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Kölner Sparhaushalt
Römisch-Germanisches Museum muss doch nicht umziehen

Lesezeit 4 Minuten
Blick ins Schaufenster des Römisch-Germanische Museums mit Steinlöwen

2019 bezog das Römisch-Germanische Museum sein neues Quartier im Belgischen Haus

Eigentlich sollte das RGM aus seinem Interim ins Kulturzentrum am Neumarkt ziehen, um Mietkosten zu sparen. Das ist jetzt vom Tisch.

Der geplante Umzug des Römisch-Germanischen Museums (RGM) aus dem Interim im Belgischen Haus ins Kulturzentrum am Neumarkt wird nicht stattfinden. Dies bestätigte die Stadt Köln auf Anfrage dieser Zeitung; der Plan werde derzeit nicht weiter verfolgt, hieß es. Durch den Umzug hatte sich die Stadt offenbar Einsparungen im sechsstelligen Bereich erhofft. Laut den nun abgesagten Plänen sollte der bis Ende 2025 geschlossene Mietvertrag (mit jährlichen Kosten von 500.000 Euro) nicht verlängert werden und das RGM stattdessen bis mindestens 2029 in den Sonderausstellungsbereich im Kulturzentrum am Neumarkt, der Heimat von Rautenstrauch-Joest-Museum und Museum Schnütgen, ziehen. 2029 soll die Generalsanierung des RGM am Roncalliplatz abgeschlossen sein.

An dieser Lösung hatte es starke Kritik von Kulturpolitikern und Kulturförderern gegeben, weil keines der betroffenen Häuser in dieser Zeit größere Sonderausstellungen zeigen könnte. Carla Cugini, geschäftsführende Vorständin der Peter und Irene Ludwig Stiftung, befürchtete in dieser Zeitung einen „katastrophalen Reputationsverlust für Köln als international renommierte Kunst- und Kulturmetropole“. Klaus Piehler, Vorstandsvorsitzender der Museumsgesellschaft des Rautenstrauch-Joest-Museums, nannte die Pläne „im höchsten Maße unglücklich“.

Offener Brief und Kritik der Förder- und Freundeskreise der städtischen Kölner Museen

Unterdessen haben beinahe sämtliche Förder- und Freundeskreise der städtischen Kölner Museen einen offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Kulturdezernent Stefan Charles und Parteivertreter verschickt. In diesem fordern sie die Stadt auf, den geplanten Umzug des RGM, wie nun geschehen, abzusagen. Zur Begründung heißt es, der Umzug hätte „für das Römisch-Germanische Museum, für die anderen Museen und Kulturinstitutionen, für die Finanzen der Stadt und für das Renommee der Stadt Köln als Kulturstadt ausschließlich Nachteile“.

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Die Unterzeichner argumentieren, dass die Sammlungspräsentation des RGMs „voraussichtlich für mindestens ein Jahr geschlossen bleiben“ werde, da angesichts der komplizierten Aufgabe, mit unwiederbringlichen Exponaten umzuziehen, bereits Mitte 2025 mit der Räumung des Belgischen Hauses begonnen werden müsse; eine Wiedereröffnung der Ausstellung im Kulturzentrum, heißt es, wäre wahrscheinlich nicht vor Mitte 2026 möglich.

Auch den erhofften Spareffekt des Umzugs bezweifeln die Unterzeichner

Im Brief wird an die Bedeutung des RGMs erinnert, das „in den Jahren von der Eröffnung des Museums 1974 bis zum Umzug ins Interimsquartier 2018“ 20 Millionen Besucher hatte, also im Schnitt 450.000 im Jahr. „Schon der Umzug ins Belgische Haus hat dazu geführt, dass der Besucherstrom in Teilen an den Niederrhein verlagert wurde. Ein erneuter Umzug würde diese Abwanderung massiv weiter verstärken.“

Auch den erhofften Spareffekt des Umzugs bezweifeln die Unterzeichner. Zu den Speditionskosten kämen weitere Ausgaben „für eine Zwischenlagerung der Objekte in einem dafür geeigneten Depot, das der Stadt Köln derzeit nicht zur Verfügung steht“. Weiter fielen Kosten für die Neukonzeption der Sammlungspräsentation, die Herstellung neuer Ausstellungsvitrinen, die Erstellung und Realisierung eines Überwachungskonzepts sowie möglicherweise auch höhere Versicherungsprämien an. Negativ würde zudem der Einnahmeausfall durch die notwendige Schließung zu Buche schlagen. Das Fazit: „Nach uns vorliegenden Informationen übersteigen diese Kosten den Mietzins für die Restlaufzeit der Unterbringung im Belgischen Haus.“

Sogar Auswirkungen auf Baumaßnahmen im Stadtgebiet seien zu befürchten, heißt es weiter im Brief. Als Fachamt für die archäologische Bodendenkmalpflege müsse das RGM sämtliche Bauanträge dahingehend prüfen, „ob archäologische Fundplätze oder eingetragene Bodendenkmäler durch geplante Baumaßnahmen gefährdet sind“. Da der Umzug in großem Umfang personelle Kapazitäten binden würden, könnte dies weitere substanzielle Verzögerungen von Baumaßnahmen im Stadtgebiet nach sich ziehen.

Die Umzugspläne für das RGM waren Teil einer längeren „Streichliste“ des Kulturdezernenten, mit der sich die Kölner Kultur an der umfangreichen Haushaltskonsolidierung der Stadt Köln für die Jahre 2025/26 beteiligen soll. Nach diesen Plänen werden etwa die Zuwendungen für das Musikfestival Acht Brücken und die Akademie der Künste der Welt komplett gestrichen. Die städtischen Museen kommen hingegen (zumal nach der aktuellen Wendung) vergleichsweise glimpflich davon. Die Eintrittspreise werden laut Auskunft der Stadt pauschal um 1,50 Euro pro Karte erhöht. Gleichzeitig sollen die Museen bei höheren Eintrittspreisen mehr Besucher anlocken. Im Kulturdezernat erhofft man sich ab 2029 eine Steigerung der Eintritte auf zwei Millionen pro Jahr; 2023 waren es 736 895.