Köln-Wahn, Geilenkirchen und jetzt Mechernich – schon wieder haben Menschen Angst um ihr Wasser. Aber wie wird es in der Region überhaupt geschützt?
Szenen wie in Corona-ZeitenSupermärkte in Mechernich leergekauft – Wie sicher ist unser Trinkwasser?
Es waren Szenen, die man so nur zuletzt in der Corona-Pandemie gesehen hat: Schlangen von Menschen vor den Supermärkten, jeder versuchte, noch etwas zu ergattern, nicht vor leeren Regalen zu stehen. Doch die Menschen in Mechernich wollten nicht Toilettenpapier oder Nudeln, sondern Trinkwasser.
Nachdem am Donnerstagnachmittag ein Loch in den Zaun auf dem Gelände eines Trinkwasser-Hochbehälters geschnitten worden war, empfahl das Gesundheitsamt Euskirchen, das Leitungswasser nur noch für die WC-Spülung zu nutzen. Als Trink-, Koch- oder Duschwasser war es für den Moment tabu. Denn eine Verunreinigung des Wassers war zu dem Zeitpunkt noch nicht auszuschließen.
Am Freitagmorgen dann die erste Entwarnung: Eine erste Analyse hatte ergeben, dass das Wasser nicht biologisch oder chemisch belastet sei. Das Leitungswasser könne nun wieder wie gewohnt genutzt werden. Vor dem Kochen, Trinken oder Zähneputzen sollte es allerdings einmal sprudelnd aufgekocht werden, so der Rat der Behörden.
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Mechernich ist kein Einzelfall. In den vergangenen Tagen gab es auch in der Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn und dem Nato-Stützpunkt in Geilenkirchen Sabotageverdacht beim Trinkwasser, eine mögliche Kontamination wurde überprüft. Wie sicher ist das Wasser in der Region? Und wie wird es geschützt? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wie wird der Trinkwasserschutz in Nordrhein-Westfalen gewährleistet?
In Köln ist die Rhein-Energie für die Wasserversorgung zuständig. „Wir überwachen unsere Anlagen nach dem Stand der Technik und der Gesetze“, sagt Chrisoph Preuß auf Anfrage dieser Zeitung.
Besonders seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 habe man die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Angriffe auf die Trinkwasserversorgung gelten als Teil der „hybriden Kriegsführung“, die nicht nur aus militärischen Einsätzen, sondern auch aus Cyberangriffen oder dem Einsatz von Propaganda. Zu den genauen Überwachungsmaßnahmen der Rhein-Energie kann Preuß nichts sagen – aus Sicherheitsgründen.
Was passiert bei einer Alarmwarnung?
Für die Trinkwasserversorgung sind die Kommunen verantwortlich. Auf Landesebene werden in dem Fachinformationssystem ELWAS (elektronisches wasserwirtschaftliches Verbundsystem) Daten aus der Grund- und Oberflächenwasserüberwachung gesammelt. Veränderungen über den Wasserzustand können hier von den zuständigen Wasserverwaltungen abgerufen werden.
Werden im Rahmen der Gewässerüberwachung Schadstoffe festgestellt, informiert die jeweilige Bezirksregierung die Betreiber der betroffenen Trinkwasserwerke. „Wir müssen jede Veränderung dem Gesundheitsamt melden“, erklärt Preuß. Das Gesundheitsamt entscheide dann weiter. Die Rhein-Energie sei das ganze Jahr über im Einsatz: „Wir können gewährleisten, dass die Überwachung gut funktioniert.“
Reicht die Sicherheitsinfrastruktur aus?
Eine hundertprozentige Sicherheit habe man nie, räumt Preuß ein. Er gehe aber davon aus, dass die Sicherheitsvorkehrungen seines Unternehmens wirksam seien. Der Deutsche Städtetag wird in seiner Forderung mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse deutlich und will einen besseren Schutz kritischer Infrastruktur. „Die Städte sind dafür sensibilisiert und betreiben Vorsorge“, sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbands, dem „Kölner Stadt-Anzeiger" (RedaktionsNetzwerk Deutschland). „Dazu gehören beispielsweise zusätzliche Sicherheitszäune, Wachschutz und das Schulen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Die Betreiber kritischer Infrastrukturen müssten außerdem mehr Eigenverantwortung übernehmen. „Denn die Feuerwehren werden definitiv nicht für alle Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Energieversorger oder Wasserbetriebe Notstromaggregate zur Verfügung stellen können.“ Dedy sieht auch Bund und Länder in der Pflicht, etwa für die „Sensibilisierung und die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung“. Eine Politik der Zeitenwende bedeute zudem, den Bevölkerungsschutz im Landesinnern umfassend zu stärken und den Ausbau der Strukturen auch finanziell zu unterstützen, so Dedy. „Gerade bei größeren Katastrophen oder Ausfällen müssen die Abläufe und Informationsketten klar sein.“