12.000 € PreisgeldHenriette Reker verleiht Förderstipendien der Stadt Köln
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Köln – Zur Begrüßung begründete Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Sinn der insgesamt fünf städtischen Stipendien zur Förderung künstlerischen Nachwuchses. Die Preisgelder von je zwölftausend Euro sollen jungen Kunstschaffenden die Zeit und Freiheit geben, sich ganz ihrer Arbeit zu widmen, bei Lesungen, Ausstellungen und Konzerten der Öffentlichkeit zu präsentieren sowie stärker in der Stadtgesellschaft zu vernetzen.
Zugleich äußerte Reker die Hoffnung, die in Köln lebenden Künstlerinnen und Musiker möchten auch künftig der Stadt verbunden bleiben und die hiesige Kunst- und Musikszene bereichern. Die fünf Ausgezeichneten sind um die dreißig Jahre alt, haben fast alle ihr Studium abgeschlossen und sind nun dabei, eine eigene Stimme zu finden und sich Sichtbarkeit und Gehör zu verschaffen.
Beim Festakt in der Piazzetta des Rathauses wurden sie jeweils durch ein kurzes Videoportrait und die Laudatio eines Jurymitglieds vorgestellt. Die Oberbürgermeisterin reagierte hierauf einfühlsam mit persönlichen Eindrücken, gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich, überreichte ihnen die Urkunden und lud sie zum Eintrag in das Gästebuch der Stadt ein.
Kunstschaffende zwischen Folkwang Universität und Straußenfarm
Das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium für neue Musik erhielt Simon Bahr, 1994 in Hamburg geboren und noch Student elektronischer Musik bei Michael Edwards an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Mittels Algorithmen generiert er Strukturen, auf die er dann kompositorisch reagiert. In seinem Song-Zyklus „Verliebt in Laptop“ erzählt ein Computer von sich und seinem Leben mit dem User an alltäglichen Schnittmengen von analoger, digitaler und virtueller Welt, bis sich der Laptop eines Tages einen Virus einfängt und herunterfährt. Als Laudatorin hob Bratschistin Barbara Maurer die humorvolle Leichtigkeit und Ironie von Bahrs Musik hervor.
Die neue Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendiatin für Literatur ist Justine Bauer. Auf einer schwäbischen Straußenfarm aufgewachsen, studierte sie Regie und Drehbuch an der Kunsthochschule für Medien Köln. Im Internet gepostete Erzählungen gaben ihr so viel Feedback, dass sie sich zu weiterem Schreiben ermutigt fühlte. In seiner Laudatio stellte Schriftsteller Enno Stahl ihren „eigenen Sprachsound“ heraus: ironisch, politisch, lebensnah, erfahrungsgesättigt. Ihr Romanprojekt „Katinkas Ballenpresse“ beschreibt das Leben auf dem Land, mit Ackerbau und Viehzucht, ohne Wochenende und Urlaub, dafür mit Klimawandel, Artensterben, Neonazis, Sexismus. Das Preisgeld soll der Autorin ermöglichen, ihr Buch fertigzustellen.
Viel Düsseldorf und ein bisschen Ehrenfelder LOFT
Preisträgerin des Chargesheimer-Stipendiums für Medienkunst ist Donja Nasseri. Die Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf sammelt – gemäß der verbreiteten Appropriation Art – Fotos, Bilder, Objekte und Klänge auf Reisen, in Museen und im Internet. Zu bestimmten Themen – etwa altägyptischer Mumifizierung von Tieren – verbindet sie die Fundstücke dann zu Collagen, Installationen, 3D-Animationen oder auf Vinyl gepressten Sounds.
Das Friedrich-Vordemberge-Stipendium für Bildende Kunst erhielt die aus Südkorea stammende Jeehye Song, die ebenfalls in Düsseldorf studierte. Ihre surrealistischen Gemälde möchten vor allem Unschönes und Falsches zeigen, Dreck, schmutzige Farben, erschlaffte Körper, verrenkte Leiber, platte, erschöpfte Menschen. Scheinbar alltägliche Dinge und Situationen wirken so verzerrt, befremdlich, seltsam, komisch.
Das vom Unternehmer-Ehepaar Horst und Grete Will finanzierte Stipendium für Jazz und Improvisierte Musik erhielt der Jazzpianist Felix Hauptmann. Er studierte in Saarbrücken und an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, spielt in verschiedenen Formationen, hat ein eigenes Trio „Percussion“ und kuratiert eine Konzertreihe im LOFT. In seiner kurzen Dankesrede unterstrich Hauptmann, dass sich seine teils komponierte, teils improvisierte Musik vielen kollektiven Zusammenarbeiten, Wegbereitern und Kolleginnen verdankt. Geselligen Austausch zwischen Preisträgern, Kulturverwaltung, Publikum und Szenevertretern ermöglichte dann ein abschließender Umtrunk.