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„‚Weiße Frau‘ darf rassistisch sein“An Polizeihochschule geschasste Kölner Lehrerin äußert sich zu Pechstein-Rede

Lesezeit 3 Minuten
Bahar Aslan meldet sich zur Rede von Claudia Pechstein zu Wort. Die Kölner Lehrerin verlor nach einem Tweet über Rassismus in der Polizei ihren Job als Dozentin an der Polizeihochschule. (Archivbild)

Bahar Aslan meldet sich zur Rede von Claudia Pechstein zu Wort. Die Kölner Lehrerin verlor nach einem Tweet über Rassismus in der Polizei ihren Job als Dozentin an der Polizeihochschule. (Archivbild)

Nach der viel kritisierten Rede von Claudia Pechstein in Polizei-Uniform sieht Bahar Aslan eine Ungleichbehandlung.

Die Rede von Olympionikin und Bundespolizistin Claudia Pechstein beim CDU-Parteikonvent am vergangenen Wochenende hat hohe Wellen geschlagen. Dass Pechstein ihren Auftritt in Polizei-Uniform absolviert und dabei auch populistische Töne angeschlagen hatte, sorgte für scharfe Kritik. Die Bundespolizei leitete eine „dienstrechtliche Prüfung“ ein. Pechstein bestreitet unterdessen, gegen Vorschriften verstoßen zu haben.

Kölner Lehrerin Bahar Aslan äußert sich zu Rede in Uniform von Claudia Pechstein

Der Fall sorgt nun auch für eine Reaktion bei Bahar Aslan. „Eine ‚weiße Frau‘, die Polizistin ist, darf auf einem Parteitag in Uniform rassistisch sein, ohne dass ihre Existenz auf dem Spiel steht“, schrieb die Kölner Lehrerin mit Blick auf die Rede Pechsteins am Dienstag bei Twitter.

„Ich hingegen werde als ‚migrantisierte Frau‘ von den Polizeigewerkschaften, rechten und konservativen Politiker*innen öffentlich gemaßregelt, diszipliniert und eingeschüchtert, wenn ich über meine Ängste und Sorgen spreche“, führte sie aus.

Polizeihochschule trennt sich nach Tweet über Rassismus in der Polizei von Baher Aslan

Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) in Nordrhein-Westfalen hatte das Arbeitsverhältnis mit der Kölner Lehrerin, die als Dozentin an der Polizeihochschule tätig war, nach einem Tweet über Rassismus in der Polizei beendet.

Auch die Bezirksregierung Münster prüft dienstrechtliche Konsequenzen gegen Aslan, die als Hauptschullehrerin in Nordrhein-Westfalen tätig ist. Gegen die Entscheidung der Polizeihochschule hat Aslan mittlerweile eine Klage eingereicht. Nun müssen Gerichte klären, ob die Trennung rechtmäßig erfolgt ist.

Bahar Aslan: „Man war darauf hinaus, meine ganze Existenz zu zerstören und ein Exempel zu statuieren“

Auf Twitter hatte Aslan zuvor geschrieben, sie bekomme Herzrasen, wenn sie oder ihre Freundinnen und Freunde in eine Polizeikontrolle geraten, „weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht“. Der Tweet hatte Empörung bei manchen Polizei-Vertretern und Politikern von CDU und AfD ausgelöst. Die Grünen in NRW verteidigten Aslan unterdessen.

Sie habe eine „mediale Hetzjagd“ hinter sich, erklärte Aslan nun. Sie habe „rassistische Hassnachrichten“ und Drohungen erhalten. Der Lehrauftrag sei ihr entzogen worden, „ohne mit mir zu reden“, schrieb die Kölner Lehrerin auf Twitter. „Man war darauf hinaus, meine ganze Existenz zu zerstören und ein Exempel zu statuieren“, führte sie aus. „Das nur, weil ich den Rassismus innerhalb der Sicherheitsbehörden anprangerte.“

Kritik von Bahar Aslan: „Frau Pechstein muss sich niemals die Frage stellen, ob ihr Leben sicher ist“

Es sei erschreckend, dass „Frau Pechstein sich aufgrund ihrer rassistischen Äußerungen und ihres Dienstvergehens, niemals die Frage stellen muss, ob ihr Leben in diesem Land sicher ist, weil sie ihre Meinung auf einem Parteitag der CDU lautstark verkündet hat“.

Sie selbst habe sich unterdessen in den letzten Wochen „diese Frage immer wieder gestellt“. So sei eine Diskussionsrunde mit ihr vom Veranstalter nicht beworben worden, „weil man um meine Sicherheit fürchtet“, berichtete Aslan.

Claudia Pechstein nutzt CDU-Auftritt für populistische Töne über Asylbewerber

Pechstein hatte in ihrer Rede, die sich hauptsächlich mit der Förderung des Breitensports und Sportpolitik befasste, auch Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber angemahnt. Das sorge für mehr Sicherheit im Alltag. Öffentliche Verkehrsmittel „ohne ängstliche Blicke“ nutzen zu können, gehöre zu Problemen, die besonders Ältere und Frauen belasteten, erklärte Pechstein.

Verbesserungen dort sollten wichtiger sein, „als darüber nachzudenken, ob wir ein Gendersternchen setzen oder ob ein Konzert noch deutscher Liederabend heißen darf oder ob es noch erlaubt ist, ein Zigeunerschnitzel zu bestellen“, sagte Pechstein.

CDU-Chef Friedrich Merz findet Rede von Claudia Pechstein „brillant“

CDU-Chef Friedrich Merz hatte die Rede Pechsteins trotz der Kritik, die auch vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) geäußert wurde, verteidigt. Der Auftritt der mehrmaligen Olympia-Siegerin im Eisschnelllauf sei „brillant“ gewesen, erklärte Merz.

Andere CDU-Politiker äußerten unterdessen Kritik an der Wortwahl Pechsteins. Auch der ehemalige Innenminister Thomas De Maizière distanzierte sich mittlerweile von der Rede der Bundespolizistin.