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KünstlerpechRentnerin verunstaltet Jesus-Fresko

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Ein Foto des Freskos, das beschädigte Bild und rechts das fragwürdige Restaurierungsergebnis

Madrid – Eine spanische Rentnerin hat ein Jesus-Bild in einer Kirche restaurieren wollen und die Wandmalerei dabei verunstaltet. Entfernt erinnert das Wandgemälde nun an naive Bauernmalerei, das vormals schmale Gesicht mit langen Haaren und der Dornenkrone ist gewissermaßen einem schief-runden Mumps-Antlitz mit brauner Mecki-Frisur gewichen.

Das Fresko in einem Gotteshaus der Kleinstadt Borja bei Saragossa sei völlig zerstört worden, sagte der Kulturreferent der Stadt, Juan María Ojeda. Es handelt sich um „Ecce Homo“ von Elias Garcia Martinez. Professionelle Restauratoren wollen dennoch versuchen, das etwa 100 Jahre alte Wandbild noch zu retten.

Die über 80-jährige Frau hatte aus eigenen Stücken zu Farbe und Pinsel gegriffen und das Fresko überpinselt. Die missglückte Restauration sorgte im Internet für Furore (Sammlung auf tumblr) und war in den spanischen Online-Zeitungen am Donnerstag das am häufigsten angeklickte Thema. Auch launige Facebook-Gruppen nehmen sich bereits des Themas an — so drohen die „Damen, die Cristo de Borja restaurieren“ an, sich demnächst die Sixtinische Kapelle vorzunehmen.

Der Fall der unglücklich verlaufenen Verschönerung des Freskos erinnert an viele andere Fälle, in denen wohlmeinende Menschen der Kunst dienen wollten. Meist sorgte dies für Verzweiflung bei Experten und für Vergnügen andernorts, mitunter gar für Schadenfreude bei jenen, die der Kunstwelt eher abgeneigt sind.

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Erst im vergangenen Jahr „säuberte“ eine Putzfrau im Dortmunder Museum Ostwall Martin Kippenbergers Kunstwerk „Wenn‘s anfängt durch die Decke zu tropfen”. Ähnlich eifrig war 1986 ein Hausmeister vorgegangen, der die berühmte Butter aus einer Arbeit von Joseph Beuys entfernte. Bereits in den 70er Jahren wollten SPD-Genossinen bei einer Feier Museum Schloss Morsbroich in einer zufällig entdeckten Badewanne Gläser spülen. Zuerst musste diese jedoch gründlichst gereinigt werden. Bekanntlich handelte es sich um eien Installation von Beuys.

Ebenfalls 2011 wollte ein Mann in Bristol Graffiti übermalen. Dass der Gorilla ein Frühwerk Banskys war, konnte er nicht ahnen. Unvergessen ist auch der Unfall des Sammlers Steve Wynn. Als er das Bild „Le Rêve“ von Pablo Picasso zum Verkauf präsentieren wollte (139 Millionen Dollar), zerstörte er es durch eine kleine Ungeschicklichkeit, indem er mit dem Ellenbogen hineinfiel.

Während der vorletzten documenta 2007 entfernte die Kasseler Stadtreinigung Kreuze von der Fahrbahn. Lotty Rosefeld hatte an den chilenischen Diktator Augusto Pinochet erinnern wollen. Mit Aufklebern hatte sie Markierungen zu Kreuzen erweitert. (mit dpa)