AboAbonnieren

Kölner FeministinAlice Schwarzer wird von linken Demonstranten ausgebuht und verspottet

Lesezeit 3 Minuten
Die Publizistin Alice Schwarzer ist von linken Demonstranten in Dresden ausgepfiffen worden (Archivbild).

Die Publizistin Alice Schwarzer ist von linken Demonstranten in Dresden ausgepfiffen worden (Archivbild).

Demonstranten in Dresden bezeichnen Schwarzer als trans-feindlich und pfeifen sie aus. Ein Dialogangebot der Kölnerin wird abgeschmettert.

Alice Schwarzer, Kölner Publizistin und Herausgeberin des Frauenmagazins „Emma“, ist am Montag (4. März) bei einem Auftritt in Dresden von einer Gruppe Demonstrierender ausgepfiffen worden. Die jungen Leute protestierten am Abend mit Reden und Plakaten gegen Schwarzer und ihren Standpunkt zum Thema Transsexualität. Schwarzer, die auf die Demonstrierenden zugeht, darf nicht zu Wort kommen.

Auf einem Video, das sich seit Montag beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) verbreitet, ist die kurze Szene zu sehen, die sich offenbar auf einer Straße in der Dresdner Neustadt abspielte.

Alice Schwarzer war am Montagabend zusammen mit Schauspielerin Nina Gummich zu Gast im traditionsreichen Societaetstheater. Dort läuft derzeit eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „frau.macht.theater“. Gummich spielt Schwarzer in dem ARD-Film „Alice“. Schwarzer las aus ihrem Buch „Mein Leben: Lebenslauf und Lebenswerk“, gemeinsam sprachen die beiden Frauen über die unterschiedlichen Facetten des Lebens und Wirkens der 81-Jährigen.

Alice Schwarzer demonstrierte zusammen mit Sahra Wagenknecht

Dass Schwarzers Positionen auch Widerspruch hervorrufen, hatten die Veranstalter bereits in der Ankündigung der Lesung hervorgehoben. Dass dieser Widerspruch sich direkt während der Lesung in Dresden formierte, dürfte doch überraschend gekommen sein. Zuletzt war Schwarzer vor allem aufgrund ihrer Positionen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in die Kritik geraten. Schwarzer hatte sich wiederholt für Verhandlungen mit dem Aggressor Wladimir Putin ausgesprochen und gemeinsam mit der damaligen Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht eine „Friedensdemonstration“ ins Leben gerufen.

In Dresden ging die „Linksjugend“ allerdings gegen Schwarzers Thesen zur Transsexualität auf die Straße. Die Demonstranten bezeichneten Schwarzer als TERF („Trans-Exclusionary Radical Feminist“), also als Radikalfeministin, die sich gegen Transmenschen und gegen die Rechte von Transpersonen stellt. Hintergrund ist die Streitschrift „Was ist eine Frau? Was ist ein Mann?“, in der sie wie bei vielen anderen öffentlichen Äußerungen Transsexualität als Modeerscheinung und „Ideologie“ abtut. Schwarzer lehnte auch das von der Bundesregierung verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz ab.

Position zu trans-Personen: Demo in Dresden gegen Alice Schwarzer

Als Schwarzer in Dresden auf die Gruppe der Demonstranten zugeht und offensichtlich das Gespräch sucht, sagt ein junger Mann unter dem Applaus der Umstehenden ins Mikrofon, Schwarzer sei „nicht willkommen“. Schwarzer sagt „schade, schade“ und wendet sich ab. „Du hast hier nicht das Mirko, geh!“, ruft er ihr noch hinterher.

Für die brüske Ablehnung eines Dialogs wird die „Linksjugend“ bei X kritisiert. Es ist von „Beleidigung“ und „Demütigung“ Schwarzers die Rede. Das Video sei ein „peinliches Dokument der Intoleranz“, meint ein anderer User.

Die Veranstalter rechtfertigten sich in einem Video am Mittwoch dann für ihr Vorgehen. Eine Sprecherin sagt, Schwarzer sei in ihren Augen keine Feministin und habe zu Unrecht eine Bühne in Dresden bekommen. Die Kölnerin stelle trans-Menschen als Problem dar und dränge sie in die Unsichtbarkeit. Zur Verweigerung des Mikrofons durch den Redner sagt die Aktivistin: „Um einen Dialog kann man bitten, aber sich nicht einfordern“.