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LeserbriefeKlimaziele: Anspruch und Wirklichkeit treffen aufeinander

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Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaziele, auf dem Weg in die Bundespressekonferenz

Ha­beck will den Kli­­ma­­schutz-Turbo (12.1.)

Hochgeschraubte Erwartungen

Herr Habeck hat festgestellt, dass die Aufgabe, die er und seine Partei sich gestellt haben, gigantisch ist. Wie sie in Wirklichkeit bewältigt werden soll, bleibt zumindest nebulös, wenn nicht gar ohne eine greifbare Antwort. Als gelerntem Philosophen fehlt ihm die Erkenntnis, dass er in einer Situation steht, über Jahrzehnte entwickelte Randbedingungen beachten und einbeziehen zu müssen.

Im Hauruck wird ihm wohl wenig gelingen, vielleicht auch beabsichtigt. Im Wahlkampf wurden die Erwartungen so hoch geschraubt, dass kaum jemand mehr an sie heranreicht, selbst er nicht. Wird jetzt mit einem immensen Aktivismus auf das Scheitern der Vorhaben hingearbeitet, um dieses dann bei Eintreten anderen, womöglich SPD und FDP, in die Schuhe zu schieben? Zudem vergisst er, den größten Teil deutscher Bürger da abzuholen, wo sie stehen. Im Alleingang geht in der Politik nichts, auch für die Grünen und Herrn Habeck nicht.Dr. Johannes Koch Bornheim

Allein werden es Habeck und die Grünen nicht schaffen

Robert Habeck setzt mit seinem ambitionierten Programm zur Klimawende das um, was die Grünen den Wählerinnen versprochen haben. Das ist der einzig mögliche Weg, um eine zu starke Erderwärmung und damit künftige Klimakatastrophen noch abzuwenden. Deshalb kann es jetzt auch nicht darum gehen, sich im Sessel zurückzulehnen und abzuwarten, ob sich Robert Habeck in der rauen Wirklichkeit eine blutige Nase holt.

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Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (Bündnis 90/Die Grünen)

Robert Habeck braucht die Unterstützung der Koalitionspartner und insbesondere des Kanzlers. Er braucht eine konstruktiv kritische Opposition, die den Kampf gegen den Klimawandel mit vorantreibt. Und er braucht eine Umweltbewegung und „Fridays for Future“, die sich den Bremsern der Klimawende, wie dem bayrischen Windkraftgegner Markus Söder konsequent, entgegenstellen statt sich am Kleingedrucktem des Regierungshandelns abzuarbeiten. Alleine werden es Robert Habeck und die Grünen nicht schaffen.

Roger Peltzer Kerpen

Habeck für „qualitatives Wachstum“

Kompliment an den Literaturwissenschaftler Dr. Robert Habeck, sich von dem eindimensionalen Wohlstandsindikator „Bruttosozialprodukt-Steigerungsrate“ zu verabschieden, die unter anderem höhere Kfz-Neuzulassungen, gestiegene Rüstungsexporte und vermehrte Braunkohleförderung feierte. Der Wohlstand und die Lebensqualität eines Volkes bemisst sich besser in Ausmaß und Anzahl der Altenpflegeplätze, des ÖPNV, der Müllreduktion, der ökologisch erzeugten Landwirtschaftsprodukte und der sanierten Schulgebäude. Dass wir derartiges „qualitatives Wirtschaftswachstum“ brauchen, haben viele Vorgänger im Amt des Bundeswirtschaftsministers nie begriffen.Helmut Rosenau Weilerswist

Habeck stellt fest, dass nicht alles machbar ist

Franz Müntefering sagte einmal, Opposition sei Mist. Stimmt nicht. In der Opposition kann man die Regierung in allem kritisieren und alles besser können, wie Herr Kutschaty in NRW oder die Grünen, als sie noch nicht in der Regierung waren. Kaum sind sie in der Verantwortung, stellt Robert Habeck fest, dass nicht alles machbar ist, denn „es gibt europäische Verträge“.Gisela Röhrig Rösrath

Suche nach einem „Dritten Weg“ in der Energiepolitik

Wirtschaft- und Klimaminister Robert Habeck wird mit dem Satz zitiert: „Die Aufgabe ist gigantisch!“ Sollte man nicht treffender sagen: „Die Dummheit ist gigantisch“? Die lobenswerten und sehr romantischen Klimaziele teile ich sogar, allerdings grenzt nun das mörderische Tempo der Energiewende an deutschen Extremismus. Mit Blick auf die völlig divergierenden Wege Deutschlands und Frankreichs in der Energiepolitik wäre ein „Dritter Weg“ wohl der Beste.

Erstens zügiger, aber nicht übereilter Umstieg auf erneuerbare Energien. Zweitens zwei bis vier CO2-Ausstoß-freie Atomkraftwerke für Süddeutschland erhalten, solange sie für eine Energiesicherheit absolut notwendig sind. Auf einem solchen „Dritten Weg“ lägen wir näher an den hoch gesteckten Klimazielen und könnten sogar künftigen „Strafzahlungen“ wegen zu hoher CO2-Emissionen entgehen. Niemand will Atomkraftwerke, aber offensichtlich wollen alle immer mehr elektrische Energie verbrauchen, siehe Elektromobilität. Alle wollen natürlich „grünen“ Strom, aber niemand will dafür das Doppelte und Dreifache bezahlen müssen.Ottfried Wallau Siegburg