Christian Drosten ist zuversichtlich, dass die Pandemie bald enden könnte. Das hänge vor allem vom Winter ab, sagt Drosten, der auch Sorgen äußert.
„Lage für das Virus prekär“Drosten sieht Corona-Endemie in Reichweite – unter einer Bedingung
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist er einer der gefragtesten Virologen Deutschlands, in den vergangenen Monaten wurde es um Christian Drosten ruhiger. Nun aber meldet sich Drosten in einem Interview zu Wort und sagt darin, dass er den Übergang von der Pandemie zur Endemie in Reichweite sehe.
Die schnelle Abfolge der insgesamt vier Corona-Wellen im bereits dritten Pandemie-Jahr sei „das Zeichen für das kommende Ende der Pandemie“, so der Virologe im Interview mit „Der Zeit“. Inzwischen reichen laut Drosten schon „kleine Einflussfaktoren wie eine Wetteränderung“, um eine Welle anzuschieben oder brechen zu lassen.
Christian Drosten sieht Endemie kommen – „Lage für das Virus prekär“
Laut dem Direktor der Virologie am Berliner Universitätsklinikum Charité werde „die Lage für das Virus prekär“. Dies liege vor allem daran, dass es inzwischen nicht mehr „mit ein paar Mutationen das Spiel komplett drehen könnte“.
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Im September hatte Christian Drosten noch gewarnt, er rechne mit einer „starken Inzidenzwelle“ von Corona-Infektionen „noch vor Dezember“. Bislang ist diese ausgeblieben, über den Berg sieht Drosten Deutschland diesbezüglich aber noch nicht. Ob und wie sehr kältere Temperaturen im bevorstehenden Winter zu mehr Infektionen führen könnten, sei allerdings stark davon abhängig, welche Virusvariante sich durchsetze.
Gefahr durch Virusmutationen sieht Drosten gebannt
Beim Omikron-Subtyp BQ.1.1 könnte der Winter laut Drosten „noch einmal schwieriger werden“, sei die Variante BF.7 hingegen vorherrschend, sei eine „sanfte Winterwelle“ zu erwarten und Deutschland „im endemischen Zustand angekommen“.
Diese These begründet der Virologe insbesondere damit, dass deutlich weniger Gefahr vor neuen Varianten ausgehe. „Das Virus kann an vielen Stellen in seiner Evolution nicht mehr ohne Weiteres zurück. Es ist ein wenig festgefahren“, so Christian Drosten. Wichtig sei, dass die Pandemie gut aufgearbeitet werde, um für künftige Fälle vorbereitet zu sein.
Corona: Christian Drosten blickt mit Sorge nach China
Anders als in Deutschland betrachtet Drosten die Situation in China kritisch. Weil es dort viele Infektionen gebe, könne das Virus in dem Staat mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern bei der Evolution noch einmal einen Sprung machen.
Christian Drosten gehört in der Berichterstattung zur Pandemie zu den in Deutschland am häufigsten erwähnten Wissenschaftlern. Im April hatte er sich überraschend aus einer Kommission zur wissenschaftlichen Beurteilung der staatlichen Corona-Beschränkungen in Deutschland zurückgezogen, auch den NDR-Podcast „Coronavirus-Update“, an dem Drosten seine Meinung zur aktuellen Pandemielage kundtat, beendete er im Sommer 2022. Aus den sozialen Netzwerken zog er sich weitgehend zurück.
Christian Drosten sah sich zunehmend Anfeindungen ausgesetzt
Aufgrund seiner Bekanntheit sah sich der Virologe Drosten zunehmend Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Im Juni 2022 wurde Drosten während eines Aufenthalts mit seiner Familie auf einem Campingplatz von mutmaßlichen Querdenkern unter anderem als „Massenmörder“ beschimpft.
Bereits Anfang des Jahres äußerte sich Drosten zuversichtlich, dass die Pandemie in Deutschland in diesem Jahr enden könnte. Im Sommer zog er diese Einschätzung allerdings zurück.