Zahlreiche Polizisten waren am Donnerstagmorgen am Düsseldorfer Airport im Einsatz. Auch in Hamburg kam es zu einer Blockade-Aktion.
Stör-Aktion im VideoLetzte Generation blockiert Flughafen Düsseldorf – Wissing kritisiert Protest
Adrian Dedic aus Kaarst wollte mit drei Freunden am Donnerstag den ersten Flieger von Düsseldorf nach Mallorca nehmen. Sehr zeitig war er im Flieger, Boarding um 5.50 Uhr, erst um 6 Uhr ist der erste Flug ab Düsseldorf wegen des dortigen Nachtflugverbotes möglich. Doch aus der pünktlichen Abreise wurde nichts.
„Wir mussten mehr als eineinhalb Stunden im Flieger warten. Per Durchsage erfuhren wir von der Kleberaktion“, sagte der 18-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Von der verspäteten Fahrt zum Rollfeld hat er ein Video aufgenommen, auf dem einige Aktivisten und ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr zu sehen sind. Er berichtete auch von einem Helikopter, der das Rollfeld nach weiteren Klima-Klebern absuchte.
Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzte Generation“ haben am Donnerstagmorgen den Flugbetrieb am Flughafen Düsseldorf gestört. Wie ein Sprecher der Polizei Düsseldorf bestätigte, hatten sich „mindestens sieben Personen“ an einer Zufahrtsstraße zur Start- und Landebahn festgeklebt.
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Die Polizei war seit 6 Uhr im Einsatz, auch ein Helikopter wurde eingesetzt, um die Lage aus der Luft zu überwachen. Laut Polizei wurden bis 9 Uhr alle Mitglieder der Letzten Generation von der Zufahrtsstraße zum Rollfeld entfernt. Die Personalien der Personen wurden aufgenommen, ob auch Letzte-Generation-Mitglieder in Gewahrsam genommen wurden, ist noch nicht bekannt.
Verspätungen bei Flügen: Flug-Betrieb am Flughafen Düsseldorf durch Blockade gestört
Durch die Blockade kam es am Donnerstagmorgen für rund 90 Minuten zu massiven Störungen im Flug-Betrieb, der Düsseldorfer Airport rief Reisende dazu auf, sich über Flüge zu informieren. „Der Flugbetrieb wurde daraufhin zeitweise eingestellt“, teilte der Flughafen mit. „Gegen 7:30 Uhr wurde die Nordbahn freigegeben und der Flugbetrieb eingeschränkt wieder aufgenommen. Die Situation im Terminal ist ruhig“, hieß es in der Airport-Mitteilung weiter. Drei Flüge wurden außerdem zum Flughafen Köln/Bonn umgeleitet.
Der Flughafen Köln/Bonn hält sich auf eine Anfrage, wie er sich auf Aktionen von Klimaschützern vorbereitet, eher bedeckt. Wenn er mögliche Sicherheitsvorkehrungen öffentlichen machen würde, werden sie dadurch hinfällig, erklärt ein Sprecher. „Die Entwicklungen bei den Klimaprotesten beobachtet der Airport bereits seit längerer Zeit und auch weiterhin sehr grundlegend.“ Der Flughafen stehe mit den Sicherheitsbehörden „zu dieser Thematik in dauerhaftem und intensivem Austausch.“
„Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die ‚Letzte Generation‘ betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität. Dem Klimaschutz erweisen diese Straftäter einen Bärendienst“, kommentierte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) gegenüber „T-Online“ den Vorfall. „Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei. Der Rechtsstaat muss hier hart durchgreifen.“
Ähnlich äußert sich Marc Lürbke, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion in Düsseldorf: „In das Flughafengelände einzubrechen und die Rollbahn zu kapern, ist eine brandgefährliche Straftat, die sowohl die Klimaextremisten selbst als auch Piloten und Reisende ganz erheblich gefährden kann.“ Lürbke fordert die schwarz-grüne Landesregierung auf, der „Letzten Generation“ die Kosten für die Polizeieinsätze in Rechnung zu stellen. „Es kann doch nicht sein, dass der Steuerzahler doppelt der Dumme ist“, so der FDP-Politiker. „Zum einen kommt er nicht in seinen Urlaub, zum anderen bezahlt er auch noch die Einsatzkosten für die gezielten Störaktionen der Klimaextremisten. Damit muss in NRW endlich Schluss sein!“
Auch die Klimaaktivistinnen und -aktivisten äußerten sich zur Aktion: Sie durchtrennten nach eigenen Angaben einen Zaun, um auf das Vorfeld des Flugplatzes zu gelangen. Damit werde die Fahrt der Flugzeuge zur Startbahn blockiert, hieß es weiter.
Letzte Generation blockiert Rollbahnen an den Airports Düsseldorf und Hamburg
Ähnliches Bild in Hamburg: Ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei Hamburg bestätigte einen Einsatz am Flughafen. Laut der Gruppe Letzte Generation verschafften sich die Aktivisten auch hier über den Sicherheitszaun Zugang zum Flughafengelände. In Hamburg beginnen am heutigen Donnerstag, 13. Juli, die Sommerferien.
Die Letzte Generation teilte ein Twitter-Video zu der Stör-Aktion in Düsseldorf, in dem eine Aktivistin der Klima-Gruppe auf der Rollfeld-Zufahrt sitzt und ihren Protest erklärt. „Wir protestieren gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise“, schrieb die Letzte Generation zu dem Video vom Donnerstagmorgen.
Die Gruppe kritisierte zum einen, dass die Bundesregierung keine Strategie für das Einhalten der Klimaziele 2030 habe und zum anderen, dass das Verkehrsministerium kein Klimaschutzsofortprogramm an den Start bringen würde. „Dadurch bricht sie offen das Klimaschutzgesetz und lässt uns alle ins offene Messer Klimakollaps laufen“, hieß es.
Die Klima-Initiative Letzte Generation hat zwei wesentliche Forderungen: Ein generelles Tempolimit von 100 km/h und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket. Bekannt wurde die Gruppe vor allem für ihre Aktionen des zivilen Ungehorsams, etwa den Protest durch Festkleben an Straßen, was ihnen den umgangssprachlichen Namen Klimakleber einbrachte.
Auch in Köln und Region gab es bereits zahlreiche Aktionen der Letzen Generation. Bei Mitgliedern der Letzten Generation gab es zudem schon Razzien. Es wird geprüft, ob die Klima-Gruppe möglicherweise eine „kriminelle Vereinigung“ darstellt. (mit dpa)