Berlin – Angela Merkel hat am Dienstagabend das erste längere Interview nach dem Ende ihrer politischen Laufbahn vor einem halben Jahr gegeben. Im Berliner Ensemble unterhielt sie sich mit dem „Spiegel“-Journalisten Alexander Osang über den Krieg in der Ukraine und ihren Nachfolger Olaf Scholz.
Den Angriffskrieg Russland verurteilte sie aufs Schärfste, aber persönlich wollte sie sich keine Vorwürfe machen bezüglich ihrer Russland-Politik machen. Zu Scholz hatte sie nur Gutes zu sagen, Merkel wollte sich ganz offensichtlich nicht in aktuelle politische Debatten einmischen.
Auch Privates kam in dem Gespräch zur Sprache. Merkel zeigte sich zufrieden mit ihrem neuen Lebensabschnitt. „Mir geht es persönlich gut“, sagte sie. „Ich habe freiwillig aufgehört, das ist ein schönes Gefühl.“ Ins Detail ging die Altkanzlerin, die in den vergangenen Monaten bei Spaziergängen an der Ostsee und beim Urlaub in Italien gesichtet wurde, aber nicht. Auch nach dem Ende ihrer Amtszeit steht sie in der Öffentlichkeit und hält sich privat eher bedeckt.
Merkel zitterte bei Selenskyj-Besuch
Ein Thema, was zur Zeit ihrer Kanzlerschaft zeitweise viele Menschen bewegte, kam auch zur Sprache: Merkels Zitter-Anfälle in der Öffentlichkeit. Zweimal in einem kurzen Abstand hintereinander hatte sie einen Schwächeanfall erlitten. Zunächst bei einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor dem Abschreiten der Ehrenformation in Berlin und wenig später bei der Amtseinführung der damaligen Justizministerin Christine Lambrecht. Beide Ereignisse fanden im Sommer 2019 in der Endphase ihrer Amtszeit statt.
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Das Zittern habe zwei Gründe gehabt, sagt Merkel nun: Nach dem Tod ihrer Mutter sei sie sehr erschöpft gewesen. Außerdem habe sie zu wenig getrunken. Nicht zuletzt habe sie dann bei militärischen Ehren Angst gehabt, dass das Zittern wieder auftrete. Deswegen habe sie sich dann bei den Zeremonien einen Stuhl auf das Podest stellen lassen, um die Nationalhymnen im Sitzen abzunehmen. Sobald sich Merkel bewegte, verschwand das Zittern jeweils wieder.
Auf die Problematik der mangelnden Flüssigkeitszufuhr hatte Merkel bereits 2019 hingewiesen. In der Öffentlichkeit hatten die Bilder Kanzlerin, die mehrere Minuten lang zitterte und immer wieder die Arme vor dem Körper übereinander legte, um nicht die Kontrolle zu verlieren, Besorgnis ausgelöst. (red, dpa)