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Kommentar

Kommentar zum Papstbrief
Mit Papier-Scharmützeln wendet sich die Kirche nicht zum Besseren

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Papst Franziskus in einer seiner wöchentlichen Generalaudienzen in Rom

Papst Franziskus in einer seiner wöchentlichen Generalaudienzen in Rom (Archivbild)

Franziskus warnt Gegnerinnen des Reformprozesses „Synodaler Weg“, die Katholiken in Deutschland entfernten sich von der weltkirchlichen Gemeinschaft.

Mit „Störfeuer“ bezeichnet man militärisch den Versuch, einen Gegner durch unregelmäßigen Artilleriebeschuss zu behindern. Der Papst hat – wie schon Josef Stalin wusste – weder Divisionen noch Granatwerfer. Aber Briefe schreiben kann er. Einer davon, auf Deutsch verfasst und von Franziskus persönlich unterzeichnet, erreichte vorige Woche – wie die „Welt“ jetzt berichtete – vier Gegnerinnen des „Synodalen Wegs“. Als Delegierte hatten sie sich aus dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland verabschiedet und ihre Bedenken in Rom kundgetan.

Diese richten sich speziell gegen ein permanentes, mit Bischöfen und Laien besetzten Konsultations- und Entscheidungsgremium auf Bundesebene. „Ich teile diese Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte“, mit denen sich große Teile der deutschen Kirche „immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“, schreibt der Papst und bekräftigt das Verbot eines solchen „Synodalen Rats“ vom Januar.

Franziskus empfiehlt Gebet, Buße und karitativen Dienst

Anstelle immer neuer Gremien und, wie Franziskus schreibt, selbstbezogener Debatten über „die immer gleichen Themen“ – also Priester-Ehe, Sexualmoral, den Zugang von Frauen zu den Ämtern und die Überwindung der ständischen Zweiklassengesellschaft – empfiehlt der Papst seinen Glaubensgeschwistern in Deutschland Gebet, Buße und karitativen Dienst.

Der Papst wiederholt damit altbekannte Gegenüberstellungen, die Reformbefürworter als Zerrbild der Realität sehen. Bemerkenswert ist einzig die Datierung des Schreibens: Just am 10. November konstituierte sich in Essen der „Synodale Ausschuss“, der den inkriminierten Rat vorbereiten soll. Vier Bischöfe, unter ihnen der Kölner Kardinal Rainer Woelki, haben die Mitwirkung von vornherein abgelehnt und wollen das Gremium auch nicht finanzieren. Als allerhöchste Approbierung dieser Verweigerungshaltung kommt der Papstbrief wie bestellt.

Dass sich mit papiernen Scharmützeln irgendetwas in der Kirche zum Besseren wendet, dürften nicht einmal die größten Fans päpstlicher Botschaften behaupten. In seiner jüngsten segnet Franziskus die Adressatinnen und dankt ihnen für ihr Glaubenszeugnis. Zu einem Gespräch mit dem Präsidium des Synodalen Wegs hat es bis dato nicht gereicht. Diese aufmüpfigen Geschwister hält Franziskus sich lieber vom Hals.