Köln/Düsseldorf – „An“ oder „mit“ Corona verstorben? Diese Frage wird gerne gestellt, sobald neue Zahlen zu Corona-Toten veröffentlicht werden, gerade von Menschen, die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung eher kritisch gegenüberstehen. Es ist eine einfache Frage mit komplizierter Antwort. Eins vorab: Bei weit über 80 Prozent der Corona-Toten konnte Covid-19 2020 deutschlandweit als alleinige oder wesentliche Todesursache festgestellt werden, wie das Statistische Bundesamt bestätigt.
Doch die unterschiedlichen Meldewege sorgen dafür, dass selbst die Corona-Todeszahlen des Jahres 2020 von RKI und dem Statistischen Bundesamt variieren. Wie gehen Kommunen, Land und Bund mit den Zahlen der Corona-Toten um?
Die unterste behördliche Ebene bilden die Gesundheitsämter. Verstirbt ein mit Covid-19 infizierter Mensch in Köln, wird sein Tod dem Kölner Gesundheitsamt gemeldet. Das Gesundheitsamt hält nach eigenen Angaben bei jedem Todesfall Rücksprache mit den behandelnden Ärzten. Nur, wenn diese Covid-19 als Todesursache bestätigen, meldet Köln den Todesfall an das Landeszentrum für Gesundheit (LZG). Infizierte Verstorbene, deren Tod eine andere Ursache hatte, gehen also nicht in die Zahl der Kölner Corona-Toten ein.
LZG: Daten zu Todesfällen haben nicht die gleiche Qualität wie die der Infizierten
In die Statistik des LZG fließen jedoch auch infizierte Verstorbene ein, bei denen neben Covid-19 auch andere Faktoren zum Tode beigetragen haben. In einigen Fällen bleibe die Todesursache unklar, so das Gesundheitsministerium, eine Obduktion werde nicht bei allen Verstorbenen durchgeführt. Die Daten zu den Todesfällen in NRW hätten deshalb nicht die gleiche Qualität wie die Zahl der Infizierten.
Von den 20.804 Covid-19-Todesfällen in Nordrhein-Westfalen sind – stand Mittwoch – 18.008 sicher „an“ Corona gestorben. In 1.655 Fällen starben die Infizierten an einer anderen Ursache, es ist jedoch wahrscheinlich, dass Covid-19 häufig zum Tod beitrug. In 1.141 Fällen wurde dem LZG keine Angaben zur Todesursache der Infizierten übermittelt.
86 Prozent der infizierten Toten verstarb laut Studie „an“ Corona
Die bundesweiten Corona-Todesfälle vermeldet auch das Robert-Koch-Institut (RKI). Laut dem RKI läge es im Ermessen der einzelnen Gesundheitsämter, ob sie einen Todesfall als „verstorben an Corona“ oder „verstorben mit Corona“ klassifizieren – beide Fälle gehen in die Statistik als Corona-Tote ein. Bei einem Großteil der Meldungen stehe jedoch „verstorben an der gemeldeten Krankheit“.
Bei einigen Patienten sei es schwierig zu beurteilen, inwieweit die Infektion zum Tod beigetragen habe, schreibt das RKI auf seiner Webseite. Leiden Menschen an mehreren Krankheiten, ist die Abwägung problematisch, welche Krankheit zum Tod führte und welche zum Tod beitrug. Verstorbene, die noch nicht auf Covid-19 getestet wurden, können auch nach ihrem Tod auf das Virus untersucht werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Um herauszufinden, wie groß der Anteil von „an“ und „mit“ Covid-19 verstorbenen Menschen ist, untersuchte die Gesellschaft für Pathologie 2020 infizierte Verstorbene. Bei 86 Prozent war Covid-19 die wesentliche oder alleinige Todesursache. Pro Covid-Totem sprechen die Pathologen von einer verlorenen Lebenszeit von durchschnittlich zehn Jahren.