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Vorentscheidung in K-FrageWüst verzichtet auf Kanzlerkandidatur – und unterstützt Merz

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NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst spricht bei einer Plenarsitzung im Landtag. (Archivbild)

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst spricht bei einer Plenarsitzung im Landtag. (Archivbild)

In der CDU komme es auf Geschlossenheit an, betonte der 49-Jährige in einer Sitzung des CDU-Landesvorstands.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst will nicht Kanzlerkandidat der CDU werden. Das hat der CDU-Politiker am Montagabend in einer persönlichen Erklärung vor Journalisten in Düsseldorf klargestellt. In der aktuellen politischen Krisensituation, in der die Demokratie durch das Erstarken extremer Parteien bedroht werden, sei seine Pflicht, die Geschlossenheit in der CDU zu fördern. „Deshalb stehe ich unter den gegebenen Umständen für die Kanzlerkandidatur der Union bei der Bundestagswahl 2025 nicht zur Verfügung. Meine Aufgaben liegen hier in Nordrhein-Westfalen“, sagte Wüst.

Zwar solle man „niemals nie“ zu neuen Aufgaben sagen. „Es lässt einen auch nicht unbeeindruckt, wenn Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft auf einen zugehen und sagen: Meine Unterstützung haben sie – übrigens oft junge Menschen.“ Es freue ihn sehr, wenn Umfragen eine hohe Zustimmung zu seiner Person und seinem Politikstil auswiesen. „Ein Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist immer ein möglicher Kanzlerkandidat. Wer das große Land Nordrhein-Westfalen regiert, muss auch bereit sein, für unsere ganze Nation Verantwortung zu übernehmen. Das gilt auch für mich“, sagte Wüst.

Hendrick Wüst verzichtet – und spricht sich Friedrich Merz aus

Nach genauer Abwägung sei er aber zu dem Ergebnis gekommen, dass persönliche Ambitionen keine Rolle spielen dürften. Deswegen habe er im Landesvorstand dafür geworben, die Kandidatur des CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz unterstützen. „Dafür gab es großen Zuspruch und Applaus“, sagte Wüst. Merz „ist einer von uns“, so der Ministerpräsident. „Er war bereit, in einer für die Christdemokratie sehr schwierigen Zeit das Ruder zu übernehmen, er hat unsere Partei wieder geeint und in ruhiges Fahrwasser gebracht.“

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Mit dem Statement beendete Wüst die monatelangen Spekulationen über seine Ambitionen, selbst Kanzlerkandidat zu werden. In Umfragen liegt Wüst bei den Beliebtheitswerten regelmäßig klar vor Merz, weshalb Meinungsforscher ihm zutrauen, bei der Bundestagswahl im September 2025 ein besseres Ergebnis für die Union einfahren zu können als der CDU-Bundesvorsitzende. Bis zuletzt war Wüst Fragen, ob er sich selbst eine Kanzlerkandidatur zutraue, ausgewichen.

Union: Entscheidung über K-Frage nach Gespräch zwischen Merz und Söder

In der Union hatte man sich darauf verständigt, die K-Frage nach den Landtagswahlen in Brandenburg am Wochenende zu beantworten. Mit dem Verzicht von Wüst ist nun offenbar innerhalb der CDU eine Vorentscheidung gefallen. NRW ist der größte Landesverband – Wüsts Wort hat in der Bundespartei und im Kreis der CDU-Ministerpräsidenten Gewicht. Nach dem bisherigen Fahrplan soll die endgültige Entscheidung über die Kanzlerkandidatur nach einem Gespräch von CDU-Chef Merz mit dem CSU-Vorsitzenden Marcus Söder fallen. Merz und Söder wollen ihren Parteigremien danach einen einvernehmlichen Vorschlag vorlegen.

Der Ministerpräsident aus Bayern hatte sich zuletzt auch selbst als Kanzlerkandidat ins Spiel gebracht. Direkt nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September hatte er mehrfach wiederholt, dass er bereitstehe. Schon vor der Bundestagswahl 2021 hatte Söder dafür geworben, ihn zum Kanzlerkandidaten der Union zu küren. Damals war der CSU-Chef allerdings Armin Laschet unterlegen, der später bei der Bundestagswahl eine bittere Niederlage für die Union einfuhr. Söder hatte Laschets Wahlkampf nicht unterstützt und war durch illoyales Verhalten in die Kritik geraten.

„Die Lehre aus 2021 ist, dass es für den gemeinsamen Wahlerfolg eine Grundvoraussetzung gibt: die Geschlossenheit der CDU und der Union insgesamt“, sagte Wüst. „Wir sind uns einig, dass für den gemeinsamen Erfolg der Union persönliche Interessen keine Rolle spielen dürfen“. Angesichts „des Niedergangs der Ampel-Parteien“ müsse es der Union bundesweit gelingen, noch mehr Menschen zu erreichen. Wüst erklärte, er sehe das Potenzial der Union von 35 Prozent und mehr.