- Die Frist für eine Einleitung von Untersuchungen gegen den Kölner Erzbischof durch den Vatikan ist verstrichen.
- lesen Sie hier die Hintergründe.
Köln – Nach einer Kommunikations-Offensive mit Interviews und persönlichen Erklärungen hat Kardinal Rainer Woelki nun auch in seiner wöchentlichen Videobotschaft alle Zweifler und Kritiker seines Kurses im Missbrauchsskandal um Geduld gebeten.
„Wir brauchen tatsächlich nur zu warten, etwas mehr als fünf Wochen, bis zum 18. März“, sagte der Kölner Erzbischof auf „domradio.de“. Dann werde eine von ihm in Auftrag gegebene Untersuchung veröffentlicht, als Ersatz für ein unter Verschluss genommenes Gutachten, das mit „klarer Rechtsverletzung“ zur Aufklärung untauglich sei. Er habe sich zu lange auf Gutachter verlassen, die gegebene Zusagen nicht eingehalten hätten, sagte Woelki.
Vom Inhalt beider Arbeiten könnten sich „alle Interessierten“ nach dem 18. März ein eigenes Bild machen. „Lassen Sie sich von Fakten überzeugen, und bilden Sie sich dann ein Urteil.“ Er wünsche sich, „dass wir alle es bis dahin aushalten können.“
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Woelki bekräftigte, dass im Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke institutionelles, strukturelles und persönliches Versagen – „also auch Namen“ – benannt würden. Er räumte ein, dass das „Vertrauen in mich besonders getrübt ist, da ich im Fall eines befreundeten Priesters selbst vertuscht zu haben scheine. Aus meiner Sicht ist das nicht der Fall“, versicherte Woelki. Er könne das Misstrauen aber verstehen, „auch wenn ich es gerne hätte, dass Sie mich für eine vertrauenswürdige Person halten“.
In der „Rheinischen Post“ knüpfte Woelki seinen Verbleib im Amt erneut an das Ergebnis des Gercke-Gutachtens. Es beurteile auch seine Rolle im erwähnten Fall des Düsseldorfer Pfarrers O., den Woelki 2015 nicht nach Rom gemeldet hatte. Hierzu habe er „um eine zweite objektive Bewertung aus Rom“ gebeten. „Die Übernahme von Verantwortung, die ich von allen anderen verlange, werde ich auch mir abverlangen“, betonte Woelki und schloss damit einen Rücktritt nicht aus. Die Frist für eine Einleitung von Untersuchungen durch den Vatikan ist verstrichen. Dies nährt Spekulationen, dass der Papst Woelki im Fall O. davonkommen lässt.
Der Würzburger Theologieprofessor Matthias Remenyi kritisierte Woelkis Botschaft scharf. Eine Reihe von Fakten stehe im Widerspruch zu Woelkis Worten. „Das ist kein Reue-Video. Hier wird noch nicht mal Reue geheuchelt“, schrieb Remenyi auf „facebook“. Das Video sei „engagiert vorgetragen, aber es ist Propaganda“.
Derweil wurde ein weiterer Protestbrief an Woelki bekannt. Der Pfarrgemeinderat von Sankt Pankratius im Kölner Westen, einer der größten Pfarreien der Stadt, spricht in einem Schreiben aus dem Dezember von „Ratlosigkeit“ angesichts des Agierens der Bistumsleitung und bittet Woelki „inständig, das Ruder herumzureißen und einen neuen menschlichen Weg einzuschlagen“.