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Corona-ImmunitätWie viele Menschen sind noch ungeschützt?

Lesezeit 4 Minuten
Corona Impfung SYMBOL DPA 060422

Die meisten Deutschen sind mittlerweile mit dem Virus in Kontakt gekommen - über die Impfung, eine Infektion oder beides.

Die Mehrheit der Deutschen hatte inzwischen Kontakt mit dem Coronavirus: ob per Impfung, Infektion oder beides. Alle sind es nach zwei Pandemiejahren aber noch nicht, zeigt eine neue Analyse. Inwiefern eine reine Omikron-Immunität gegen weitere Varianten schützt, ist zudem unklar, könnte im Herbst aber wichtig werden.

Der Corona-Winter ist vorbei, die Omikron-Ansteckungen gehen langsam zurück - und der Umgang mit dem Virus im Alltag wird zunehmend entspannter. Dass mehr Entspannung möglich ist, hat nicht nur mit steigenden Temperaturen zu tun. Auch die zunehmende Immunität in der Bevölkerung ist relevant. Denn ein Großteil der Menschen in Deutschland ist inzwischen geimpft, genesen oder beides - hat also eine gewisse Grundimmunität, die vor schwerem Covid-19 schützt. Alle sind es aber nicht.

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Ein Blick auf die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt: Rund 63 Millionen vollständig Geimpfte gibt es Anfang Mai 2022 in Deutschland, rund 49 Millionen einmal Geboosterte. Als offiziell genesen gelten inzwischen rund 22 Millionen Menschen. Rund 65 Prozent aller registrierten Corona-Infektionen gab es von Januar bis März dieses Jahres. Damit hatten Fachleute auch gerechnet. Denn zu diesem Zeitpunkt hat die extrem ansteckende Omikron-Variante das Infektionsgeschehen übernommen und sehr viele Menschen zeitgleich erreicht.

Modellierung: Mehr als 90 Prozent geimpft oder genesen

Zählt man die Geimpften und Genesenen zusammen, käme man dann auf quasi alle Einwohner und Einwohnerinnen des Landes, also rund 83 Millionen Menschen. Ganz so einfach geht die Rechnung aber nicht auf. Denn viele Menschen haben sich mehrfach angesteckt oder sind geimpft und genesen. Die Statistik unterscheidet da nicht und zählt mehrfach. Auch unbemerkt verlaufene Ansteckungen sind nicht erfasst. Fachleute vermuten abseits der offiziellen Zahlen eine hohe Dunkelziffer.

Das RKI geht davon aus, dass es in diesem Frühjahr noch ein paar wenige Menschen gibt, die weder geimpft sind noch Kontakt mit dem Coronavirus hatten. Exakt beziffern lässt sich das nicht. Eine neue Modellierung, an der unter anderem RKI-Präsident Lothar Wieler und der Physiker Dirk Brockmann beteiligt sind, vermutet aber, dass bis Ende März 2022 rund sieben Prozent der Bevölkerung weder geimpft noch in Kontakt mit dem Coronavirus gekommen sind. Die Ergebnisse wurden Ende April als noch von unabhängiger Seite zu begutachtender Preprint veröffentlicht.

Reicht die Omikron-Immunität für neue Varianten aus?

Eine offene Frage ist auch noch, inwiefern die durch eine Omikron-Infektion erworbene Immunität bei Kontakt mit anderen Virusvarianten schützt. Der Großteil der Menschen erkrankt nach einer Ansteckung nur mild. Einige Studien legen aber nahe, dass je milder eine Infektion mit der Omikron-Variante verläuft, desto geringer der erworbene Immunschutz ausfallen könnte.

„Unsere Immunantwort erkennt immer das, was wir ihr präsentieren. Und wenn jetzt jemand eine Infektion mit einer Alpha-Variante hatte, dann erkennt er primär am besten die Alpha-Variante. (...) Und wenn er eine Infektion mit der Omikron-Variante hatte, erkennt er primär am besten die Omikron-Variante“, erklärte die Münchener Virologin Ulrike Protzer Ende Januar im Gespräch mit dem Science Media Center (SMC).

Schutz über Impfung schnell optimieren

Auch die RKI-Studie hält fest, dass Omikron-Genesene ohne Impfschutz mit Blick auf den kommenden Herbst und Winter vor größeren Unsicherheiten stehen. Der Schutz vor schwerer Krankheit könnte kurzlebiger und zu sehr auf diese Variante begrenzt sein. Bewahrheitet sich das, beträfe das der Analyse zufolge dann rund 16 Prozent der Bevölkerung - und nicht mehr nur sieben. Wer den Schutz optimieren will, könnte das schnell per Impfung tun. Nach vollständiger Grundimmunisierung, Booster und Infektion wird ein länger anhaltender Schutz vor schwerer Erkrankung angenommen.

Aber auch für Geimpfte und Geboosterte gibt es mit Blick auf den Herbst noch Unwägbarkeiten. Es ist noch offen, inwiefern das Coronavirus in den kommenden Monaten mutieren und sich verändern wird. Es könnte dabei auch eine Variante auftauchen, die den bisherigen Immunschutz durch die Impfung verstärkt unterläuft. Das ist aber nur ein Szenario von mehreren denkbaren.