Nach dem Eklat im Weißen Haus kehrt kaum Ruhe ein. Trump teilt erneut aus und sorgt für Wirbel – und Friedrich Merz wird deutlich.
US-Präsident attackiert SelenskyjMerz äußert sich zum Eklat – Trump macht eine kryptische Ankündigung

Donald Trump spricht mit Reportern. Der US-Präsident hat erneut den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj attackiert. (Archivbild)
Copyright: dpa
Der Eklat im Oval Office, bei dem US-Präsident Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj vor der Weltpresse mit einer Tirade überzogen hat, sorgt weiterhin für Wirbel. Am Montag äußerte sich schließlich auch CDU-Chef Friedrich Merz und kritisierte die US-Regierung mit deutlichen Worten. Trump attackierte Selenskyj unterdessen am Montagabend erneut mit scharfen Worten.
Merz sagte, er habe sich die Szene mehrfach angeschaut. „Es ist nach meiner Einschätzung keine spontane Reaktion auf Interventionen von Selenskyj gewesen, sondern offensichtlich eine herbeigeführte Eskalation in dieser Begegnung im Oval Office“, erklärte der womöglich nächste Bundeskanzler.
Friedrich Merz sieht von Trump und Vance „herbeigeführte Eskalation“
Bei dem Eklat am Freitag im Weißen Haus hatte auch US-Vizepräsident J.D. Vance Selenskyj im Oval Office mit schweren Vorwürfen überzogen und ihm unter anderem mangelnde Dankbarkeit vorgeworfen. Üblicherweise dauerten die Pressetermine im Oval Office nur wenige Minuten – am Freitag sei dies anders gewesen, sagte Merz.
Alles zum Thema Wolodymyr Selenskyj
- Royaler Handschlag König Charles empfängt Selenskyj privat – Bilder sorgen für Aufsehen
- Werben um USA Macron und Starmer schlagen einmonatige Waffenruhe in der Ukraine vor
- „Selenskyjs Lunch gegessen“ Nach dem Eklat im Weißen Haus überkam Donald Trump der Hunger
- „Gut gemacht“ Rod Stewart schaltet sich in Eklat um Trump und Selenskyj ein
- Reaktionen auf Eklat im Oval Office Solidarität aus ganz Europa, Häme von der AfD – und „Dank“ für Trump von Selenskyj
- Royale Zwickmühle König Charles will Selenskyj nach Eklat in Residenz empfangen – Treffen mit Trump in Planung
- Vorfall im Weißen Haus Was der Eklat in Washington für die alte und die neue deutsche Regierung bedeutet
Der Wahlsieger aus den Reihen der Union fügte hinzu: „Ich bin einigermaßen erstaunt gewesen, auch über den gegenseitigen Umgangston. Das war der Sache nicht dienlich.“ Dennoch werbe er dafür, „dass wir alles tun, um die Amerikaner auch in Europa zu halten“, sagte Merz vor dem Hintergrund von Spekulationen, Trump könne Teile der US-Truppen aus Deutschland abziehen. Eine USA-Reise plane er derzeit nicht, führte der CDU-Chef aus. Das werde er erst nach einer Wahl zum Bundeskanzler im Bundestag machen.
Wahlsieger Merz nimmt Bundeskanzler Scholz in Schutz
Zugleich nahm er Kanzler Olaf Scholz (SPD) gegen Kritik an dessen Rolle beim Gipfel westlicher Staats- und Regierungschefs in London in Schutz. „Dass Deutschland zurzeit auf der internationalen Bühne nicht in vollem Umfang wahr- und ernst genommen wird, ist keine Überraschung“, sagte Merz. „Das ginge jedem anderen Bundeskanzler auch so, der seine Mehrheit im Parlament verloren hat und der sich sozusagen im Übergang befindet zu einer neuen Regierung.“ Scholz und er befänden sich „in enger Abstimmung“, erklärte Merz.
Bei US-Präsident Trump deutet nach dem Eklat im Weißen Haus unterdessen bisher kaum etwas auf ein Umdenken hin. Am Montag attackierte er Selenskyj erneut. „Dies ist die schlimmste Aussage, die Selenskyj hätte machen können, und Amerika wird sich das nicht mehr lange gefallen lassen“, kommentierte Trump eine Schlagzeile, in der Selenskyj mit den Worten zitiert wurde, dass ein Kriegsende mit Russland noch „sehr, sehr weit entfernt“ sei.
Donald Trump attackiert Wolodymyr Selenskyj auch am Montag
„Dieser Kerl will keinen Frieden, solange er Amerikas Rückendeckung hat, und Europa hat bei dem Treffen mit Selenskyj unumwunden erklärt, dass sie die Aufgabe ohne die USA nicht bewältigen können“, polterte Trump weiter bei Truth Social gegen den Ukrainer und seine europäischen Unterstützer. Die Europäer hätten damit „keine großartige Ansage“ gemacht, um „gegenüber Russland Stärke zu zeigen“, befand der US-Präsident.
Zuvor hatte der Republikaner am Sonntag auf Truth Social bereits eine Lobeshymne über sich selbst und seine Russland-Politik verbreitet, die offenbar bei Facebook die Runde gemacht hatte. „Jetzt wird Selenskyj keine Wahl mehr haben und Trumps Bedingungen akzeptieren müssen“, hieß es dort.
Donald Trump verbreitet Lobeshymne auf seine Russland-Politik
„Trump hat mit beiden Seiten wie ein Schachgroßmeister gespielt“, folgt noch mehr Lob für den US-Präsidenten, der mit dem Eklat den Großteil der amerikanischen Verbündeten gegen sich aufgebracht hatte. „Donald Trump darf man nicht unterschätzen“, lautete schließlich das Fazit der präsidial weiterverbreiteten Lobeshymne. „In diesem Schachspiel ist er allen anderen zehn Züge voraus.“
Auch am Montag setzte Trump dann auf kryptische Botschaften – teilte zuvor jedoch gegen die Kritiker seines freundlichen Kurses gegenüber Kremlchef Wladimir Putin aus. „Der einzige Präsident, der nichts von der Ukraine an Putins Russland abgegeben hat, ist Präsident Donald J. Trump“, schrieb der US-Präsident. „Denken Sie daran, wenn die schwachen und ineffektiven Demokraten kritisieren, und die Fake-News gerne alles veröffentlichen, was sie sagen“, fügte Trump an.
Mysteriöse Ankündigung von Trump: „Morgen Abend wird groß“
Eine Stunde später wurde es dann mysteriös: „Morgen Abend wird groß. Ich sage es, wie es ist“, verkündete Trump und verwendete dabei ausschließlich Versalien. Was genau am Dienstag passieren soll, ließ der US-Präsident bei seiner Wortmeldung offen.
Auf Truth Social veröffentlichte Trump lediglich die beiden Sätze. Am Dienstag wird allerdings Trumps erste große Rede vor dem US-Kongress seit seinem Amtsantritt erwartet. Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses, hatte den US-Präsidenten zuvor eingeladen.
Erste Trump-Rede vor Kongress – Ukraine-Hilfen vor dem Aus?
In einem Brief hatte Johnson Trump aufgefordert, seine „Amerika-First-Vision für unsere Zukunft mit uns zu teilen“. Johnson dankte Trump zudem für seine „starke Führung und sein mutiges Handeln“ in den ersten Tagen seiner Präsidentschaft und stellte fest, dass „Amerikas Goldenes Zeitalter begonnen“ habe, berichtete „Politico“.
Trump habe eigentlich das geplante Abkommen mit der Ukraine über den Abbau Seltener Erden in seiner Rede absprechen wollen, erklärte unterdessen Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz am Montag. Nun schaue die US-Regierung, was sich bis zur Rede vor dem Kongress ergebe. „Wir werden sehen, was passiert“, erklärte Waltz einem Bericht von „Newsweek“ zufolge.
Gleichzeitig kamen Berichte auf, wonach Trump bei einem Treffen mit Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth sowie wichtigen Beratern am Montag auch über eine mögliche Einstellung der Militärhilfe für die Ukraine sprechen wolle. Die Hilfslieferungen aus Washington waren zuletzt bereits zurückgegangen. Nach dem Eklat im Oval Office könnten Trump sie nun gänzlich beenden, heißt es in den Berichten mehrerer amerikanischer und ukrainischer Medien. (mit dpa)