„Ich habe mich am meisten auf Köln gefreut“, sagt Nina Chuba. So lief das Konzert ihrer „Glas“-Tour im E-Werk.
Konzert im E-WerkNina Chuba singt „Tommi“ mit Kölner Publikum
Nach zwanzig Minuten hat Nina Chuba das Kölner Publikum um den Finger gewickelt. Dazu braucht es zugegebenermaßen lediglich einen plumpen Trick. Als die Künstlerin während des Konzerts ihre In-Ear-Kopfhörer wechseln muss, stimmt sie kurzerhand „Tommi“ von Annenmaykantereit an. Den folkloristischen Kölnerinnen und Kölnern gefällt sowas, und so singt das ausverkaufte E-Werk zwischen Hip-Hop-Songs „Da, wo mer zosamme groß jeworde sin“. „Ein klassischer Gänsehaut-Moment“, so Chuba. Aber von vorn.
Durchbruch mit dem Sommerhit „Wildberry Lillet“
Im August vergangenen Jahres hatte Aperol Spritz als Trendgetränk des Sommers endgültig ausgedient. „Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel/zum Frühstück Canapés und ein Wildberry Lillet“ – der Refrain von Nina Chubas Song „Wildberry Lillet“ geisterte durch die Tiktok-Algorithmen der Generation Z. Und verhalf der 24-Jährigen, die als Kind bereits durch die „Pfefferkörner“ bekannt geworden war, zu ihrem ersten Nummer-Eins-Hit. Und den Firmen Lillet und Schweppes wohl zu grandiosen Umsätzen. Lillet im Supermarkt war ausverkauft.
Ein One-Hit-Wonder ist Nina Chuba nicht geblieben. Ihr erstes Album „Glas“ stieg ebenfalls direkt auf Platz Eins der Charts ein, Chuba war Feature bei Hip-Hop-Größen wie Kummer, Trettmann oder Rin. Aktuell ist die Künstlerin, die bürgerlich Nina Katrin Kaiser heißt, auf Headliner-Tour durch Deutschland. Das Kölner Konzert wurde von der Live Music Hall ins E-Werk hochverlegt, ausverkauft, nächstes Jahr im Frühjahr sind zwei Termine im Palladium angesetzt, auch davon ist der erste bereits ausverkauft.
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Viele junge Frauen im ausverkauften E-Werk
„Ich bin ganz ehrlich, ich habe mich am meisten auf Köln gefreut bei der Tour“, sagt Nina Chuba zu Beginn. Im Publikum stehen mehrheitlich junge Frauen, ein Blick auf die Tribüne zeigt, dass einige Eltern sich haben breitschlagen lassen, ihre acht- bis zwölfjährigen Töchter zu begleiten. Es wäre aber wenig verwunderlich, wenn sie das E-Werk selbst als Nina-Chuba-Fans wieder verlassen haben. Die Künstlerin gibt sich nahbar, hat Energie, zu „Ich hass dich“ springt der gesamte Innenraum. „Puh, hier ist es ja wild, Mensch“, sagt Chuba.
Gegen Mitte des Konzerts leidet die Sängerin etwas unter ihrem noch kleinen Repertoire, mit „Mondlicht“, „Tinnitus“ und „Glas“ reihen sich zu viele ruhige Songs aneinander. Positiv heraus sticht „Nicht Allein“, ein Song über Depressionen, zu dem sie sich selbst am Piano begleitet. Nina Chuba spielt so circa alles, was sie hat – doch Hip-Hop-Songs sind heutzutage oft nur noch zwei bis zweieinhalb Minuten lang, und so spielt sie „Wildberry Lillet“ nach knapp einer Stunde als vorletzten Song vor der Zugabe.
Nina Chuba legt nicht viel Wert auf den „Fame“
Dem Song habe sie vieles zu verdanken, sagt sie. „Mein Leben hat sich voll verändert. Aber ich habe gemerkt, dass Erfolg und Fame nichts an meinem Glück ändern. Das muss man im Privaten suchen.“ Mit dem letzten Song des Abends, „Alles gleich“, sei sie sich selbst voraus gewesen. „Am Ende bleibt das alles gleich/Früher in der U-Bahn, heute im Uber geweint/Keine neuen Freunde, für die alten keine Zeit/Hätt' alles gegeben für ‚n Stück von diesem Hype/Doch ich weiß jetzt, am Ende bleib‘ ich gleich“, heißt es darin.
Den Hype scheint Nina Chuba bislang gut verpackt zu haben. Gelingt ihr ein gutes Folge-Album, dürfte sie sich nachhaltig in der deutschen Hip-Hop-Szene etablieren. Für ihre zwei Konzerte im Palladium nächstes Jahr braucht es noch etwas mehr Futter. Aber zur Not kann sie ja einfach wieder „Tommi“ anstimmen.