens einlässt – weil er selber einmal so war. Und immer noch ein bisschen so ist. Ein großes Glück also, dass Christian Huber diesmal nicht wieder die „Löschen“-Taste gedrückt hat.