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Nostalgie beim Deutschen FernsehpreisEin Fest der Selbstvergewisserung

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Fernsehpreis

Barbara Schöneberger und Giovanni Zarrella bei der Eröffnungsnummer

Köln – Wenn das hier die Nacht der Kreativen ist, was ist denn dann eigentlich die Gala am nächsten Tag? – Das war die meistgestellte Frage beim ersten Abend des erstmals zweigeteilten Fernsehpreises in Köln, die auch Jan Böhmermann aufwarf, als er gemeinsam mit Markus Hennig, Hanna Herbst und Nora Nagel den Preis für das beste Buch Unterhaltung fürs „ZDF Magazin Royale“ entgegennahm.

Die Stimmung bei der Nacht der Kreativen war gut

Am Dienstagabend wurden im Studio Ehrenfeld die Preise in den Kategorien vergeben, die zwar unerlässlich sind, wenn man gutes Fernsehen machen will, deren Gewinnerinnen und Gewinner aber nun mal leider das Publikum nicht kennt; beste Ausstattung Fiktion (Petra Albert für „Eldorado KaDeWe“) etwa, bester Schnitt Fiktion Friederike Weymar für „Schneller als die Angst“) oder beste Kamera Info/Dokumentation (Katharina Schiele und Lucas Stratmann für „Kevin Kühnert und die SPD“).

Die Stimmung unter den offiziellen Kreativen war gut. Für die meisten galt: Lieber bei einer kleineren Verleihung angemessen gewürdigt werden, als bei der Gala nur sehr pflichtschuldig.

Große Gala im ZDF

Mit der großen Show kehrte das ZDF, der diesjährige Ausrichter unter den vier Stiftern, wieder dahin zurück, wo der Fernsehpreis lange Zeit zu Hause war: In die MMC Studios in Ossendorf. So viele Wechsel der Konzepte hatte es in den vergangenen Jahren gegeben, dass einem ganz schwindelig werden konnte. Der Fernsehpreis wurde als Branchenevent in Düsseldorf, dann wieder in Köln verliehen und die Öffentlichkeit blieb außen vor.

Die Rückkehr nach Ossendorf ist vielleicht auch einer Sehnsucht geschuldet nach der schönen, alten Fernsehwelt, in der nicht alles so schwierig und so komplex war wie heute. In der das öffentlich-rechtliche System anerkannt war und niemand von Streamingdienste sprach.

Die Öffentlich-Rechtlichen stehen im Kreuzfeuer

Auch wenn ZDF-Intendant Norbert Himmler bei seiner Begrüßung vom Kreuzfeuer sprach, in dem die Öffentlich-Rechtlichen stehen, betonte er danach: „Wir können stolz sein auf den größten Bewegtbildmarkt in Europa.“

Und die Verleihung selbst war dann auch, von einigen wenigen Spitzen gegen die frühere RBB-Intendantin Patrica Schlesinger abgesehen, ein großes Fest der Selbstvergewisserung, dass man das doch eigentlich alles gar nicht mal so schlecht macht.

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Schon das musikalische Opening mit Moderatorin Barbara Schöneberger und dem Kölner Sänger Giovanni Zarrella – der später in der Kategorie beste Moderation/Einzelleistung Unterhaltung für die „Giovanni Zarrella Show“ geehrt wurde – war so aus der Zeit gefallen, dass man sich nicht gewundert hätte, wenn auch noch Peter Alexander auf der Bühne aufgetaucht wäre. Immerhin stimmte Roland Kaiser später noch ein Liedchen an. Und so viel Pyrotechnik wiein diesen gut drei Stunden gab es auch lange nicht mehr.

Immerhin war es nicht peinlich

Es gab schon sehr peinliche Abende bei der Verleihung des deutschen Fernsehpreises. Dazu gehört die ZDF-Show nicht. Schönberger moderierte das Ganze routiniert-aufgekratzt weg. Und einige Momente aufrichtiger Freude waren durchaus berührend, etwa als sich Bülent Ceylan darüber über den Preis für das Kika-Projekt „Don’t stop the music“ freute, das Kindern an einer Berliner Schule die Möglichkeit gab, ein Instrument zu erlernen.

Auch die Preise für „Wer stiehlt mir die Show?“ auf Pro Sieben (Beste Unterhaltung Show) und beste Regie Unterhaltung), den ZDF-Film „Die Wannseekonferenz“ (bester Fernsehfilm und bestes Buch Fiktion) und die RTL+-Produktion „Faking Hitler“ (beste Drama-Serie und Moritz Bleibtreu als bester Schauspieler) waren mehr als verdient. Gleiches gilt für den Ehrenpreis für Iris Berben.

Dennoch bleibt nach diesem Abend ein schaler Geschmack zurück: Nichts bleibt, wie es war. Diese Show war jedoch offensichtlich der Versuch, das auszublenden.