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20 Jahre Einsatz beendetBundeswehr zieht aus Afghanistan ab und schließt Kapitel

Lesezeit 3 Minuten
Bundeswehr Afghanistan

Bundeswehrsoldaten in Afghanistan (Archivbild)

Berlin/Kabul – Der Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch ist Geschichte: Nach fast 20 Jahren hat Deutschland die Militärmission in Afghanistan beendet. Die letzten verbliebenen Soldaten wurden am Dienstag von der Luftwaffe aus dem Feldlager in Masar-i-Scharif ausgeflogen, wie die Bundeswehr mitteilte. An Bord der vier Flugzeuge waren demnach auch die zur Absicherung des Lagers in den Norden Afghanistans verlegten Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK). Die Soldaten wurden nach einem Flug über Georgien am Mittwoch in Deutschland erwartet.

„Nach fast 20 Jahren Einsatz haben heute Nacht die letzten Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr Afghanistan verlassen“, teilte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit. „Ein historisches Kapitel geht zu Ende, ein intensiver Einsatz, der die Bundeswehr gefordert und geprägt hat, bei dem sich die Bundeswehr im Kampf bewährt hat. Ein Einsatz, bei dem Angehörige unserer Streitkräfte an Leib und Seele verletzt wurden, bei dem Menschen ihr Leben verloren haben, bei dem wir Gefallene zu beklagen hatten“, so die CDU-Politikerin. Bei dem Einsatz kamen nach Angaben der Bundeswehr 59 Soldaten ums Leben, 35 davon durch „Fremdeinwirkung“.

Kommandeur reist in letztem Flugzeug

Die letzten Soldaten wurden mit vier Militärmaschinen aus dem Feldlager Camp Marmal in Masar-i-Scharif ausgeflogen. Dabei handelte es sich um zwei deutsche Transportflugzeuge vom Typ A400 M und zwei US-Flugzeuge vom Typ C17. Die letzte Maschine, eine A400M der Luftwaffe, verließ den afghanischen Luftraum um 21.24 Uhr. An Bord war der deutsche Kommandeur Ansgar Meyer.

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Die Bundeswehr hatte den Abzug zuletzt deutlich vorantreiben müssen, nachdem die US-Regierung unter Präsident Joe Biden den Abzug beschleunigt hatte. Die USA als größter Truppensteller hatten sich zunächst auf einen Abzug bis zum 11. September festgelegt, dem 20. Jahrestag der Terroranschläge des islamistischen Netzwerks Al-Kaida in den USA. Aus den USA wurde auf einen Abzug bis zum 4. Juli - dem US-Nationalfeiertag - gedrängt.

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Vor dem Beginn der Rückverlegung im Mai waren noch 1100 Männer und Frauen der Bundeswehr in Afghanistan. Truppenteile wurden kontinuierlich nach Deutschland zurückgeflogen. Material im Umfang von 750 Seecontainern wurde auf dem Land- und Luftweg nach Deutschland zurückgebracht, darunter waren rund 120 Fahrzeuge und sechs Hubschrauber.

Sicherheitslage spitzt sich zu

In Afghanistan hat sich die Sicherheitslage mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen zugespitzt. Seit 1. Mai haben die militant-islamistischen Taliban etwa 90 der rund 400 Bezirke des Landes neu erobert. Unklar blieb bis zuletzt, ob es zu einem Angriff auf das Feldlager kommen würde. Die Bundeswehr hatte Verstärkung in das Lager gebracht.

Für die Bundeswehr bedeutete der Einsatz in Afghanistan ein neues Kapitel. Es war nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und zur militärischen Unterstützung der USA aufgeschlagen worden. Der Bundestag hatte am 22.

Dezember 2001 das erste Afghanistan-Mandat verabschiedet. Im Januar 2002 trafen die ersten Kräfte in der Hauptstadt Kabul ein. „Am 14. Januar 2002 beteiligten sich erstmals deutsche Soldaten an einer Patrouille in der kriegszerstörten Stadt“, erklärte die Bundeswehr rückblickend.

Deutschland war im Norden Afghanistans Führungsnation und in dieser Rolle bis zuletzt bei der Nato-Ausbildungsmission „Resolute Support“ engagiert. Die Opposition und auch die Wehrbeauftragte Eva Högl haben wiederholt eine Evaluierung des Einsatzes gefordert, um erreichte Fortschritte und Misserfolge besser zu verstehen und Schlussfolgerungen für künftige und laufende Einsätze zu ziehen.

Ihr großer Dank gelte den über 150 000 Männern und Frauen in Uniform, die in Afghanistan seit 2001 ihren Dienst verrichtet hätten, so Kramp-Karrenbauer. „Wir sind nun nicht mehr im Afghanistan-Einsatz, wir blicken auf ihn zurück. Und wir werden offen darüber reden, was gut war, was nicht gut war und was wir gelernt haben“, so die Verteidigungsministerin. Das gelte für die Bundeswehr, das Verteidigungsministerium und die Bundesregierung insgesamt. (dpa)