Düsseldorf – Der Virologe Hendrik Streeck mahnt zur Vorsicht bei der Wiederaufnahme des Schulunterrichts in NRW nach den Osterferien. „Wenn wir die Schulen zu früh öffnen, schaffen wir womöglich einen Multiplikator für das Virus, der wieder gefährlich sein kann“, sagte der Direktor des Bonner Instituts für Virologie der WAZ.
Streeck untersucht derzeit im Auftrag der Landesregierung, wie sich das Coronavirus im besonders betroffenen Kreis Heinsberg ausgebreitet hat. Es sei nicht leicht, das Risiko zu berechnen. „Wir wissen, dass die allermeisten Kinder gut mit einer Infektion umgehen können. Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie oft Kinder ihre Eltern oder Großeltern unbemerkt anstecken.“
Vollwertiger Abschluss auch ohne Prüfung möglich
Die SPD-Fraktion im Landtag hat Schulministerin Yvonne Gebauer aufgefordert, dem Schulausschuss am Mittwoch einen Bericht vorzulegen, wie es mit dem Abitur weitergehen soll. „Einerseits Termine nennen und andererseits im Pandemiegesetz alles offen zu halten, hat nicht wenige verunsichert“, sagt SPD-Schulexperte Jochen Ott.
„Es ist fatal, dass Ministerin Gebauer suggeriert hat, ein gerechtes Abitur gäbe es nicht ohne Abiturklausur. Diese Aussage holt sie jetzt ein“, so Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion. Ein vollwertiger Abschluss könne auch aufgrund der Vorleistungen vergeben werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erwartet, dass „für alle Entscheidungen der Infektionsschutz im Vordergrund stehen muss“, sagt die GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Die Durchschnittsnote für die Prüfungen beim Abi sei eine sinnvolle Variante, um die Abschlüsse zu vergeben.
Die Lehrergewerkschaft VBE begrüßt, dass sich das Schulministerium verschiedene Optionen offenhalte und fordert, dass sich die Kulturministerkonferenz der Länder an ihren Beschluss hält, die Abschlüsse gegenseitig anzuerkennen, ob mit oder ohne Prüfung.