Wo hat sich der Solinger Messerstecher Issa al-H. zwischen Tat und Festnahme versteckt? Die Polizei geht 400 Hinweisen nach.
Anschlag in SolingenZeitraum zwischen Tat und Festnahme von Issa al-H. gibt Polizei Rätsel auf
Der Mann mit dem dunklen Vollbart trägt einen gelben Regenmantel, der verschmiert ist. Er steigt in der Nähe des Tatorts von Solingen aus, kurz, bevor der mutmaßliche Messerstecher dort von der Polizei festgenommen wird. Handelt es sich bei der Gestalt auf dem Foto um den Islamisten Issa al-H.? Das Foto ist am Samstag nach dem Attentat um 21.10 Uhr in der Solinger Stadtbuslinie 695 gemacht worden. Ein Zeuge hatte das Foto unauffällig mit seinem Handy gemacht und die Polizei informiert. Der Mann im Regenmantel fuhr mit dem Bus offenbar vier Stationen. Das Foto kursiert im Internet. Die Polizei erwägt, es für Ermittlungszwecke offiziell herauszugeben.
Sollte es sich um den Täter handeln, könnten sich womöglich Zeugen an den Mann erinnern. Denn die Polizei weiß offenbar immer noch nicht, wo sich der Islamist nach dem Anschlag versteckte und mit wem er Kontakt hatte. „Zwischen Tat und Festnahme fehlen uns etwa 24 Stunden“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags. „Wir müssen aufhellen, wo der Täter sich aufgehalten hat.“
50 Ermittler der Polizei Düsseldorf auf den Fall angesetzt
Bei dem Anschlag beim Solinger Stadtfest waren drei Menschen getötet und acht zum Teil schwer verletzt worden. Danach gingen bei der Polizei 900 Hinweise ein, von denen jetzt 400 weiterverfolgt werden. Unter anderem werten die Ermittler rund 100 Videos und etwa 250 Bilddateien aus. Hier sei akribische Arbeit gefragt, damit „kein Detail übersehen wird“, sagte Reul. Zudem würden Zeugen vernommen, Kontaktpersonen ermittelt, Spuren und Asservate unter die Lupe genommen. Im Polizeipräsidium Düsseldorf arbeiten 50 Ermittlerinnen und Ermittler an dem Fall.
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Reul kündigte in der Sitzung an, dass jetzt auch die Befugnisse der Sicherheitsbehörden darauf abgeklopft werden müssten, ob man „an der ein oder anderen Stelle mehr machen“ müsse. Das gelte auch mit Blick auf das Verfassungsschutzgesetz NRW, das in dieser Legislaturperiode noch geändert werden soll. „Ich denke vor allem auch an das Internet“, sagte Reul. Es sei die Frage, ob die Polizei mit dem digitalen Fortschritt mithalten könne.
Erstmals äußerte sich Reul zu der Frage, wann genau er versucht habe, NRW-Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne) darüber zu informieren, dass es sich bei dem Täter um einen abschiebepflichtigen Syrer handelte. Er habe am Sonntag gegen 8.30 Uhr eine Rückrufbitte an Paul gesendet, sagte der Politiker aus Leichlingen. Dieser sei aber nicht erfolgt. Im Laufe des Vormittags habe sich schließlich das Büro von Paul im Innenministerium gemeldet.
Zu einem persönlichen Gespräch mit Paul sei es vor der digitalen Information des NRW-Kabinetts am Nachmittag nicht mehr gekommen, erklärte Reul. Dies habe auch keinen Sinn mehr ergeben, da die brisanten Informationen unterdessen längst öffentlich geworden seien.