Schwarz-Grün will den Lehrermangel bekämpfen. Dabei wird auch den Pädagogen einiges abverlangt, räumt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) jetzt ein.
Abordnung an SchulenMinisterpräsident Wüst entschuldigt sich bei Lehrkräften in NRW
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat sich bei Lehrkräften entschuldigt, die wegen des Lehrermangels zeitweise von ihren Stammschulen in andere Städte abgeordnet worden sind. „Ich weiß, dass das eine Zumutung ist“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag vor Journalisten in Düsseldorf. „Das tut mir auch wirklich leid. Aber wir machen das, weil sonst insbesondere im Ruhrgebiet Grundschulkinder keine festen Klassenlehrer mehr hätten“, erklärte der Ministerpräsident. Jeder, der Kinder habe, wisse, dass Kinder in dem Alter feste Bezugspersonen bräuchten.
In NRW sind nach Angaben des Regierungschefs 9300 Lehrkräfte von einer Abordnung betroffen. Dabei können Lehrer verpflichtet werden, für zwei Jahre an einer Schule mit Lehrermangel zu unterrichten. Die Maßnahme verlangt viel ab, denn sie ist regelmäßig mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden, weil viele Lehrer in andere Städte pendeln müssen.
Zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung habe die schwarz-grüne Landesregierung auch andere Maßnahmen ergreifen müssen, die „weh tun“ . Dazu zähle zum Beispiel auch die Aufforderung an Teilzeitkräfte, ihr Stundenkontingent zu erhöhen. „Unsere Schulpolitik wirkt“, sagte Wüst. Auch in Zeiten knapper Kassen werde bei Kindern und Jugendlichen nicht gespart.
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5600 neue Lehrer an NRW-Schulen
Die schwarz-grüne Landesregierung ist seit 2022 im Amt. Wüst zog für den Bildungsbereich eine positive Bilanz. So sei es gelungen, den Lehrermangel erfolgreich zu bekämpfen. „Nach den aktuellsten Erhebungen konnten wir allein in den letzten anderthalb Jahren über 7000 Menschen neu an unsere Schulen bringen“, sagte Wüst. Zwischen Dezember 2022 und Anfang Juni 2024 seien mehr als 5600 zusätzliche Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Schulpsychologen eingestellt worden. Hinzu kämen 1537 Alltagshelfer an den Grund- und Förderschulen. Schwarz-Grün hatte sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, bis 2027 insgesamt 10.000 neue Lehrkräfte einzustellen. Dies sei ein ambitioniertes Ziel. „Wir sind auf dem allerbesten Wege, es zu erreichen“, sagte Wüst.
Auch bei der Zahl der Lehramtsanwärter sprach er von einem „deutlichen Zuwachs“. Im Vergleich zum Mai 2023 sei die Zahl um 209 Personen auf jetzt 3144 angestiegen – ein Plus von rund sieben Prozent. In den ersten zwei Jahren der neuen Wahlperiode wurden 465 neue Studienplätze für Lehrer geschaffen. „Jede und jeder, der in Nordrhein-Westfalen Lehramt studieren möchte, kann das auch tun“, erklärte Wüst.
Beim Ausbau des Offenen Ganztags sieht Wüst ebenfalls einen positiven Trend. So seien die Mittel seit 2021 um 70 Prozent erhöht worden – damit hätten mittlerweile mehr als 430.000 Plätze finanziert werden können. So sei sichergestellt, dass im nächsten Schuljahr für 60 Prozent der Kinder in Grundschulen OGS-Plätze zur Verfügung stünden. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagte der Ministerpräsident.
Kritik an maroden Schulen in NRW
Jochen Ott, Fraktionschef der SPD im Landtag reagierte in der aktuellen Stunde des NRW-Parlaments zu den Kommunalfinanzen auf die Äußerungen des Ministerpräsidenten. Der Politiker aus Köln betonte, Kinder würden massiv unter der maroden Schulinfrastruktur in NRW leiden. Als Beispiel nannte er ein Gymnasium in Mülheim an der Ruhr, das wegen eines Heizungsausfalls für Wochen geschlossen werden musste. Der Investitionsstau sei ein „Staatsversagen“. Wüst rede die Lage an den Schulen „schön“: „Doch die Lehrerinnen und Lehrer und die Eltern wissen es besser“, sagte Ott.