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Kritik zum Kölner „Tatort“Ein unerwartetes Motiv und eindimensionale Charaktere

Lesezeit 3 Minuten
Kölner Tatort

Klaus J. Behrendt (l-r, als Kommissar Max Ballauf) und Dietmar Bär (als Kommissar Freddy Schenk) zeigen in einer Filmszene des Tatorts «Kein Mitleid, keine Gnade» Ines Marie Westernströer (als Lehrerin Frau Wessel) ein Foto eines Toten.

Köln – In einem verlassenen Haus wurde der 17 Jahre Abiturient Jan ermordet. Seine nackte und übel zugerichtete Leiche lag am Seeufer. Sein Fahrrad wurde in der Nähe gefunden. Wen wollte der junge Mann dort treffen? Seine Mitschüler schien sein Tod nicht sonderlich zu berühren, nur Paul (Thomas Prenn) reagierte bestürzt.

Die AuflösungDass Jans früherer bester Freund Robin (Justus Johanssen) oder dessen Freunde Lennart (Moritz Jahn) und Nadine (Emma Drogunova) etwas mit dem Mord zu tun hatten, war von Beginn an wahrscheinlich. Sie hatten sich von Jan abgewandt und ihn gemobbt, als sie von seiner Homosexualität erfahren hatten.

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Und der erste Verdacht bestätigte sich, wenn auch das Motiv überraschte. Lennart hatte sich zu Jan hingezogen gefühlt und in dem verfallenen Haus mit ihm geschlafen. Als seine Freundin Nadine das sah, schlug sie Jan nieder. Lennart tötete den Verletzten dann mit Tritten, um ihr seine Männlichkeit zu beweisen.

Das Thema

Drehbuchautor Johannes Rotter hatte viel in diesen Krimi gepackt: Homophobie, Mobbing, Klassenunterschiede, die gefährliche Dynamik, die durch Vorwürfe in sozialen Medien entstehen kann. Da waren auf der einen Seite die Jugendlichen, die sehr genau wussten, wie man im Netz Aufmerksamkeit für seine Zwecke generiert.

Ihnen gegenüber standen heillos überforderte Kommissare, die aus der Zeit gefallen schienen und nicht so recht verstanden, was da eigentlich passierte, als Nadine Fredy Schenk (Dietmar Bär) beschuldigte, sie bedrängt zu haben.Ein wenig plakativ geraten war die Geschichte rund um Rettungssanitäter Farid (Karim Günes) geraten. Als der Vater von dessen Homosexualität erfuhr, tötete er sich und seinen Sohn.

Fazit

Eine alte, verfallene Villa am See, Dunkelheit, Blutspuren auf dem Boden – Der neue Kölner „Tatort“ begann wie ein Horrorfilm. Regisseur Felix Herzogenrath und Kameramann Gunnar Fuss hatten sich für einen Auftakt mit Knall entschieden, nur um dann in den eher tristen Kölner Ermittleralltag von Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk zu wechseln. Ihrer düsteren Bildgestaltung blieben Herzogenrath und Fuss den Film über treu.

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Leider waren Autor Rotter die Schüler-Charaktere zu eindimensional geraten. Der ambitionierte Fußballer Robin, der seine Männlichkeit zur Schau stellte, der sensible Lennart, Sohn aus gutem Hause, der sich in schwierigen Momenten ans Klavier flüchtete. Und Nachwuchs-Lolita Nadine, die die Männer in ihrem Umfeld manipulierte. Woher ihr Hass auf Schwule eigentlich rührte, wurde nicht weiter ergründet.

Am Ende stand eine Auflösung, die vielleicht nicht durch den Täter überraschte, aber doch durch das Motiv. Und die den Zuschauern harte Bilder davon zumutete, wie Jan totgeprügelt wurde – ohne Ton. Nur der letzte Tritt war zu hören. Und genau das machte es noch schlimmer.Ein typischer Kölner „Tatort“, der gesellschaftliche Missstände anprangerte.