Köln – Unter Verweis auf NS-Methoden hat der Kölner Weihbischof Ansgar Puff eine Verbindung zwischen den Lügen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump über einen Wahlbetrug und Medienberichten über das „angebliche Fehlverhalten von Bischöfen“ gezogen. Dafür bezog sich Puff in einem Video-Beitrag „gegen Fake News“ auf NS-Propagandaminister Joseph Goebbels.
Diesem werde der Satz zugeschrieben: „Man muss eine Lüge nur oft genug wiederholen, dann wird sie auch geglaubt.“ Deshalb, so Puff, befrage er die Berichterstattung „bestimmter Medien“ darauf, „welche Agenda da verfolgt wird“. Wiederholungen machten auch „Aussagen über angebliches Fehlverhalten von Bischöfen“ nicht automatisch wahr, sagte Puff.
Zuletzt waren das Erzbistum Köln und Kardinal Rainer Woelki intensiv Gegenstand der Berichterstattung. In den Berichten ging es um die Nichtveröffentlichung eines Gutachtens zum Missbrauchsskandals sowie um den Missbrauchsfall eines mit Woelki befreundeten Priesters, den der Kardinal 2015 nicht untersucht und nach Rom gemeldet hatte.
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Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisierte Puff scharf. „Die Äußerungen des Weihbischofs zündeln an der Pressefreiheit und an der Akzeptanz des professionellen Journalismus in der Gesellschaft“, sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die legitime Berichterstattung professioneller Medien in eine Linie mit Goebbels Trump zu stellen, sei „ein Angriff auf die professionellen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland“, sagte Überall. Auf eine Bitte des „Kölner Stadt-Anzeiger“ um Stellungnahme ging Puff nicht ein.
„Klarstellung“ und Entschuldigung
Auf dem bistumseigenen Portal „domradio.de“ veröffentlichte er aber eine „Klarstellung“, um Irritationen und etwaige Missverständnisse auszuräumen. Er habe das Goebbels-Zitat allein auf Trump bezogen. „Sollte der Eindruck entstanden sein, ich hätte Journalisten und den heutigen Journalismus mit Goebbels vergleichen wollen, tut mir das aufrichtig leid, und ich bitte dafür um Entschuldigung. Das war nicht meine Absicht und ist auch nie meine Meinung gewesen.“ Puffs „Tagesimpuls“ ist – versehen mit seiner Erklärung - weiterhin im Netz abrufbar.
Dass über den „problematischen Umgang mit dem Missbrauchsskandal im Kölner Erzbistum“ wiederholt berichtet werden müsse, liegt nach Ansicht von DJV-Chef Überall „vor allem an der Informationspolitik der Kirche selbst“. Sie könne aber „doch eigentlich kein Interesse daran haben, die professionelle Berichterstattung und die Suche nach der Wahrheit zu unterbinden“.
Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl geht in die Offensive
Unterdessen ging die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl, deren Missbrauchsgutachten Woelki wegen angeblicher methodischer Mängel und rechtlicher Bedenken unter Verschluss nehmen ließ, in die Offensive. Die Anwälte boten an, ihre Arbeit auf eigenes Risiko zu veröffentlichen. Sie warfen dem Bistum vor, keine Gelegenheit zur Verteidigung gegen „haltlose“ Vorwürfe eines Gegengutachtens bekommen zu haben. Mit dessen Hilfe würden „die von uns als Gutachtern gezogenen Schlussfolgerungen“ faktisch unterbunden.
Das Erzbistum wies das Angebot der Kanzlei umgehend zurück und erneuerte seine Vorwürfe. Das Erzbistum könne nicht „sehenden Auges äußerungsrechtliche Bedenken ignorieren“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Sie verwies überdies auf das Mandantenverhältnis. Einen Einblick in das Münchner Gutachten stellte sie für die Zeit nach Veröffentlichung eines von Woelki in Auftrag gegebenen Ersatzgutachtens am 18. März in Aussicht.