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Universität BonnRektor fordert Bekenntnis von Kölner Kardinal Woelki

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Woelki ernst

Kardinal Rainer Woelki

Köln/Bonn – Im Streit um die von ihm protegierte „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT) trifft Kardinal Rainer Woelki auf zunehmenden Widerstand aus den eigenen Reihen wie auch aus der Zivilgesellschaft. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt jetzt der Rektor der Universität Bonn, Michael Hoch, warum er die bisherigen Aussagen Woelkis zum Sinn der KHKT für unzureichend hält.

Er erwarte von Woelki ein klares Bekenntnis zu Bonn als Standort der Priesterausbildung, sagte Hoch. „Der vom Kölner Erzbischof selbst formulierte Anspruch an die optimale Ausbildung der künftigen Geistlichen kann letztlich nur an der Universität erfüllt werden“, sagte der 60 Jahre alte Naturwissenschaftler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Professor Michael Hoch

Professor Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn

Auf seine Warnung vor einer „schleichenden Aushöhlung“ des Standorts Bonn habe Woelki bislang nicht klar reagiert, monierte Hoch. Den Aufbau der umstrittenen kircheneigenen „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT) sowie Überlegungen Woelkis, das „Collegium Albertinum“ als Wohn- und Ausbildungsstätte der künftigen Priester von Bonn nach Köln zu verlagern, müsse man als „völlig unnötige Schwächung des Standorts Bonn“ verstehen, so Hoch weiter. Dies sei auch nicht im Sinne der Studierenden.

Uni Bonn: Woelki-Hochschule überflüssig

In der vorigen Woche hatten Rektorat, Senat und Hochschulrat in einer Resolution den Anspruch der Universität auf die Priesterausbildung bekräftigt und die KHKT für überflüssig erklärt. Deren Finanzierung ist mittelfristig ungesichert. Zurzeit kommt das Geld für den Hochschulbetrieb aus einem Sondervermögen, über das Woelki allein verfügt.

Die Universitätsgremien pochten zugleich auf die Einhaltung des Preußischen Konkordats von 1929. Die völkerrechtlich bindende Vereinbarung zwischen dem Vatikan und dem Land NRW legt die Uni Bonn verbindlich als Standort für die Priesterausbildung im Erzbistum Köln fest.

Erzbistum hält Option für eigene Hochschule offen

Dieses reagierte auf Anfrage einerseits mit einem Bekenntnis zum Konkordat, behielt sich aber andererseits eigene Optionen für eine „gute und solide Ausbildung“ vor.

„Es reicht nicht, bloß die Geltung des Konkordats zu betonen“, sagte Hoch. „Wir vermissen darüber hinaus eine inhaltliche Positionierung zu den Vorzügen einer ganzheitlichen Ausbildung an der Universität mit interdisziplinärer Begegnung und gesellschaftlicher Relevanz. Der Austausch zwischen den verschiedenen Wissenschaften verhindert nicht nur, dass die Priesteramtskandidaten in geschlossenen Grüppchen und Zirkeln unter sich bleiben, sondern trägt vielmehr auch zu deren Persönlichkeitsbildung bei“, betonte Hoch. „Die Achse zwischen Kirche und Universität sollte auch deshalb gestärkt und nicht geschwächt werden.“

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Hoch unterstrich die Bedeutung der theologischen Fakultäten für die Universität Bonn. „Sie gehören nicht nur als Gründerfakultäten zu unserer Identität, sondern spielen eine wichtige Rolle für unsere Strategie als Exzellenz-Universität.“ Die von der Theologie verhandelten Themen – wie zum Beispiel Sinnentwürfe für das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft – würden als Zukunftsfragen eher noch an Bedeutung gewinnen. Zudem sei das wissenschaftliche Herangehen an den Gegenstand des Glaubens auch ein intellektuelles Bollwerk gegen das Abgleiten der Religion in den Fundamentalismus. „Wir als Universität stehen deshalb ohne Wenn und Aber zu unserer Katholisch-Theologischen und Evangelisch-Theologischen Fakultät“, so Hoch.