Das Römisch-Germanische Museum soll ins Kulturzentrum am Neumarkt ziehen. Daran gibt es scharfe Kritik von Kulturförderern.
Gekürzte KulturförderungDen Kölner Museen droht eine weitere Amputation
Auf den ersten Blick könnte man meinen, die städtischen Museen seien bei den Sparplänen des Kulturdezernats glimpflich davongekommen; die angekündigte Erhöhung der Eintrittspreise wird die Häuser mutmaßlich nicht leeren. Ganz anders dürfte man dies allerdings im Kulturzentrum am Neumarkt, der Heimat von Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) und Museum Schnütgen, sehen. Ab 2026 sollen die Häuser mit dem Römisch-Germanischen Museum (RGM) einen neuen Mitbewohner bekommen, das RGM muss, so sieht es der Haushaltsplanentwurf vor, sein Interim im Belgischen Haus verlassen, um Mietkosten zu sparen.
Mit dem Stadtmuseum gäbe es vier Kölner Museen, die über Jahre hinweg keine nennenswerten Sonderschauen zeigen könnten
Wie die Stadt mittlerweile auf Anfrage bestätigte, soll die Schausammlung des RGM im Sonderausstellungsbereich des Kulturzentrums untergebracht werden. Für RJM und Schnütgen hieße das, dass sie bis auf Weiteres keine größeren Sonderausstellungen mehr im eigenen Haus zeigen könnten. Kleinere Schauen präsentieren beide Häuser bereits jetzt auf anderen Flächen. Aber der Verlust der großen Ausstellungshalle käme einer Amputation am lebenden Körper gleich.
Mit dem Kölnischen Stadtmuseum gäbe es dann vier Kölner Museen, die über Jahre hinweg keine prominenten Sonderschauen zeigen könnten. Beim Stadtmuseum ist ein Ende dieses Zustands nicht abzusehen, RJM, RGM und Schnütgen müssten warten, bis die Sanierung des Römisch-Germanischen Museums am Roncalliplatz abgeschlossen ist; voraussichtlich wird dies frühestens 2030 der Fall sein. Diese Degradierung zum Schaufenster der eigenen Sammlungen bringt für die Museen nicht nur deutlich geringere Einnahmen mit sich. Sie kratzt auch am guten Ruf der Häuser.
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Einen dramatischen Ansehensverlust befürchtet etwa Carla Cugini, geschäftsführende Vorständin der Ludwig Stiftung. „Als Peter und Irene Ludwig Stiftung engagieren wir uns vielfach und substantiell seit Jahrzehnten für viele Kölner Museen, u.a. für das Museum Schnütgen, das Rautenstrauch-Joest“, schreibt sie auf Anfrage dieser Zeitung. „Die Kunst- und Museumsbibliothek hat von Irene Ludwig nach ihrem Tod ihre gesamte Bibliothek geschenkt bekommen. Wenn man diesen und anderen Institutionen im wörtlichen Sinne den Ort und Raum wegnimmt, dann nimmt man ihnen ihre Lebensgrundlage. Der damit verbundene Reputationsverlust für Köln als international renommierte Kunst- und Kulturmetropole wäre katastrophal.“
Ähnlich sieht es Klaus Piehler, Vorstandsvorsitzender der Museumsgesellschaft RJM. Er empfinde die Pläne als „im höchsten Maße unglücklich“, so Piehler. Es habe in den letzten Jahren in beiden Museen des Kulturzentrums eine Reihe bedeutender und international beachteter Sonderausstellungen gegeben: „Das wird alles nicht mehr möglich sein.“ Ein denkbarer Kompromiss wäre für Piehler, die große Ausstellungshalle zu teilen und wenigstens einen Bereich für Sonderausstellungen zu reservieren. Das aktuelle Vorhaben hingegen sei eine „Katastrophe“ für die Museen.
Beinahe eine Nebensache ist die ab 2026 gestrichene Förderung des Zentralarchivs für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (Zadik). Das Institut widmet sich seit 1992 der Erforschung des Kunsthandels und bringt regelmäßig Bände zu prägenden Figuren vor allem der rheinischen Kunstgeschichte heraus. Die Finanzierung des von Kölner Galeristen gegründeten und vom Bundesverband der Kunsthändler unterstützten Zadik war stets prekär; 2020 fand sich mit der Universität zu Köln ein rettender Hafen. Das Zadik ist also nicht in der Existenz bedroht. Trotzdem dürfte die Streichung von 131.000 Euro jährlich einen Schlag ins Kontor darstellen.