Julian Reichelt unterstellt Jan Böhmermann, in seiner Sendung zum Mord aufgerufen zu haben. Der Moderator stellt klar, Reichelt habe nichts verstanden.
Nach „ZDF Magazin Royale“Jan Böhmermann reagiert auf Vorwürfe des „humorlosen Bauernfänger Julian R.“
Nach der jüngsten Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ sieht sich Jan Böhmermann heftigen Anschuldigungen des rechtspopulistischen Portals „Nius“ konfrontiert.
Das Online-Portal, das vom Milliardär und Medienunternehmer Frank Gotthardt finanziert wird, titelte auf seiner Website, Jan Böhmermann habe in seiner Sendung „zur Tötung von AfD- und FPÖ-Politikern“ aufgerufen. Die Redaktion unterstellte dem 42-Jährigen in seiner Satire-Sendung am Freitagabend einen „lupenreinen Mordaufruf“ ausgesprochen zu haben.
Julian Reichelt erhebt schwere Vorwürfe gegen Jan Böhmermann nach „ZDF Magazin Royale“
Stein des Anstoßes ist Böhmermanns Auseinandersetzung mit der FPÖ, die er als die „österreichische Schwesterpartei der AfD“ bezeichnete. Die rechtspopulistische, deutschnationale FPÖ führt vor der Nationalratswahl im Herbst in den Umfragen, der Entertainer stellte in seiner Sendung die Frage, ob das deutsche Nachbarland bald einen neuen „Volkskanzler“ bekomme. In der Folge stellte Böhmermann, der sich zu Beginn der Sendung selbst als Österreicher bezeichnete und als Beweis einen Ski-Pass präsentierte, den FPÖ-Parteivorsitzenden Herbert Kickl „ganz uneingenommen“ vor.
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Der Moderator arbeitete sich an diversen FPÖ-Skandalen ab, stellte die Entwicklung der Partei in den letzten Jahren dar und machte darauf aufmerksam, dass diese mit einer offensiven Kampagne zu „Remigration“ – gemeint ist die Deportation von Menschen mit Migrationshintergrund – zur aktuell in Umfragen stärksten Kraft aufgestiegen sei. In Deutschland gehen nach Bekanntwerden zu Plänen solcher „Vertreibungsfantasien“ (Böhmermann) aktuell hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße.
Portal von Julian Reichelt will „Tötungsaufruf“ ausgemacht haben – Böhmermann widerspricht
Jan Böhmermanns Anliegen wurde schnell ersichtlich, der Moderator wollte auf die möglichen Folgen erstarkter oder gar regierender Rechtsaußen-Parteien in Deutschland und Österreich aufmerksam machen und zog auch Parallelen zwischen der FPÖ und den Nazis. Sein Fazit: „Wenn dann der Herbert nach 12 Jahren tausendjährigem Österreich doch entzaubert wird, weil er wider Erwarten doch Nazi-Sachen macht, dann übernehmen ja die vernünftigen Kräfte in der FPÖ. Wir Österreicher werden das schon rechtzeitig selber merken, wenn unsere Freiheit, unser Rechtsstaat und unsere Demokratie in Gefahr sind. Macht euch keine Sorgen, wir merken das.“
Zur Verabschiedung sagte Böhmermann: „Nicht immer die Nazi-Keule rausholen, sondern vielleicht einmal paar Nazis keulen.“ Diesen Schlusssatz nimmt das rechtspopulistische Portals „Nius“ nun als Anlass, dem Entertainer schwere Vorwürfe zu machen. Julian Reichelt unterstellt Böhmermann, er habe „zum Töten/Schlachten von AfD-Politikern“ aufgerufen.
Jan Böhmermann bezeichnet Vorwürfe von Julian Reichelt als „irre“
Eine eigenwillige Interpretation seiner Aussage, findet Böhmermann. Der Beschuldigte reagierte im sozialen Netzwerk X auf Reichelts Angriff und bezeichnete dessen Äußerungen als „irre“. „Abgesehen davon, dass der humorlose Bauernfänger Julian R. offenbar ‚AfD und FPÖ‘ für ‚Nazis‘ hält – er projiziert anscheinend auch noch seine Gewaltphantasien auf andere, weil er schlicht die Bedeutung des Wortes ‚keulen‘ nicht kennt“, so der Entertainer.
Seinen Worten fügte er zwei Screenshots bei, auf denen zum einen der Reichelt-Post, zum anderen eine Definition des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) zu der Aussage „sich einen keulen“ zu lesen ist. Laut DWDS steht der Ausdruck für die männliche Masturbation.
„Nius“ hatte sich in seinem Artikel auf die Definition des Dudens („Nutztiere töten, um Tierseuchen zu verhindern oder einzudämmen“) bezogen und daraus hergeleitet, Böhmermann würde „Politiker von AfD und FPÖ mit kranken Tieren [vergleichen], die es zu töten gilt, um eine Seuche zu verhindern“. Von Politikern oder einer speziellen Partei hatte Böhmermann allerdings in dem Zusammenhang gar nicht gesprochen.
Rechtes Medienportal „Nius“ ins Visier der Medienaufsicht geraten
Angriffe auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehören bei „Nius“ zum Proramm. Erst diese Woche wurde bekannt, dass das rechte Medienportal ins Visier der Medienaufsicht geraten ist. Es gibt mehrere Beschwerden über die Plattform von Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt, es gehe bei der Prüfung um die Frage, ob die journalistischen Sorgfaltspflichten eingehalten wurden.
Jan Böhmermann wird nicht zum ersten Mal zur Zielscheibe des Reichelt-Portals, dem Kritiker das Verdrehen von Fakten, Populismus und das Betreiben von rechtem Kulturkampf vorwerfen.
Böhmermann erwirkte im Oktober 2023 mit seiner Produktionsfirma gegen Reichelt und „Nius“ eine einstweilige Verfügung. Das Landgericht Hamburg hatte dem Portal zahlreiche Aussagen im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, untersagt. (pst)