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Verdacht auf Geldwäsche und TerrorRund 1400 Beamte durchsuchen Wohnungen und Büros

Lesezeit 3 Minuten
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 Bei einer Großrazzia gegen Geldwäsche und organisierte Kriminalität hat die Polizei am Mittwochmorgen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen Wohnungen und Büros durchsucht und zehn Haftbefehle vollstreckt.

Düsseldorf – Von einem „verdammt dicken Ding“, sprach NRW-Innenminister Herbert Reul. Sein CDU-Kollege aus dem Justizressort, Peter Biesenbach, nannte die großangelegte Razzia mit 1400 Einsatzkräften am Mittwoch einen „Paukenschlag“ gegen die Organisierte Kriminalität (OK).

Teils mit Spezialeinsatzkräften hatten die landesweite Schwerpunkt-OK-Abteilung bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein riesiges Geldwäsche-Netzwerk ausgehoben. Bereits um vier Uhr am Morgen verhafteten die Ermittler elf Hauptakteure einer Finanzschieber-Connection. Insgesamt stehen 67 Verdächtige auf der Beschuldigtenliste. Dazu zählen nach Auskunft der Ermittler 44 Syrer, die im Zuge der Flüchtlingswelle 2015/2016 nach Deutschland gekommen waren.

Geld soll in syrische Terrorkanäle geflossen sein

Das Netzwerk soll über das orientalische Hawala-Banking 140 Millionen Euro aus kriminellen Geschäfte nach Syrien und in die Türkei verschoben haben. Ein Teil soll Reuls Angaben zufolge in syrische Terror-Kanäle geflossen sein. In dem Zusammenhang wurden zwei islamistische Gefährder und vier weitere als „relevante Personen“ eingestufte, gewaltbereite Extremisten festgesetzt. Einer von ihnen kämpfte 2013 in Syrien für die Terrorgruppe Al-Nusra.

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Bilder der Polizei zeigen Vermögenswerte und eine PTB-Waffe, die bei der Großrazzia gegen Geldwäsche, Gewalt und Terror sichergestellt wurden.

Seit einiger Zeit hatten die Staatsschützer den Islamisten auf dem Schirm. Der 39 Jahre alte Syrer aus Wuppertal soll sich als eine Art „Friedensrichter“ aufgeführt haben. Der Mann habe seine Kampftruppe aus Syrien mitgebracht und als Inkasso-Schlägertruppe eingesetzt, hieß es bei einer Pressekonferenz am Nachmittag. Die Clique trat immer dann auf, wenn Mitglieder des Netzwerks Geld abzweigten.

Schlagen, verstümmeln, umbringen

Laut Telefonüberwachung führten die Chefs einen Sanktionskatalog. „Beim ersten Mal zusammenschlagen, beim zweiten Mal verstümmeln, und beim dritten Mal sollte derjenige umgebracht werden“, berichteten die Strafverfolger. Neben der Bildung einer kriminellen Vereinigung laufen in dem Komplex ferner Ermittlungen wegen besondersschweren Raubes, der Geiselnahme, der gefährlichen Körperverletzung und der Nötigung.

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Innenminister Reul spricht von einem „ganz großen Ding".

Betroffen von der Durchsuchungsaktion waren unter anderem Köln, Bergisch Gladbach, die Ruhrschiene und etliche Städte am Niederrhein und im Aachener Raum. Dabei wurden Vermögenswerte in Höhe von 4,5 Millionen Euro sichergestellt. Zugleich beschlagnahmten die Ermittler teure Autos – so etwa zwei Lamborghinis und ein Porsche.

Millionen in Nahen Osten verschoben

Seit 2016 sollen zwei syrische Geschäftsmänner im großen Stil die illegalen Geldschiebereien angeboten haben. Dabei handelt es sich um Mustafa Al-Faleh-al-M. und Khaled Al M. genannt Abu Osama. Die „Groß-Hawaladare“ sollen laut Staatsanwaltschaft jeweils 60 Millionen Euro in den Nahen Osten verschoben haben. Über Zahlungsbüros in Deutschland und den Niederlanden wurde das Geld eingesammelt. Die gleiche Summe zahlten Gewährsleute in Syrien oder der Türkei an Vertraute der Einzahler wieder in bar aus. Der Ausgleich erfolgte über Geldkuriere oder aber über Strohfirmen, die Rechnungen für vermeintliche Warenlieferungen aus dem Orient beglichen. Verrechnet wurden die Summen via WhatsApp. Auf diese Weise konnten die verbotenen Geldtransfers nicht zurückverfolgt werden.

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Polizisten durchsuchen bei der Razzia ein Gebäude.

Teilweise überwiesen syrische Migranten ihren Verwandten in der Heimat kleinere Beträge. Um Großkunden aber soll sich Hawala-Chefbanker Kahled Al M. persönlich gekümmert haben. Mitunter stammten die Einzahlungen in bis zu sechsstelliger Höhe aus Kokaingeschäften. Oft schickte der Chef gleich zwei Männer los, um die Zahlungsbüros abzufahren. Das Vieraugen-Prinzip schützte vor Diebstahl.

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Zugleich stehen die 80 Prozent Beschuldigten unter Betrugsverdacht, weil sie zu Unrecht Sozialleistungen bezogen hatten.

Turnbeutel löste Razzia aus

Auf die Spur der Bande kamen die Ermittler durch einen Unfall. Auf der A 61 nahe der holländischen Grenze war ein SUV an einer Ausfahrt von der Fahrbahn abgekommen. In dem Auto saßen zwei Personen, darunter Khaled Al M.. Die Polizei entdeckte in seinem Wagen einen Turnbeutel mit 300.000 Euro. In der Folgezeit versuchte der Besitzer verzweifelt der Herkunft des Geldes einen legalen Anstrich zu verleihen. Die Polizei aber forschte tiefer und wurde fündig.