- Luna Wedler stand mit 16 Jahren zum ersten Mal vor der Kamera.
- Derzeit ist sie mit dem Film „Dem Horizont so nah“ in den Kinos.
- Im Interview spricht das junge Talent über Fridays for Future und #metoo.
Frau Wedler, was bedeutet Ihnen die Schauspielerei?
Sehr viel, denn die Schauspielerei hat mich auf eine Weise gerettet. Als ich anfing, fühlte ich mich ein bisschen verloren, wusste nicht, was ich machen sollte. An Schauspielerei als Beruf, ganz egal ob Film oder Theater, hatte ich nie gedacht. Und dann gab es für „Amateur Teens“ das Casting in Zürich. Ich hatte mir gar nichts ausgerechnet, und dann bekam ich die Rolle.
Was brachte für Sie den Stein ins Rollen?
Als ich das erste Mal am Charakter gearbeitet habe, war für mich klar, das will ich für immer machen. Therapieren ist dafür vielleicht ein zu großes Wort. Aber sich selber dabei kennenlernen, sich ausprobieren und an seine Grenzen gehen - einfach jemand anderes zu sein oder einen geschriebenen Charakter zum Leben zu erwecken, das ist mir einfach sehr wichtig.
Schweizer Filmpreis mit 18, außerdem European Shooting Star - wie kommen Sie mit dem frühen Ruhm klar?
Manchmal frage ich mich das zwar auch, aber bei mir kommt das nicht so an. Ich bin auch nicht sonderlich geil danach, berühmt zu sein. Das ist mein Beruf und da gibt es Nebenwirkungen, die nun mal dazu gehören. Es ist ja auch schön, aber Gedanken darum mache ich mir nicht so sonderlich viele.
Hatten Sie bei Ihrer ersten großen Rolle Schwierigkeiten abzuschalten?
Ja, aber das war vor zwei Jahren. Ich hatte überhaupt keine Erfahrung, wie man mit einer Rolle, die für sich auch nicht einfach zu nehmen ist, umzugehen hat. Daraus habe ich gelernt, wie man mit dem Beruf umgehen sollte und dass man eine Rolle am Ende Tages ablegen können muss.
Und geht das?
Ich kann es immer noch nicht ganz, aber so arbeite ich; indem ich mich voll in eine Rolle reinschmeiße und alles dafür gebe. Diese Art von Method Acting liegt mir sehr. Ich habe aber auch meine Freunde und Familie, die einem dann Halt geben. Am Ende vom Dreh nimmt man sich dann aber auch mal die Ruhe, dass man aus der Rolle auch wieder vollständig rauskommt, so nach zwei Wochen.
Zur Person
Luna Wedler, 1999 in Zürich geboren, stand erstmals mit 16 vor der Kamera. Nur zwei Jahre später wurde sie für ihr Land zu den European Shooting Stars auf die Berlinale entsandt, kurz darauf erhielt sie für ihre Darstellung in „Blue My Mind“ den Schweizer Filmpreis als beste Schauspielerin.
Derzeit ist Wedler mit der Romanze „Dem Horizont so nah“ in den Kinos, nächstes Jahr ist sie in der Netflix-Serie „Biohackers“ zu sehen.
Jetzt sind sie in „Dem Horizont so nah“ zu sehen. Mögen Sie Liebesgeschichten?
So ganz ist das nicht mein Genre. Das war aber wesentlich der Grund, warum ich diesen Film gemacht habe. Weil ich mit Liebe, Kitsch und Freude eher nicht so gut beim Spielen umgehen kann. Das merke ich bei allen Produktionen, wo das bislang vorkam. Und deshalb wollte ich mich mit diesem Film mal richtig fordern, mit Vollgas in eine Liebesgeschichte reingehen.
Ist es verlockend, das Publikum mit Tränen zu bannen?
Och, ich musste bislang leider in all meinen Filmen weinen. Aber Jessicas Wandlung vom behüteten Mädchen hin zur selbstbewussten jungen Frau, die hat mich interessiert, und das wollte ich nutzen.
Wie stehen Sie zum Frauenbild im Film?
Das Frauenbild ist immer noch nicht da, wo es sein sollte, aber es verändert sich ins Gute. Jedenfalls ist es schon mal besser als früher.
Und #MeToo?
Das ist unglaublich wichtig. Meine Generation spricht über #metoo und Klimawandel, weil es uns direkt betrifft. Es ist wichtig für uns. Aber es gibt immer noch Männer, die mit mir Diskussionen anfangen mit diesem Satz: Jetzt darf man ja gar nicht mehr flirten. Geht’s noch? Natürlich darf man flirten. Aber es gibt Grenzen, und wenn jemand Nein sagt, dann gehört das respektiert.
Sie klingen nicht, als ob Sie #MeToo als Denkanstoß nötig hätten?
Stimmt, ich wurde so erzogen, selbstständig zu sprechen; auch in Situationen, wo ein Mann übergriffig wird. Ich kann das, aber für solche Frauen, die das nicht können, die sich vielleicht klein fühlen – genau für die müssen wir reden. Und viele, die sich vorher nicht trauten, können jetzt die Stimme erheben.
Und Ihre Meinung zu Fridays for Future?
Ist auch superwichtig. Mega! Ich war auch schon auf einigen Demos in Zürich. Das ist so ein schönes Gefühl, wenn man mit all den jungen Leuten, aber auch den Eltern und Großeltern in dieser Masse steht. Das entwickelt eine Wucht, da kriege ich Gänsehaut. Mir ist aber auch klar, dass man nicht alles von einem auf den anderen Tag ändern kann. Deswegen ist es für mich wichtig zu gucken, was ich in meinem Alltag alles ändern kann. Das fängt beim Einkauf an, und dass man nach Möglichkeit Inlandsflüge vermeidet. Ich bin während meines Drehs in München immer mit dem Bus nach Zürich gefahren statt zu fliegen. Diese kleinen Schritte finde ich wichtig. Wenn da jeder mitmacht, bewirkt das schon was.