Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte klare Regeln für seine Flugreisen. Russische Medien berichten über bisher unbekannte Details.
Neue Details über PrigoschinFallschirme, Versteckspiel, Waffen – die Flugmarotten des Wagner-Chefs
Nach dem mutmaßlich tödlichen Flugzeugabsturz von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und weiteren ranghohen Mitarbeitern der Privatarmee, bleibt die Ursache des Absturzes weiterhin unklar. Am Freitag bestritt der Kreml eine Verstrickung in den Tod des Söldner-Chefs mit scharfen Worten. Derartige Behauptungen seien eine „absolute Lüge“, erklärte Dmitri Peskow, Sprecher von Wladimir Putin, laut der staatlichen Agentur Interfax. Unterdessen haben russische Medien Details über das Flugverhalten des Wagner-Chefs veröffentlicht.
So berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti am Freitag, der Söldner-Chef habe auf Fallschirme in den von ihm genutzten Embraer-Privatjets bestanden. Mit einer dieser Maschinen stürzte Prigoschin nun mutmaßlich ab. Die russische Boulevardzeitung „Moskowski Komsomolez“ (MK) berichtete noch detaillierter über die Flug-Marotten des Wagner-Chefs.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin als „unprätentiöser“ Fluggast beschrieben
Prigoschin sei als Fluggast demnach „unprätentiös“ gewesen – habe die Crew jedoch oft mit seinen Wünschen überrascht. So auch mit jenem nach Fallschirmen an Bord der Maschinen, obwohl diese bei einem Flugzeugabsturz in nahezu allen Fällen keinen Nutzen brächten, wie die von „MK“ zitierte Quelle behauptet. Die entsprechenden Hinweise habe Prigoschin jedoch ignoriert.
Außerdem habe ein striktes Alkoholverbot an Bord geherrscht, wenn Prigoschin geflogen sei. Lediglich Säfte und Cola seien an Bord erlaubt gewesen. Auf Essen habe der Wagner-Chef meist verzichtet, berichtete „MK“ weiter. Zudem habe der Wagner-Chef die Flüge oft dazu genutzt, sich umzuziehen – zum Beispiel, um von ziviler Kleidung in eine Kampfuniform zu wechseln.
Prigoschin und seine Wagner-Entourage transportieren oft Waffen
Regelmäßig hätten Prigoschin und seine Entourage Waffen in den Privatjets transportiert, dabei dem Bericht zufolge jedoch penibel auf Sicherheitsvorkehrungen geachtet. Jede Waffe sei entladen und die Munition separat aufbewahrt worden, berichtete die anonyme Quelle der russischen Zeitung.
Unordnung und mangelnde Sauberkeit an Bord habe den Wagner-Chef zur Weißglut gebracht, berichtete laut MK ein ehemaliger Pilot Prigoschins. „Ihr Flugzeug sieht aus wie Scheiße“, habe der Wagner-Chef einmal gepoltert.
Wagner-Chef bemängelte Unordnung an Bord: „Ihr Flugzeug sieht aus wie Scheiße“
Zur Verschleierung seiner Flugbewegungen habe Prigoschin außerdem stets darauf bestanden, dass die Passagierlisten seiner Flüge umgehend nach der Landung vernichtet werden, schilderte die Quelle weiter. Oft habe sich der Wagner-Chef auch Tricks bedient – und falsche Zielflughäfen im Flugplan angegeben. Das allerdings habe zu Beschwerden der russischen Luftfahrtbehörde geführt. Zuletzt habe Prigoschin darauf deshalb immer öfter verzichtet.
Ob der Wagner-Chef tatsächlich bei dem Flugzeugabsturz am Mittwoch gestorben ist, bleibt vorerst ungeklärt. Sowohl die Wagner-Gruppe als auch der russische Präsident Wladimir Putin sprachen zuletzt jedoch vom Tod des Söldner-Chefs. Prigoschin sei ein Mann mit „komplizierter und schwieriger Vergangenheit“, erklärte Putin. „Er hat viele Fehler gemacht im Leben, aber auch viel Gutes erreicht, auch für Russland.“
Wladimir Putin spricht in Vergangenheitsform von Prigoschin
Auch westliche Experten und Geheimdienste gehen mittlerweile davon aus, dass Prigoschin sich an Bord des abgestürzten Jets befunden hat. Wie von den Quellen gegenüber „MK“ behauptet, nutzten ihm die Fallschirme an Bord des Privatjets offenbar nichts. (das)