Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker zeigt bei „Maischberger“ eindeutige Sympathien für die „Letzte Generation“.
Hitziger Klimatalk bei „Maischberger“„Jeder, der vorsätzlich Auto fährt, ist ein Gewalttäter“
Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker hat mit Aussagen in der ARD-Talkshow „Maischberger“ für Wirbel gesorgt. In der Sendung am Dienstagabend ging es neben den Wahlen in der Türkei vor allem um das Heizungsgesetz der Bundesregierung, den Klimawandel und die Proteste der Gruppe „Letzte Generation“.
Becker zeigte in der Diskussion, an der auch Jens Spahn (CDU), Tarek Al-Wazir (Grüne), Aydan Özoguz (SPD) teilnahmen, Sympathien für die Klimaaktivisten. „Die Klimakleber produzieren mit ihrem Protest Staus. Wir haben in Deutschland 1400 Staus pro Tag. Warum? Zu viele Autos“, erklärte Becker und fügte an: „Wenn Klimakleber Gewalttäter sind, ist auch jeder, der vorsätzlich Auto fährt, ein Gewalttäter.“
Kölner Kabarettist Jürgen Becker bei „Maischberger“: „Die Leute sind der Stau“
Was die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ machen, sei „legitim“, erklärte der Kölner. „Die Leute stehen nicht im Stau, nein, sie sind der Stau“, befand Becker. Vor den Aktivisten der „Letzten Generation“ ziehe er „den Hut“, sie seien „die Nummer 1 in der Klimabewegung, was die Öffentlichkeit angeht“.
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Widerspruch gab es dafür von NZZ-Journalist Alexander Kissler, der neben den ARD-Journalisten Oliver Mayer-Rüth und Kerstin Palzer an der von Sandra Maischberger moderierten Talkrunde teilnahm.
Jürgen Becker erhält bei „Maischberger“ Widerspruch: „Es sind Straftaten“
„Ich schüttle den Kopf – ohne Hut“, entgegnete Kissler. Dass sich die Aktivisten auf Straßen kleben, sei „komplett illegitim“, so der Journalist. „Es sind Straftaten, gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr. Die Freiheit wird eingeschränkt, es werden Unfälle in Kauf genommen, es werden andere Menschen daran gehindert, ihrer Arbeit nachzugehen“, führte Kissler aus.
Die „Letzte Generation“ bestehe aus „Klimaextremisten“, erklärte er zudem – „teilweise gefährlich, teilweise blöd“. Auch ARD-Journalistin Palzer übte Kritik an den Aktivisten. „Man fühlt sich bevormundet“, erklärte sie. Sie habe die Sorge, „dass das massiv abschreckt und dem Klimaschutz überhaupt nicht hilft“.
Scharmützel bei „Maischberger“: „Für Quatsch sind Sie ja zuständig“
Auch bei der Debatte um das Heizungsgesetz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) herrschte wenig Einigkeit in der Runde.
„Wir erleben zurzeit die Implosion einer Regierungspartei namens Grüne“, behauptete Kissler angesichts des Wahlergebnisses bei der Bürgerschaftswahl in Bremen, bei der die Grünen heftige Verluste erlitten. Es folgte prompt das nächste Scharmützel mit Becker, der die Aussage mit „Das ist doch Quatsch“ kommentierte. „Für Quatsch sind Sie ja zuständig“, entgegnete Kissler.
Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn vergreift sich bei „Maischberger“ im Ton
„Die Debatten im Bund bedeuten für uns keinen Rückenwind“, räumte unterdessen der hessische Wirtschaftsminister Al-Wazir mit Blick auf die Diskussionen um Habecks „Heizungsgesetz“ ein.
„Wenn dieses Gesetz, so wie Habeck es vorgeschlagen hat, im Bundestag verabschiedet wird, dann wird auch die Landtagswahl in Hessen eine Abstimmung über dieses Gesetz sein, und ich habe eine Vorstellung, wie das ausgeht“, erklärte unterdessen Oppositionspolitiker Jens Spahn. „Ich würde mir im Moment große Sorgen machen, wenn ich Herr Al-Wazir wäre.“
Der CDU-Politiker drängte in der Talkrunde erneut auf den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken – und vergriff sich dabei im Ton. Die Frage sei, ob es mehr Sinn ergebe, „zig Milliarden Euro an Förderung“ in Kohlekraftwerke zu stecken, „damit man jetzt den Volkssturm wieder beruhigt“, sagte Spahn.
„Maischberger“-Runde diskutiert über Robert Habecks Heizungsgesetz: „Noch vor der Sommerpause beschließen“
Al-Wazir wirkte entsetzt ob der Wortwahl Spahn, auch Moderatorin Maischberger war mit der Wortwahl nicht einverstanden. „Pardon“, sagte Spahn. „Ich entschuldige mich.“ Der „Deutsche Volkssturm“ war eine militärische Formation der Nazis in der Endphase des Zweiten Weltkrieges.
Trotz des Fauxpas behauptete der ehemalige Gesundheitsminister weiter, mit dem Weiterbetrieb von AKWs lasse sich ebenfalls CO₂ einsparen – so könne das „Heizungsgesetz“ um zwei Jahre nach hinten verschoben werden, um die Akzeptanz bei den Bürgern zu erhöhen.
Experten wie das IFO-Institut oder die Denkfabrik Agora-Energiewende sehen das allerdings deutlich anders als der CDU-Politiker. Der CO₂-Einspareffekt durch einen Weiterbetrieb der Reaktoren sei nur gering, dafür aber sehr teuer, ergeben Berechnungen der beiden Institute.
Jürgen Becker: „Sind in der Situation, weil die Vorgängerregierungen zu wenig gemacht haben“
Die Energiewende könne bei den Heizungen nicht mehr verschoben werden, erklärte dementsprechend Al-Wazir. „Ich bin sehr dafür, dass wir dieses Gesetz noch vor der Sommerpause beschließen“, erklärte der Grünen-Politiker, stellte jedoch infrage, „ob alles schon zum 1. Januar 2024 in Kraft treten muss“. Das freute wiederum Spahn: „Wahlen haben also Folgen, und das ist gut“, kommentierte er.
Auch Kabarettist Becker war mit Spahns und Kisslers Kritik an Habecks Heizungsplänen nicht einverstanden. „Wir sind jetzt in der Situation, weil die Vorgängerregierungen zu wenig gemacht haben“, befand Becker und erklärte: „Die Zeit drängt.“