- In der Corona-Krise wirbt Armin Laschet um Verständnis für die Einschränkungen in der Bevölkerung.
- Im Kampf um die Kanzlerkandidatur hat der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen auf seinen Konkurrenten Markus Söder viel Boden gutgemacht.
- Ein Kommentar.
Düsseldorf – Machen wir uns nichts vor. Natürlich wird am Ende das bessere Management der Corona-Krise den Ausschlag geben, mit welchem Kanzlerkandidaten die Union in die Bundestagswahl zieht. Mit Markus Söder? Oder Armin Laschet? In der öffentlichen Wahrnehmung ist es der Bayer, der Corona im Griff hat. Immer noch. Der Beherbergungsverbote erlässt, Testzentren für Urlaubsrückkehrer an Autobahnen und Bahnhöfen einrichtet.
Auch wenn sie wegen der vielen Pannen außer Effekthascherei am Ende wenig bringen. Der so tut, als ließe sich das Virus allein durch Abschottung aus dem Freistaat verbannen. Markus, der Macher, Armin, der Zauderer? Der Bayer, entschlossen und diszipliniert? Der Rheinländer, zögernd und lavierend?
Krisenmanagement nicht allein nach den Infektionszahlen ausrichten
Je länger die Krise dauert, desto deutlicher wird, dass das so nicht stimmt. Die Landesregierung von NRW hat nach dem ersten Schock und dem flächendeckenden Lockdown erkannt, dass es keinen Sinn hat, ihr Krisenmanagement allein nach den Infektionszahlen auszurichten. Im Frühjahr war das zunächst die einzig richtige Strategie. Weil es darum ging, den Zusammenbruch des Gesundheitswesen zu verhindern.
Das ist gelungen. Seither fährt Laschet einen abwägenden Kurs. Wo die Zahlen steigen, werden die Zügel angezogen. Wo es möglich ist, wird gelockert. Das mag man als Schlingerkurs bezeichnen, ist jedoch ein kluger Weg, die Bürger auf Corona-Kurs zu halten.
Die Landesregierung hat an den Abi-Prüfungen festgehalten, als andere Bundesländer sich längst entschieden hatten, auf die Klausuren zu verzichten. Am Ende hat sie sich durchgesetzt. Sie hat beim Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb von Tönnies den Lockdown in den Kreisen Gütersloh und Warendorf erst verhängt, als das nicht mehr zu vermeiden war. Sie hat zwar zwei Wochen später als Bayern, dafür aber ein deutlich effektiveres Rettungsprogramm für Unternehmen und Selbstständige aufgelegt, aus dem allein in der ersten Woche zwei Milliarden Euro an Soforthilfe geflossen sind.
Beherbergungsverbot in vielen Bundesländern gekippt
In dieser Woche zeigt sich, dass das von Laschet von Beginn an heftig kritisierte Beherbergungsverbot in sich zusammen fällt. Man könne keinem Bürger mehr begreiflich machen, warum er in Köln übernachten darf, wenn er aus Mainz stammt. Aber nicht in Mainz, wenn er aus Köln kommt. Das erzeugt Frust. Wer Regeln erlässt, die offensichtlich keinen Sinn machen, muss sich nicht wundern, dass die Akzeptanz für sämtliche Corona-Regeln sinkt.
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Selbst Bayern hat das Beherbergungsverbot am Freitag einkassiert. Nur weil Söder sich diese Niederlage nicht eingestehen will, wird es formal aufrechterhalten. Armin Laschet hat nur ein Problem. Seine Corona-Politik des Abwägens und Nachjustierens lässt sich schwer vermitteln. Vor allem in Zeiten, in denen die Fallzahlen steigen, sich die Landkarte der Risikogebiete rot einfärbt und alle nach einfachen Lösungen rufen.