Im Kolumba Museum in Köln wurde der Mauricio Kagel-Musikpreis verliehen. Er ging an Manos Tsangaris - den perfekten Preisträger.
Mauricio Kagel-Musikpreis geht an Manos TsangarisIm Kolumba wurde der perfekte Preisträger geehrt
Der Eindruck, die neue Musik habe sich als fester Stil etabliert, veranlasste schon den jungen Musiker, die unhinterfragt fortgeschriebenen Voraussetzungen und Aufführungsbedingungen von Musik zu befragen und neu zu definieren. Jede Handlung kann theatralisch sein und überall können Szenen aufgeschlagen werden. Das Musiktheater von Manos Tsangaris ereignet sich folglich nicht nur auf Konzert- und Theaterbühnen, sondern häufiger auf Straßen, Plätzen, Dachböden, Ausflugsschiffen, in U-Bahnen, Museen, Ladenlokalen, Windfängen, Wäldern sowie gerne in Paternostern und Fahrstühlen.
Mauricio Kagel-Musikpreises der Kunststiftung NRW geht an Manos Tsangaris
Zur Verleihung des Mauricio Kagel-Musikpreises der Kunststiftung NRW an Manos Tsangaris gelangen die Gäste ins Kunstmuseum Kolumba folgerichtig durch den Lastenaufzug. Hier schaffen Flötist und Geigerin eine Miniaturszene mit Lampen, Worten, Gesten, Klängen. Im Zwischengeschoss öffnen sich die hohen Fahrstuhltüren zu beiden Seiten wie ein Theatervorhang. Kurz wird der Blick auf einen Cellisten frei, bevor die Fahrt ins Obergeschoss weitergeht. Das Schaffen des 1956 in Düsseldorf geborenen Komponisten ist voller Perspektivwechsel zwischen Bühne und Auditorium, drinnen und draußen, vorher und nachher, groß und winzig, beteilig und unbeteiligt.
Tsangaris studierte ab 1976 an der Kölner Musikhochschule Schlagzeug bei Christoph Caskel und Komposition in Mauricio Kagels Klasse für neues Musiktheater. Er spielt seitdem als Drummer in verschiedenen Formationen, etwa „Drums Off Chaos“, und realisiert international bei Festivals, Theatern und Opernhäusern Musiktheaterprojekte an ungewöhnlichen Orten. Der bereits vielfach mit Preisen ausgezeichnete Musiker ist Mitglied mehrerer Akademien, seit 2009 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Dresden sowie von 2016 bis 2024 Leiter der Münchener Biennale für neues Musiktheater.
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Der Preis ist mit 80.000 Euro dotiert
Nach den ersten Kagel-Preisen seit 2011 konnte man den Eindruck gewinnen, dabei würden Kagel-Schülerinnen und -Schüler bewusst vermieden, von denen es neben Tsangaris mit Carola Bauckholt und María de Alvear immerhin namhafte gibt. George Aperghis, Michel van der Aa, Simon Steen-Andersen und Rebecca Saunders hatten weder etwas mit NRW noch viel mit Kagel sowie im Fall von Saunders noch nicht einmal nennenswert mit Musiktheater zu tun. Mit dem Komponisten, Dichter, Trommler, Theatermacher und Installationskünstler Manos Tsangaris trifft der Preis nun vollumfänglich den Richtigen.
Kolumba-Direktor Stefan Kraus erinnerte, dass Tsangaris seit 1993 „Berater für Klang“ des Museums ist und bereits 1997 am Roncalliplatz eine raumgreifende Kugelbahn installierte, die ein Ein-Personen-Publikum mit Klängen, Bewegungen und Lichteffekten umgab und demnächst erneut aufgebaut werden soll. Der Laudatio von Dichter Marcel Beyer folgte der Preisverleihung durch die Generalsekretärin der Kunststiftung NRW Andrea Firmenich. Tsangaris bedankte sich mit einem Plädoyer für die Freiheit der Kunst: „Wir brauchen eine autonome Kunstproduktion und -rezeption, frei von Moralin und ideologischen Indienstnahmen, damit unsere Gesellschaft sich ihr freies Sensorium bewahrt und in alle Richtungen wahrnehmen kann, statt sich spalten und vom Kommunikationsdesign der Internetkonzerne formatieren zu lassen.“
Der Kagel-Preis schließt einen Etat von achtzigtausend Euro ein, der es Manos Tsangaris ermöglicht, in NRW ein neues Musiktheaterprojekt mit dem sechsköpfigen Kölner Kammerensemble hand werk zu realisieren, das in Trio-Besetzung die Preisverleihung bereicherte.