1983 gründete Monika Sprüth in Köln ihre erste Galerie, heute gehört sie zu den mächtigsten Akteuren des internationalen Kunstmarkts. Für ihre Lebensleistung erhielt Sprüth jetzt in Köln den Art-Cologne-Preis, die Zeremonie fiel ungewöhnlich aus.
Art-Cologne-PreisMonika Sprüth allein im Kölner Jungsclub
Die Aussicht auf den Preis habe sie ein wenig beschämt, sagte Monika Sprüth am Donnerstag im Historischen Rathaus, denn man sei doch immer nur auf halbem Wege dorthin, wohin man eigentlich wolle. Es war ein Satz, wie gesprochen, um ihre Lobrednerin Helene Winer zu bestätigen. Die aus Los Angeles nach Köln gereiste Galeristin hatte über ihre Kollegin gesagt: „Sie führt eine unbescheidene Galerie, ist aber selbst eine bescheidene Person geblieben.“
Gemeinsam mit Rosemarie Trockel versuchte sich Sprüth zunächst als Künstlerin
Tatsächlich ist die diesjährige Trägerin des Art-Cologne-Preises auf ihrem Weg (wohin auch immer) deutlich weiter gekommen, als sämtliche deutsche Kunsthändler ihrer Generation. 1983 eröffnete sie in der Kölner Altstadt ihre erste, noch eher klein dimensionierte Galerie, heute unterhält Sprüth gemeinsam mit Philomene Magers ein schmuckes Haupthaus in Berlin und Filialen in London, Los Angeles und New York. Möglich wurde diese Karriere, weil Sprüth van Anfang an Künstlerinnen vertrat, die ihre männlichen Händlerkollegen nicht verstanden und mit ihr immer größer wurden: Cindy Sherman etwa oder Jenny Holzer und selbstredend Rosemarie Trockel, an deren Seite sich Sprüth zunächst selbst als Künstlerin versuchte.
Die Kölner Kunstprominenz war bei der Preisvergabe entsprechend zahlreich vertreten, auch wenn sie dafür, wie die Geehrte selbst, teilweise aus anderen Städten anreisen musste. Kasper König lebt mittlerweile ebenfalls in Berlin und teilte sich mit Helene Winer die Aufgabe, Leben und Werk der Preisträgerin in einem Zwiegespräch zu würdigen. Man kann sagen, dass beide an dieser Herausforderung grandios scheiterten, mitunter erinnerten die Laudatoren an Wladimir und Estragon aus „Warten auf Godot“. Sie sprachen eher ins Ungefähre und möglichst aneinander vorbei, unterhielten sich und das Publikum aber sehr gut.
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An Kasper König war es, daran zu erinnern, dass Monika Sprüth im Köln der 1980er Jahre schon sehr viel Humor brauchte, um sich gegen die männliche Händlerdominanz zu behaupten; er selbst habe erst durch ihre Arbeit wirklich verstanden, was ein „gender gap“ sei. Winer ergänzte in einem seltenen Moment des Einklangs, dass Köln in der Zeit von Sprüths beruflichen Anfängen ein „aufregender Jungsclub“ gewesen sei, mit lauter Jungs, dessen Einladungen zum Abendessen frau besser ausschlug.
Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte Sprüths pionierhafte Rolle für Künstler- und Galeristinnen und verlegte dabei, ganz joviales Stadtoberhaupt, die Wiege der in Memmingen geborenen Geehrten an den Dom. Aufgewachsen ist Sprüth immerhin in Köln und kommt von der Stadt offenbar auch nicht mehr los. Leider sei Köln im globalen Kunstmarkt nicht mehr so sichtbar wie früher, sagte sie. „Aber das kriegen wir schon wieder hin.“