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Kommentar

Vor Weltklimakonferenz
Der Klimawandel ist längst Realität – Weggucken hilft da nicht

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Lesezeit 3 Minuten
30.10.2024, Spanien, Utiel: Ein Mann reinigt sein von den Überschwemmungen betroffenes Haus.

Ein Mann reinigt sein von den Überschwemmungen betroffenes Haus im spanischen Utiel.

Die dramatischen Überschwemmungen in Spanien zeigen erneut: Gegen die Folgen des Klimawandels ist niemand gewappnet.

Die Bilder sind schlimm: Autos, die sich in überschwemmten Straßen übereinander stapeln. Flüsse, die sich ihren Weg weit abseits des eigentlichen Flussbetts graben. Und immer wieder Menschen, die fassungslos vor den schlammbedeckten Resten ihres Hab und Guts stehen. In diesen Tagen stammen die Bilder aus Spanien, das von desaströsen Regenstürmen getroffen wurde und wo wohl mehr als 100 Menschen starben. Doch trotz solcher heftigen Bilder rutscht das Thema Klimawandel immer wieder aus dem Fokus. Wie kann das sein?

Erst ein paar Monate liegt es zurück, dass weite Teile Süddeutschlands unter Wasser standen. Und erst 10 Wochen, dass die Hochwasser, die Teile Österreichs, Kroatiens und Sloweniens überfluteten, bang auch im Osten Deutschlands erwartet wurden, wo es zum Glück dann nicht ganz so schlimm kam, wie befürchtet.

Dramatische Folgen werden spürbar

Solche unbequemen, ja beängstigenden Bilder weit von sich wegzuschieben, ist menschlich. Doch menschlich – im Sinne von menschengemacht – sind auch die meisten Ursachen für diese Entwicklung. Sie gilt es kühl in den Blick zu nehmen und auch Konsequenzen zu ziehen, sonst droht noch mehr Unheil.

Jedem sollte mittlerweile also klar sein: Die Erwärmung der Ozeane, die auch die Polregionen nicht verschont und dort das Eis schmelzen lässt, hat oft dramatische Folgen. Der Grund dafür, wir wissen es längst, ist menschengemacht. Denn ein Teil des Temperaturanstiegs in der Atmosphäre wird von den Ozeanen absorbiert.

Hoffentlich wirkt der Schrecken über die Fluten in Spanien deshalb nach bis zur diesjährigen Weltklimakonferenz. In Aserbaidschan kommen ab 11. November Regierungsvertreter und Klimafachleute aus aller Welt zur COP 29 zusammen, um vor allem über eins zu reden: Geld. Genauer gesagt über das Geld, das reiche Industrieländer an ärmere Staaten zahlen sollten, die besonders unter dem Klimawandel leiden – ohne ihn selbst wirklich verantwortet zu haben.

Wer finanziert den Klimaschutz?

Die Frage ist nur: Wieviel wird gezahlt und wer zahlt? Nur reiche Industrieländer - oder nicht auch arabische Öl-Staaten oder China, das besonders viel Treibhausgase in die Luft bläst und wieder Kohlekraftwerke baut? Bisher lautete die Zusage, dass die Industriestaaten wirtschaftlich ärmere Länder bis 2025 jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar unterstützen. Doch diese Vereinbarung läuft aus. Es muss neu und hart verhandelt werden, denn Fachleute schätzen, dass die tatsächlich benötigte Summe zehnmal so hoch ist.

Streit ist also vorprogrammiert, Verschiebetaktik zu erwarten. Derweil ist der Klimawandel längst Realität. Er trifft auch reiche Länder wie Deutschland oder Spanien, aber vor allem trifft er die Schwachen. Weggucken hilft nicht. Sparen an falscher Stelle auch nicht. Ein konsequenter Abschied von fossilen Energien und das Umsetzen der Klimaziele hingegen ist essentiell, auch in Deutschland. (rnd)