Sie war einst einer der größten Stars Deutschlands. Zum Geburtstag der Schauspielerin erinnern wir an sieben ihrer schönsten Rollen.
Vom Spessart nach HollywoodLiselotte Pulver wird 95 Jahre alt – diese 7 Filme sollten Sie kennen
Zum 95. Geburtstag der unvergessenen Schauspielerin Liselotte Pulver, die seit einiger Zeit zurückgezogen im Berner Altersheim Burgerspittel lebt, lohnt sich ein Rückblick auf einige ihrer besten Filme. Mit ihrer charmanten, spritzigen und zugleich wandlungsfähigen Art gehörte die Schweizerin zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Kino-Darstellerinnen der 1950er- und 1960er-Jahre. Diese sieben Filme zeigen nicht nur ihre schauspielerische Vielfalt, sondern auch ihren enormen Einfluss auf das Kino ihrer Zeit.
„Das Wirtshaus im Spessart“ (1958)
Pulvers Rolle in dem Kassenschlager „Das Wirtshaus im Spessart“ kann als eine der ersten Drag-Rollen im deutschen Mainstream-Kino gelten. Die Schauspielerin verkörpert eine Gräfin, die sich als Mann verkleidet und buchstäblich unter die Räuber geht. Diese Rolle festigte ihren Ruf als herausragende Komödiantin des deutschen Films – „Donnerlache“ (Zitat von Pulver) inklusive. Später entstanden weitere Spessart-Filme, die ebenfalls sehr erfolgreich waren.
„Die Nonne“ (1966)
Eine von Pulvers ernsthaftesten Rollen, die einen handfesten Skandal auslöste. Vor allem in Frankreich war der Film umstritten, da er als Angriff auf die Kirche verstanden wurde. Die katholische Kirche protestierte heftig gegen den Film. In dem düsteren Drama verkörpert Pulver eine lesbische Äbtissin, die sich in eine wahnhafte Liebe zur Nonne Anna Karina steigert – ein Rollentypus, der weit entfernt ist von ihren bekannten komödiantischen Darstellungen. Der mutige Film wurde seinerzeit völlig verkannt und schadete Pulvers Image, die sich fortan mehr auf ihre Fernseharbeit konzentrierte.
„Die Zürcher Verlobung“ (1957)
Liselotte Pulver als junge Autorin, die ihr eigenes Liebeschaos in einem Roman verarbeitet. Als sie zwischen zwei Männern steht, verschwimmen die Grenzen zwischen ihrem realen Leben und der erfundenen Geschichte, was zu zahlreichen Missverständnissen führt. Die charmante Komödie mit witzigen Seitenhieben auf die deutsche Filmbranche und augenzwinkernder Ironie wurde 2007 für das ZDF neu verfilmt. Hier hatte Pulver einen Cameo-Auftritt in der Schlussszene. Pulvers bislang letzter Auftritt vor der Kamera.
„Eins, zwei, drei“ (1961)
In der temporeichen Satire von Billy Wilder, die während des Mauerbaus in Berlin gedreht wurde, zeigte Pulver ihr Können an der Seite der großen Schauspiellegende James Cagney. In der Rolle einer naiv-charmanten Sekretärin vor dem Hintergrund des Kalten Krieges brachte sie ihre Leichtigkeit und ihren Sinn für humorvolle Situationskomik auf die Leinwand. Unvergessen: Pulvers Säbeltanz auf einem Tisch. Dennoch wurde der Film von der damaligen Kritik verrissen und floppte an den Kinokassen. Erst Jahre später wurde seine Qualität erkannt und er gilt heute als Klassiker.
„Kohlhiesels Töchter“ (1962)
In der Doppelrolle der ungleichen Schwestern Liesel und Susi führt Lieselotte Pulver ihre Verehrer und Mitgiftjäger gekonnt an der Nase herum. Diese humorvolle Herausforderung, zwei völlig unterschiedliche Charaktere zu verkörpern, machte Pulver Anfang der 60er Jahre zu einem Kinomagneten, auch wenn der Film heute etwas angestaubt wirkt. Pulver spielte die ganze Bandbreite ihres komödiantischen Könnens aus und ließ ihre männlichen Kollegen von Helmut Schmid bis Dietmar Schönherr alt aussehen.
„Ich denke oft an Piroschka“ (1955)
In dieser romantischen Komödie, die mindestens einmal im Jahr im Fernsehen wiederholt wird, spielt Pulver die unvergessliche Rolle der lebenslustigen und liebenswerten Ungarin Piroschka, die sich in einen deutschen Studenten verliebt. Der Film setzt ganz auf ihre vermeintliche Unschuld und Lebensfreude, mit der sie in den 1950er Jahren zum Star wurde. Es ist einer der Filme, die Pulvers Talent, Herzlichkeit und Wärme auf die Leinwand zu bringen, perfekt einfangen.
„Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ (1958)
In diesem ebenso ernsten wie bewegenden Kriegsdrama nach einem Roman von Erich Maria Remarque bewies Pulver einmal mehr, dass sie sich auch in dramatischen Rollen behaupten konnte. Als Frau, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ihre große Liebe findet, verleiht sie dem Hollywood-Drama große emotionale Tiefe. In dieser Rolle zeigte sie, dass sie weit mehr war als nur die „Süße“ oder „Lustige“ des deutschen Films. Inszeniert wurde dieses kleine Meisterwerk vom deutschen Exilregisseur Douglas Sirk, der für seine melodramatischen Rührstücke bekannt war.
In ihrer Autobiografie bedauerte Pulver, dass sie aus vertraglichen und gesundheitlichen Gründen vielversprechende Rollenangebote in Hollywood-Blockbustern wie „Ben Hur“ oder „El Cid“ ablehnen musste. Diese verpassten Chancen bezeichnete sie rückblickend als „absolute Keulenschläge“, die ihre weitere Karriere in Hollywood verhinderte.