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Millionen Abos in 2021Darum sind Kölns Lieblings-Influencer so erfolgreich

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Ana Kohler

Köln – In der Corona-Pandemie suchen viele Ablenkung in den sozialen Medien. Diese Kölner Influencer hatten ein sehr erfolgreiches Jahr – Millionen schauten 2021 dabei zu, wie sie singen, kochen oder sich die Nägel machen lassen.

Ana Kohler

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Ana Kohler

Keine Auftritte, geschweige denn eine Tour. Und auch Musikvideos unter Corona-Bedingungen zu drehen, ist ziemlich umständlich. Warum es für Ana Kohler trotzdem ein gutes Jahr war? Weil sie endlich ihren Traum lebt: Musik machen.

Es ist nicht einfach, sich als singende Influencerin in der Musikindustrie zu etablieren – „das ist ein sehr großer Schritt und ich bin dankbar, dass das so gut angekommen ist“, sagt Ana Kohler, die 2021 drei Singles veröffentlicht hat.

Und dass sie schon viele Abonnenten in den sozialen Medien mitbringt, war gerade in der Pandemie ein Vorteil - alleine bei TikTok sind es 1,4 Millionen. „Viele Künstler haben inzwischen gemerkt, wie stark TikTok mittlerweile ist und dass man da sehr viel von seiner eigenen Musik repräsentieren kann. Das ist wie so ein kleiner Auftritt in 15 Sekunden – nur eben nicht live und vor einem riesigen Publikum“.

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Und Ana Kohlers tanzbarer Pop wird oft gehört: „Man hat auch gemerkt dass die die Leute viel mehr am Handy sind und viel dringender etwas Schönes wie Musik brauchen.“

Ihre „absoluten Highlights“ in diesem Jahr waren trotzdem die wenigen Auftritte. „Wie jeder Künstler bin ich mittlerweile sehr dankbar für jeden kleinen Auftritt, der rein kommt - und sei es nur in einem Livestream“.

Mit Social Media habe sie eigentlich nur angefangen, weil sie immer schon unbedingt singen wollte, erzählt sie: „Ich wollte irgendwelche Leute finden, die mich unterstützen. Ich komme aus einem kleinen Dorf in der Schweiz und da ist das natürlich schwierig.“ Der Plan hat funktioniert: „Es hat sich dieses Jahr sehr viel getan, musikalisch aber auch an Kontakten.“

Endlich zur Ruhe gekommen

Als Influencerin hat Ana Kohler gelernt, schnell auf Trends oder neue Plattformen zu reagieren. Genauso schnell hat sie sich auch an das Musik-machen in Corona-Zeiten gewöhnt und kann in den Zoom-Sessions mit den Musikern und Produzenten sogar auch etwas Positives sehen: „Mittlerweile finde ich das gar nicht mehr so schlimm: Jeder ist in seinem Wohlfühl-Space zu Hause.“

Und sie konnte in diesem Jahr etwas tun, wozu sie sonst nur selten kommt: Zur Ruhe kommen und konzentriert arbeiten: „Normalerweise bin ich dauernd unterwegs, selten zu Hause und habe kaum Zeit, mal durchzuatmen oder kreativ zu sein. “

So ist jede Menge Material entstanden: „Ob das jetzt am Ende des Tages ein Album wird oder nicht wird sich noch heraus stellen, aber da kommt auf jeden Fall noch ganz viel Musik, wir haben noch viel auf Lager.“

Maximilian Kolb (Max)

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Max

Das Studium fertig, bei Youtube die eine-Millionen-Abonnenten-Marke geknackt und richtig gut kochen gelernt: 2021 war definitiv ein gutes Jahr für Maximilian Kolb. Trotz Pandemie. Oder sogar auch ein bisschen wegen der Pandemie. Denn der 24-Jährige hat sich in diesem Jahr auch völlig neu erfunden: als Foodie, Essensexperte und Self-made-Koch. Und damit den Nerv der Zeit getroffen. Alle waren viel zu Hause, die Restaurants waren oft zu und im Homeoffice gibt es keine Kantine.

Für Max, wie er sich auf YouTube nennt, war das ein Zufallstreffer. Denn mit Kochen hatte er vorher nichts zu tun. Auf YouTube ist er aber schon aktiv, seit er 16 ist. Ein paar Jahre machte er Gaming-Videos, nach dem Abi hatte er dann irgendwann keine Lust mehr darauf und hat sich ausprobiert: „Aus dieser Zeit gibt es wirklich die wildesten Videos ohne Konzept – mal habe ich ferngesteuerte Spielzeug-Autos mit einem befreundeten YouTuber umgebaut und wir haben die ineinander crashen lassen. Oder wir haben klassischen Youtube-Challenge-Quatsch gemacht, würde ich jetzt rückblickend sagen.“

So richtig reingehängt hat er sich aber nicht mehr: „Ich habe zum Ende Ende des Studiums meinen Youtube-Kanal sehr stark vernachlässigt, im Durchschnitt ein Video im Monat hochgeladen und das über ein Jahr - das ist so ziemlich das Schlechteste, was man machen kann.“

Als er seinen Bachelor in „Media und Marketing Management“ durchgezogen hatte, überlegte er, wie es weiter gehen soll: „Ich stand dann vor der Entscheidung: Gibst Du nochmal Gas auf Deinem Channel oder steigst Du ins Hintergrundgeschehen ein, zum Beispiel bei einem Management?“

Max gibt wieder richtig Gas

Maximilian Kolb entschied sich schließlich fürs Gas geben. Den Ausschlag dafür gab ein neues Format, das er ausprobiert hat: „Ich habe mir selbst schon immer mal gewünscht, jemanden zu haben, dem ich sagen kann, was er für mich kochen soll.“ Und das hat er dann eben selbst gemacht und „sehr, sehr viel Spaß“ dabei gehabt: Einmal in der Woche, einen Tag lang mit drei Gerichten nach Wunsch. Dafür hat er seine Netzwerke wiederbelebt, aber auch mal den Paketboten bekocht, der ihm die Auszeichnung von YouTube für eine Millionen Abonnenten gebracht hatte.

Kein Wunder dass seine Mutter – übrigens eine sehr gute Köchin, wie er erzählt – stolz auf ihn ist: „Wenn ich ihr erzähle, dass ich mit einem Sternekoch gedreht habe oder bei Gordon Ramsay essen war, dann freut die sich mit mir und findet das schon richtig cool“. Im Moment sitzt er noch mit seinem Freund und Büro-Kollegen in der Nähe vom Neumarkt. Im Januar ist Schlüsselübergabe für ein neues Büro: 180 Quadratmeter mit Show-Küche. Und in diesem Jahr hat er auch zum ersten Mal einen Kameramann und einen Cutter ins Team geholt. „Das macht einfach Spaß gerade, so wie es ist. Es kann gerne so weiter gehen.“

Twenty4Tim

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Twenty4Tim

Tim (seinen Nachnamen möchte er nicht öffentlich machen) hatte gerade angefangen, Englisch und Deutsch auf Gymnasiallehramt zu studieren – aber irgendwie merkte er, dass das für ihn nicht so richtig passt. Also schmiss er sein Studium und dann brach auch noch die Corona-Pandemie aus – was nach viel schlechter Laune klingt, war für den 20-Jährigen ein Glücksfall.

Denn nicht nur er selbst hatte auf einmal sehr viel Muße, sich seinen Social-Media-Kanälen zu widmen, die mittelmäßig erfolgreich vor sich hin dümpelten. Auch alle anderen hatten jede Menge Zeit, sich seine Videos und Posts anzuschauen.

Und plötzlich war Twenty4Tim ein Star: Zwei Millionen haben ihn mittlerweile auf Instagram abonniert, 3,8 Millionen bei TikTok. Seine Highlights 2021: „Mein erster Moderations-Job, mein Video-Dreh mit Obi, ich habe eine neue Merch-Kollektion rausgebracht und ich bin umgezogen – das ist jetzt natürlich etwas sehr Persönliches, aber es war ein sehr großer Schritt.“

Twenty4Tims Stil ist eine unverwechselbare Mischung: Er macht gerne Quatsch, ist lustig und unterhaltsam. Aber er spricht auch offen über eine frühere Essstörung und zeigt seine Dehnungsstreifen. Seine Botschaft: Auch manche Männer sehen so aus und: „Steht dazu! Ihr seid nicht allein!“.

Den eigenen Körper so zu akzeptieren und respektieren wie er ist – das propagieren in den sozialen Medien meist Influencerinnen – wenn überhaupt. Und während männliche Kollegen gerne dokumentieren, wie sie ihre Muskeln stählen, benutzt Twenty4Tim MakeUp.

Außerdem er ist wahrscheinlich der beste Kunde seines Kölner Nagelstudios. „Ihr dürft das jetzt final entscheiden: Mache ich mir heute lange Nägel?“ fragt er in einem Video und fügt noch hinzu: „Ich möchte, dass meine Zuschauer denken: »Oh Gott, was macht er da- ich bin doch ein Junge!«“.

Gegen Gender-Klischees

Gender-Klischees sind für ihn da, um gesprengt zu werden. Aber auch sonst entzieht Twenty4Tim sich den Erwartungen anderer und will auch seine Follower dazu ermutigen: „Dass man sich einfach niemals unterkriegen lässt und nicht von der Gesellschaft formen lässt“.

Klingt wie ein harmloser Kalenderspruch, ist für den Influencer aber auch harte Wirklichkeit, denn mit dem Erfolg kam auch der Hass. „Schwuchtel“ ist noch eine der harmloseren Beleidigungen, die er regelmäßig in seinen Kommentaren liest. Was ihm hilft? „Ich habe mich tatsächlich irgendwie daran gewöhnt. Und ich hatte tolle Freunde und Familie um mich herum, die mich da unterstützt haben.“

Eine Erkenntnis aus dem Jahr 2021? „Dass soziale Medien und Realität zwei vollkommen verschiedene Welten sind.“