Dem Aufruf, ihre persönlichen Erfahrungen mit den Ford-Werken und mit alten Ford-Modellen zu teilen, sind viele Leserinnen und Leser nachgekommen.
Leserbriefe zu FordErinnerungen an gute Zeiten
Warum Ford für Köln weit mehr als nur eine Autofabrik ist (23.11.)
„Mein erstes Auto: Ein Ford Taunus 12M Coupé“
1970, mein erstes Auto: Ein Ford Taunus 12M Coupé in hellblau, gebraucht. Es wurde von mir mit gelochten Autofahrer-Handschuhen gelenkt. Rudi Widt Köln
„Mein Ford-Highlight: Besuch des Ford Museums in Detroit“
Mein erster Einsatz bei Ford geht auf das Jahr 1977 zurück. Das dreiwöchige Schülerpraktikum teilte sich wie folgt auf: eine Woche beim Ford-Händler Hammerschmidt in Euskirchen, eine Woche in der Ford-Lehrwerkstatt Geestemünder Straße 36-38 in Köln, eine Woche Einsatz im Werkzeugbau der Ford Presswerk F/K-Halle. Danach war mein Berufswunsch klar und ich startete im September 1980 meine Ausbildung in der Ford-Lehrwerkstatt in Köln. Im letzten Ausbildungsjahr wechselte ich zum Ford-Standort in Düren.
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Dort übernahm ich 1999 die Leitung der dortigen Berufsausbildung. Für mich schloss sich ein Kreis. Der Kontakt zu den Ford-Ausbildungsabteilungen in Köln, Saarlouis, Wülfrath und Berlin - wobei die beiden letzten, wie auch Düren, nicht mehr zu Ford gehören - sind nie abgerissen. Einige Ausbilder aus den fünf Standorten, darunter auch noch mein Ausbilder, treffen sich seit fast 20 Jahren einmal jährlich. Es sind über die Jahrzehnte Freundschaften entstanden, die einem Familienverbund sehr nah kommen.
Mein persönliches Ford-Highlight - neben den tollen Fahrzeugen, die ich fahren durfte - war 2022 der Besuch des Ford Museums in Detroit: einfach beeindruckend und lehrreich. Selbstverständlich fahren meine Familie und ich bis heute Fahrzeuge von Ford aus Überzeugung. Es ist traurig, mit anzusehen, in welcher Verfassung Ford Deutschland heute ist. Ich wünsche von Herzen, dass sich die Marke Ford erholt und zu alter Stärke zurückfindet.
Als überzeugter Motorsportfan freue ich mich auf die Rückkehr von Ford in die Deutsche Tourenwagen-Masters im Jahr 2025. Der Ford Mustang hat das Zeug zum Champion und könnte das Ruder noch einmal herumreißen. Frei nach dem Motto: Win on Sunday - sell on Monday! Dirk Möchel Mechernich
„Ich erinnere mich an einen beigen Ford mit weißem Dach“
Der Aufruf im „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mich an unsere jährlichen Familienreisen nach Istrien/Jugoslawien erinnert. Das erste Auto meines Vaters in den 1960er Jahren war ein Ford Taunus 12M, später dann schon ein Ford Taunus 17M. Mit Luftmatratzen, Gummiboot, Angelausrüstung ging es in zwei Tagen gen Süden. Es waren für uns drei Kinder immer unbeschwerte schöne Strandtage. Ich erinnere mich an einen beigen Ford mit weißem Dach. Sigrid Peinecke Köln
Mit schickem Ford Capri im Autokino
Ich bin Jahrgang 1957 und habe 1972 eine kaufmännische Lehre bei Ford gemacht und 15 Jahre dort gearbeitet. Früher bin ich mit dem Ford Capri meines Freundes gefahren. Es war ein sehr schickes Auto, ganz im Gegensatz zu den heutigen Ford-Modellen. Einmal bin ich mit dem Capri in das damalige Pulheimer Autokino gefahren und habe gleich eine Beule hineingefahren. Es wurde aber alles wieder repariert. Noch heute fährt meine gesamte Familie Ford-Fahrzeuge. Wir sind der Firma treu geblieben, auch wenn heute vieles anders ist.Dorothea Evertz Pulheim
„Ford hat mir in 37 Jahren vieles ermöglicht“
Ich war von Juli 1973 bis Dezember 2009 bei Ford, also knapp 37 Jahre. Das erste unvergessliche Ereignis für mich war der sogenannte „Türken-Streik“, der auch im Artikel erwähnt wird. Türkische Mitarbeiter zogen durch die Büros, forderten eine Lohnerhöhung und skandierten „Eine Mark mehr!“ Vier Jahre später das nächste Großereignis: Am 20. Oktober 1977 brannte das Ersatzteillager in Merkenich ab, die Büros blieben vom Feuer verschont, konnten aber durch die Mengen von Löschwasser aus dem Fühlinger See nur mit Gummistiefeln betreten werden. Wir retteten, was zu retten war. Wenige Tage später zogen wir in das leerstehende Verwaltungsgebäude der Rhein-Braun am Apostelnkloster, heute Bazaar de Cologne, wo wir fünf Jahre blieben und dann zurück nach Merkenich zogen.
Für mich war 2003 das bedrückendste Jahr: Ausgerechnet im 100. Jahr des Bestehens ging es der Ford Motor Company in den USA richtig schlecht. Für uns alle hieß das: keine Kosten verursachen und mit eingefrorenen Budgets zurechtkommen, jeder Euro wurde umgedreht und diskutiert. In dieser Zeit wurden viele Positionen im mittleren und oberen Management, auf denen bis dahin ausschließlich Amerikaner oder Engländer saßen, von deutschen Kollegen besetzt.
Ford hat mir in meinen 16 verschiedenen Tätigkeiten in 37 Jahren Vieles ermöglicht: Teilnahmen an Schulungen, Veranstaltungen und Automobilmessen sowie Reisen ins In- und Ausland. Trotz der Vielzahl der Kollegen und der Größe des Konzerns ging es in den meisten Fällen sehr freundschaftlich, teamorientiert und „familiär“ zu. Herr Breitkopf hat recht: Es war „weit mehr als eine Autofabrik“. Noch heute treffen wir uns im Kollegenkreis mehrmals im Jahr zum Mittagessen, natürlich in der Nähe des Werks.
Dem Ford Taunus 17M, im Volksmund bekannt als „Badewanne“, habe ich 2007 ein Buch gewidmet, ebenso anderen Taunus-Modellen sowie Capri und Granada. Ansonsten fotografiere ich die alten Ford-Schätzchen gerne und gebe pro Jahr zwei Kalender heraus. Bernd Tuchen Pulheim
Mit einem Ford M12 am Großglockner
1954 lebte ich in einem Kinderheim in Mittenwald und ging in Garmisch-Partenkirchen aufs Gymnasium, wo ich im Juni 1956 die Abiturprüfung bestand. Mit 18 erhielt ich meinen Führerschein nach nur zwei Fahrstunden! Zu Hilfe kam mir, dass ich vorher neben der Heimleiterin einige hundert Kilometer Fahrpraxis durch die Berge gewonnen hatte, sowohl im Sommer als auch im Winter mit Winterreifen. Das Auto war ein schöner, nagelneuer Ford 12M mit der Weltkugel an der Front.
Die Sitzbank war wie bei amerikanischen Autos gestaltet und es gab eine Lenkradschaltung mit drei Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang. Natürlich war das Auto, wie damals Mode, zweifarbig. Es gab nur wenig Verkehr. Die Konkurrenten von Ford waren der VW-Käfer und ein Zweitakter von DKW. Die Krönung unserer Ausflüge damals war eine Fahrt zum Großglockner. Günter Becker Köln
Bei Ford Köln Arbeit und Lebensglück gefunden
Mein Vater war Lagerleiter des Ford-Händlerbetriebs in Garmisch-Partenkirchen. Als die Familie bei Verwandten in Düsseldorf zu Besuch war, stand für meinen Vater eine Werksbesichtigung bei Ford in Köln auf dem Programm. Mehr aus Langeweile als Interesse begleitete ich, 18 Jahre alt, meinen Vater. Der Werksführer erkundigte sich nach meinem Interesse an der Besichtigung. Eigentlich sei ich auf Jobsuche und warte gerade auf Antworten auf meine Bewerbungen als „Auslandssekretärin“. Da solle ich mich doch auch bei Ford bewerben; es würden immer Leute gesucht.
Der Werksführer empfahl mir, mich gleich mit der Personalabteilung in Verbindung zu setzen. Das tat ich und ein paar Tage später hatte ich einen Vorstellungstermin. Das Gespräch verlief so positiv, dass ich kurz darauf in der Export-Abteilung als Stenotypistin im Schreibsaal anfangen konnte. Im Export-Schreibsaal schrieben wir nach Diktafon die Korrespondenz der meist männlichen Mitarbeiter. Hier lernte ich nicht nur die reale Arbeitswelt kennen, sondern auch die rheinische Lebensart.
Besonders in Erinnerung ist mir Weiberfastnacht im Büro. Mit einem jüngeren Angestellten, dessen Vater auch bei Ford arbeitete, entwickelte sich eine zunächst freundschaftliche Beziehung. Die Wochenenden im mir noch fremden Köln verbrachte ich bald nicht mehr allein, sondern mit ihm. Im Juni 1958 heirateten wir. Mit Kollegen aus der Export-Zeit verbanden uns jahrelange Freundschaften. Mein Schwiegersohn lernte bei Ford Modellbau und arbeitete später, als die Abteilung geschlossen wurde, am Band. Beatrix Wagner Köln