In der Serie nimmt eine Gruppe jugendlicher Straftäter an einer erlebnispädagogischen Maßnahme teil, die schnell aus dem Ruder läuft.
Die Schauspielerinnen Verena Altenberger und Emma Drogunova berichten, wie es ist, in einer Alpen-Höhle zu drehen, die mitten in Köln liegt.
An die Corona-Schutzmaßnahmen am Set nach einer langen Drehpause haben sie sich schnell gewöhnt.
Köln – In Ossendorf, irgendwo zwischen IKEA und Autobahn, lagen in den vergangenen Wochen die Alpen. Oder besser eine Höhle in den Alpen. Auf dem Gelände der MMC Studios hat Szenenbildner Claus Rudolf Amler („Das finstere Tal“, „4 Blocks“) eine riesige, karge Höhle erschaffen.
In diese flüchtet in der Serie „Wild Republic“, die zurzeit im Auftrag der Telekom entsteht, eine Gruppe jugendlicher Straftäter. Die jungen Frauen und Männer sollen durch eine erlebnispädagogische Maßnahme an die Resozialisierung herangeführt werden. Doch eines Nachts wird ein Bergführer und Betreuer tot aufgefunden.
Unfall oder Mord?
Unfall oder Mord? Die Gruppe gerät in Panik und weil alle schlechte Erfahrung mit Behörden und Justiz gemacht haben, fliehen sie immer weiter in das Alpenmassiv – bis sie auf eben diese Höhle stoßen, die ihnen Schutz bietet. Und in der sie damit beginnen, ihre eigene Gesellschaft aufzubauen.
Verena Altenberger, bekannt unter anderem als „Polizeiruf 110“-Ermittlerin und Hauptdarstellerin der RTL-Sitcom „Magda macht das schon“, spielt in der Serie Rebecca, eine Sozialpädagogin und Leiterin der Naturtherapie-Maßnahme. Von der Alpen-Höhle in Köln war die Österreicherin begeistert. „Die ist der Wahnsinn. Ich bin so verzaubert, was mit Studiobau möglich ist“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Die Höhle sieht aus wie eine Höhle, sie fühlt sich an wie eine Höhle und sie riecht wie eine Höhle. Es ist relativ kühl, es ist echtes Moos drin, da hängen Wurzeln von der Decke. Es kann regnen, es gibt fließendes Wasser, es gibt sogar einen kleinen See. Es gibt Lichtveränderungen, so wie der Tag samt Sonnenstand verlaufen würde. Man vergisst komplett, dass man in einem Studio in Köln ist.“
Die Dreharbeiten begannen im Februar und mussten dann aufgrund der Corona-Pandemie für mehrere Wochen pausieren. „Ich hatte tatsächlich ein bisschen Angst, ob ich danach wieder in diesen Energiemodus komme, den ich beim Drehen brauche und der bei mir sehr hoch ist“, sagt Altenberger. Doch sie sei schnell wieder drin gewesen.
So erging es auch Emma Drogunova, die Kim spielt. „Es war so, als hätten wir nie aufgehört. Und die Energie hat sich multipliziert.“ Auch die Corona-Schutzmaßnahmen – Maskenpflicht für alle am Set, Aufteilung in drei Zonen, die dabei helfen, ein möglichst reduziertes Team innerhalb des Studios zu haben, Masken-, Handschuh-, Desinfektions- und Abstands-Regelungen – hatten weniger Einfluss auf die Arbeit, als befürchtet. „Wir als Cast und Regie und Kamera haben mehr Freiheiten, weil wir regelmäßig getestet werden. Wir Schauspieler sind ohnehin immer zusammen und bleiben immer in unserer kleinen Welt. Wir haben uns sozusagen selbst in Quarantäne gesetzt“, sagt die 24 Jahre alte Schauspielerin.
Auch Verena Altenberger kommt mit den veränderten Arbeitsbedingungen gut klar. „Das einzig Negative ist, dass man sich nach einer emotionalen Szene nicht mal umarmen oder abends zusammenstehen und ein Drehschluss-Bier trinken kann, das fehlt schon. Man muss also noch besser auf sich selbst aufpassen.“
An der Geschichte der Serie reize sie besonders, dass es Menschen aus einer jungen Generation seien, die sich der Frage stellen, in welcher Gesellschaft sie leben wollen. „Ich finde das spannend und wichtig. Und wenn man sieht, wie viele junge Menschen bei »Fridays for Future«, den Black Lives Matter«- oder anderen Demos auf die Straße gehen, zeigt das ein Gegenbild zum Klischee der uninteressierten, unpolitischen Jugend.“ Gerade jetzt führten wir ja auch in der Pandemie die Diskussion, wie wir nach Corona leben wollen. „Und wir können uns sogar beruflich damit in dieser Laborsituation auseinandersetzen. Das ist ein großes Geschenk“, sagt die 32-Jährige.
Welches Genre ist das bloß?
Nur eine Frage kann sie nicht so recht beantworten: Welchem Genre kann man „Wild Republic“ zuordnen? „Das ist Drama, Action, Arthouse, manchmal Komödie, Coming of Age.“ Eine Einschätzung die Emma Drogunova teilt. „Wir haben von allem etwas drin. Es gibt gruselige und Thriller-Momente. Es gibt dramatische Szenen, Momente, in denen es um Liebe und Freundschaft geht. Das sind junge Menschen, die noch dabei sind, sich zu finden. Das birgt Potenzial in viele Richtungen.“
In Köln sind die Dreharbeiten nun abgeschlossen, im August soll es in den Südtiroler Alpen in Außenkulissen auf über 2100 Metern weitergehen. Darauf freut sich besonders die Österreicherin Verena Altenberger sehr. Denn auch wenn die Höhle in Köln sehr beeindruckend war, die echten Berge kann der Studiobau dann doch nicht ersetzen.
Die Serie
Die achtteilige Serie feiert ihre Premiere Ende 2020 bei MagentaTV. Ab Ende 2021 ist „Wild Republic“ als Free-TV-Premiere auf ARTE, in der ARD und in den jeweiligen Mediatheken der Sender zu sehen.